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Dunkle Sehnsucht

Dunkle Sehnsucht

Titel: Dunkle Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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paar kostbare Sekunden, in denen ich mich einfach nur seiner Umarmung hingab, ohne die Starke zu spielen, bevor ich mich wieder Don zuwandte und ihm ein krampfhaft fröhliches Lächeln schenkte.
    »Sieh mal, wer noch hier ist.«

    »Ich seh's.« Ein Hustenanfall schüttelte meinen Onkel.
    Bones ergriff meine Hand, als mehrmals bedrohliche Pausen zwischen seinen Herzschlägen entstanden. »Du hast dich als anständiger erwiesen als gedacht«, krächzte Don, nachdem er sich wieder gefasst hatte.
    Bones sah meinen Onkel mit stetem, ernstem Blick an.
    »Du auch, mein Alter.«
    »Bones und ich haben uns unterhalten«, sagte ich und versuchte zu lächeln, damit ich nicht in Tränen ausbrach, weil mir klar war, dass das ihre Art war, einander Lebewohl zu sagen. »Weißt du noch, wie du gesagt hast, du wolltest mich zum Traualtar führen? Na ja, wir würden dein Angebot gern annehmen.«
    Dons Lippen verzogen sich zu einem wehmütigen Lä-
    cheln, bevor sein Gesicht wieder einen verkniffenen Ausdruck annahm und seine Gedanken mir verrieten, dass er Schmerzen in der Brust hatte. Ich warf einen Blick auf das EKG-Gerät, obwohl ich wusste, was es anzeigte. Das Blut meiner Mutter hatte Don ins Leben zurückgeholt, aber nicht für lange. Sein Herz versagte direkt vor meinen Augen.
    »Deine Hochzeit werde ich wohl nicht mehr miterleben, Cat«, murmelte er und schloss die Augen.
    »Doch, das wirst du«, sagte ich mit so viel Nachdruck in der Stimme, dass Dons Augen sich wieder öffneten und sogar offen blieben. »Weil wir hier und jetzt unser Ehegelübde erneuern werden.«
    »Cat.« Dons Gesicht wirkte vor Kummer ganz verhärmt.
    »Du wolltest doch ein großes Fest, wenn alles ... vorüber ist.
    Du musst dir das nicht kaputt machen ...«
    Er verstummte und schloss die Augen, woraufhin sein Herzschlag kurz aussetzte. Ich biss mir auf die Unterlippe und drückte Bones' Hand, bis ein knackendes Geräusch mich dazu brachte, meinen Griff zu lockern.
    »Das sind wirklich nicht die richtigen Umstände«, sagte mein Onkel schließlich mit einer vagen Handbewegung in Richtung der Apparate an seinem Bett.
    Ich dachte daran, wie ich mir als kleines Mädchen meine Hochzeit vorgestellt hatte. Ein weißes Kleid war natürlich auch vorgekommen. In meiner Vorstellung hatte mein Großvater an seiner Fliege herumgezupft wie immer, wenn er eine tragen musste, und meine Großmutter hatte ihn beruhigt und ihm gesagt, dass sie gerade saß, und dabei die Augen verdreht. Meine Mutter war natürlich auch da und lächelte, weil sie sich so für mich freute, und Freundinnen hatte ich auch, die mir das Kleid zurechtzupften, bevor ich zum Traualtar schritt. Mein Brautstrauß bestand aus Rosen und Wildblumen, das Haar hatte ich hochgesteckt, und meinen künftigen Ehemann lächelte ich durch einen duftig weißen Schleier an, der erst gelüftet wurde, nachdem wir zu Mann und Frau erklärt worden waren.
    Damals hatte ich natürlich noch nicht gewusst, dass es Vampire gab, geschweige denn, dass ich zur Hälfte selbst einer war. Bones hatte sich nach Kräften bemüht, diesen Traum für mich wahr werden zu lassen, aber das Leben, das wir führten, verhinderte jedes Mal, dass ich meine Wunsch-hochzeit bekam.
    Ich würde nie so heiraten, wie ich es mir als Kind erträumt hatte. Und schon gar nicht jetzt, im Sanitätstrakt einer geheimen Regierungsbehörde, deren Aufgabe es war, die Aktivitäten der Untoten zu überwachen. Meine wirkliche Hochzeit hatte in einer blutgetränkten Arena stattgefunden, vor den Augen hunderter Vampire, denen ich nie zuvor begegnet war, nicht im Kreis meiner Freunde und Angehörigen.
    Mein Bräutigam hatte auch nicht meinen Schleier gelüftet, nachdem wir zu Mann und Frau erklärt worden waren. Er hatte sich in die Hand geschnitten, sie mir gereicht und bei seinem Blut geschworen, dass ich für immer seine Frau sein würde, wenn ich ihn zum Mann nahm.
    Das war meine Hochzeit gewesen. So ziemlich das exakte Gegenteil dessen, was ich mir erträumt hatte, aber im Nachhinein wollte ich daran nichts mehr ändern oder den Akt durch etwas anderes ersetzen. Ich würde nie das Leben haben, das ich mir als Kind ausgemalt hatte, und mir war erst vor Kurzem klar geworden, dass es okay war zu sein, wer ich war. Bei meiner Hochzeit hatte ich statt eines schönen weißen Kleides zwar einen schwarzen Nuttenfummel getragen und blutige Finger anstelle eines Brautstraußes gehabt, aber als Bones mir seine Hand entgegengestreckt und mich zu seiner Frau erklärt

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