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Dunkle Sehnsucht

Dunkle Sehnsucht

Titel: Dunkle Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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den ohnehin geschwächten Don bedeutete, war mir klar.
    Kühle Finger schlossen sich um meine. »Er hält durch«, sagte meine Mutter. »Er weiß, dass du kommst.«
    »Er ist wach?« Das überraschte mich, aber wie hätte er sonst wissen können, dass ich unterwegs war.
    Meine Mutter sah auf den Boden und trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. »Er war es, als ich ihn zuletzt gesehen habe.« Außer Angst, Sorge und Kummer lag noch etwas anderes, mir wohl Vertrautes in ihrem Tonfall.
    Trotz. Die Aufzugtüren öffneten sich im zweiten Untergeschoss, wo der Sanitätstrakt lag, aber ich rührte mich nicht von der Stelle.
    »Was verschweigst du mir, Mom?«
    Sie ließ meine Hand los und deutete auf die Katzenbox.
    »Es ist unhygienisch, ein Tier mit in Dons Krankenzimmer zu nehmen. All die Haare. Ich bringe deinen Kater in dein altes Büro, während du ...«
    »Was verschweigst du mir?«, wiederholte ich und klatschte mit der Hand gegen die Aufzugtüren, als diese sich wieder schließen wollten.
    »Crawfield.«
    Wir rissen beide die Köpfe hoch, aber Tates indigoblaue Augen waren einzig auf meine Mutter gerichtet, während er uns entgegenstrebte.
    »Raus aus dieser Etage, Crawfield. Ich habe Ihnen den Befehl erteilt, sich von Don fernzuhalten. Cat«, Tates Tonfall wurde weicher. »Komm mit mir.«
    »Erst, wenn mir jemand sagt, was hier vor sich geht, und wie wir alle wissen, bin ich in Eile«, knurrte ich. Meine Mutter durfte sich Don nicht nähern ? Was zur Hölle war passiert ?
    »Sie hat gegen seinen ausdrücklichen Patientenwillen gehandelt«, antwortete Täte, der meine Mutter inzwischen aus grünen Augen anfunkelte.
    »Und er wäre schon längst tot, wenn ich es nicht getan hätte!«, zischte sie zurück, Täte wütend anstarrend, während sie mir einen flehenden Blick zuwarf. »Nur deshalb habe ich ihm das Blut verabreicht ...«
    »Wozu Sie kein Recht hatten. Sie wussten, dass er es anders verfügt hat«, fauchte Tate.
    Als ich aus ihrem Wortwechsel schloss, was passiert war, traten mir erneut die Tränen in die Augen. »Don hatte also eine Patientenverfügung, in der stand, dass er keine Wie-derbelebung wünscht, und du hast ihm trotzdem etwas von deinem Blut verabreicht, um ihn zurückzuholen, nachdem er den Herzinfarkt hatte?«, krächzte ich und sah meine Mutter durch einen pinkfarbenen Tränenschleier hindurch an.

    Sie senkte den Blick. »Ich wusste doch, dass du ihn noch ein letztes Mal sehen wolltest.«
    Ich stellte die Katzenbox ab, fiel ihr um den Hals und drück-te sie so fest an mich, dass sie ein überraschtes »Uff« ausstieß, was Tate mit einem entrüsteten Schnauben quittierte.
    »Umarme sie, so viel du willst, aber sie ist bis auf Weiteres suspendiert. Und jetzt machen Sie, dass Sie aus dem Sanitätstrakt verschwinden, Crawfield, bevor ich Sie rauswerfe.«
    Ich löste mich von meiner Mutter, um mich zornig Tate zuzuwenden. »Selbst unter den gegebenen Umständen kannst du nicht aufhören, dich wie ein Arschloch aufzuführen! Was ist bloß los mit dir, Tate?«
    Ich hatte die Stimme erhoben. Das medizinische Personal hielt inne, um zu uns herüberzusehen, bevor es mit der Arbeit fortfuhr.
    »Ich bringe deinen Kater in dein Büro, wie besprochen«, murmelte meine Mutter, trat wieder in den Aufzug und drückte einen Knopf.
    Tate ergriff meinen Arm und führte mich durch den Flur, und nur, weil ich nicht wusste, ob Don wach war und uns hören konnte, verzichtete ich darauf, ihn mit Schwung über den steril glänzenden Fußboden zu schleudern.
    »Die Umstände sind egal; das war Ungehorsam«, antwortete Tate leise. »Wenn sie zum Team gehören will, muss sie lernen, Befehle zu respektieren, auch wenn sie sie nicht gutheißt.«
    »Es gibt Wichtigeres als Befehle «, zischte ich zurück und blieb stehen, bevor wir dem Zimmer meines Onkels zu nahe kamen. »Für dich ist Don vielleicht nur dein Boss, aber mir bedeutet er ein bisschen mehr. Meine Mutter hat das im Gegensatz zu dir wenigstens erkannt!«

    »Untersteh dich«, keuchte Täte und trat so nah an mich heran, dass unsere Nasenspitzen sich fast berührten. »Un-
    tersteh dich, hier aufzutauchen und zu tun, als wärst du die Einzige, die ein Familienmitglied verliert. Ich bin von Pflegefamilie zu Pflegefamilie durchgereicht worden, bis ich achtzehn wurde und der Armee beitreten konnte. Die nächsten fünf Jahre habe ich damit verbracht zu vergessen, was vorher war. Mit dreiundzwanzig hat Don mich unter seine Fittiche genommen. Er war der

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