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Dunkle Sehnsucht

Dunkle Sehnsucht

Titel: Dunkle Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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aber dann herausgefunden, dass man sie durch Blut herbeirufen und kontrollieren kann. Als ich sie wieder gebannt hatte, war ich völlig durchgefroren und ausgehungert - nach Nahrung«, fügte ich mit einem demonstrativen Blick auf Mencheres hinzu, der ganz unschuldig aus der Wäsche guckte.
    »Also nicht zu vergleichen mit letztem Mal.«
    Ich wollte zwar nicht, dass die Erinnerung einsetzte, aber sie kam trotzdem. Eiseskälte in mir. Dieser furchtbare Hunger. Die lauten Stimmen in meinem Kopf, die irgendwann zu einer Art weißem Rauschen wurden ...
    Nur eine Stimme war seltsamerweise deutlich zu verstehen. Sie zupfte an den Rändern meiner Erinnerung, honig-süß mit südkreolischem Akzent. Tanzte inmitten des Chaos jener Nacht, in der ich das ganze Ausmaß von Maries Macht über die Toten zu spüren bekommen hatte. Ja richtig, Marie hatte mir eine Frage gestellt, die zu diesem Zeitpunkt gar nicht bis in mein Bewusstsein vorgedrungen war, weil ich das Gefühl gehabt hatte, Maries Macht würde mich er-sticken. Jetzt allerdings hörte ich ihre Frage so deutlich, als würde sie sie mir soeben ins Ohr flüstern.
    Hast du dich nie gefragt, wie Gregor aus Mencheres' Ge-fängnis entkommen konnte?
    Was für eine seltsame Frage. Mencheres hatte mich Gregor entrissen, alles, was ich mit ihm erlebt hatte, aus meinem Gedächtnis gelöscht, und Gregor zur Strafe eingesperrt.
    Aber irgendwie war Gregor die Flucht geglückt, sodass er sich mir zwölf Jahre später wieder an die Fersen heften und behaupten konnte, er und nicht Bones sei mein Ehemann.
    Damals hatten wir andere Sorgen gehabt, als herauszufinden, wie Gregor aus seinem Gefängnis entkommen war. Der Flüchtige hatte uns schließlich jede Menge Ärger gemacht.
    Um ehrlich zu sein, hatte ich nicht mehr viel an Gregor gedacht, seit ich ihm mit Vlads pyrokinetischen Fähigkeiten die Rübe weggeblasen hatte. Warum stellte Marie mir gerade diese Frage? Sie wusste doch, dass ich keine Ahnung hatte, wie Gregor Mencheres entkommen war. Niemand wusste das, nicht einmal Mencheres selbst. Und die Antwort hatte mich zu dem Zeitpunkt auch herzlich wenig interessiert.
    »Heilige Scheiße!«, rief ich und sprang so abrupt auf, dass die Couch umkippte.
    Bones war bereits auf den Beinen und sah sich hektisch im Zimmer um, das Messer schon in der Hand. Ich stapfte mit derart energischen Schritten auf ihn zu, dass ich eigentlich Löcher im Boden hätte hinterlassen müssen, und schob es mit einer fast fieberhaften Handbewegung beiseite.
    »Gregor.« Ich packte Bones bei den Schultern, nur am Rande registrierend, dass seine Augenbrauen bei der Nen-nung des Namens in die Höhe schossen. »Er ist Mencheres entkommen. Ein Kunststück, das niemandem hätte glücken dürfen, so gerissen und mächtig wie der gute Opa Pharao ist, nicht wahr? Aber Gregor hat es geschafft, und niemand hat je herausgefunden, wie. Verstehst du denn nicht? Wir sind immer davon ausgegangen, dass er selbst einen genia-len Fluchtplan ausbaldowert hat, dabei hat der Wichser gar nichts gemacht!«
    Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Mencheres und Kira besorgte Blicke mit Bones austauschten.
    »Kätzchen«, sagte Bones in dem Tonfall, den ich ihn auch schon Traumatisierten gegenüber hatte benutzen hören, wenn er glaubte, sie stünden knapp davor, komplett durch-zudrehen. »Die Ereignisse der letzten Zeit haben dich sehr mitgenommen. Es ist ganz natürlich, sich auf etwas aus der Vergangenheit zu besinnen, wenn einem die Gegenwart übermächtig erscheint ...«
    Ich fing an zu lachen wie eine Irre, was Bones dazu brachte, noch besorgter die Stirn zu runzeln.
    »Süße, vielleicht ...«, versuchte er es noch einmal.
    »Niemand kann sich vor dem Tod verstecken«, fiel ich ihm ins Wort und spürte, wie tiefe Befriedigung mich erfüllte, als mir endgültig ein Licht aufging. Marie hat das gesagt, aber ich habe es mir nicht wie versprochen zu Herzen genommen. In den letzten Tagen war ich so außer mir über den Verlust von Don, dass ich an nichts anderes denken konnte.

    Davor war ich zu beschäftigt damit gewesen herauszufinden, wo Apollyon steckte, und mir die Geister vom Leib zu halten - und stinksauer auf Marie war ich außerdem.
    Niemand, nicht einmal unsereins, hatte sie betont. Der Tod durchstreift die ganze Welt und dringt selbst durch die dicksten Mauern, mit denen wir uns zu schützen versuchen ... Wenn du die wahre Bedeutung meiner Worte verstehst, weißt du, wie man Apollyon bezwingen kann.
    Gott, sie hatte mir alle

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