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Dunkle Sehnsucht

Dunkle Sehnsucht

Titel: Dunkle Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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Hinweise gegeben. Ich hatte bloß nicht eins und eins zusammengezählt.
    »Marie hat das gesagt, bevor sie dir die Restwesen auf den Hals gehetzt und mich gezwungen hat, ihr Blut zu trinken«, fuhr ich mit lauter werdender Stimme fort. »Ich dachte, das wäre bloß eine kryptisch formulierte Drohung - sie macht ja gern einen auf geheimnisvoll; dabei hat sie nur versucht, uns zu helfen.«
    Gregor war Mencheres nicht aus eigener Kraft entkommen. Marie hatte ihn aufgespürt, indem sie das Einzige nach ihm ausgesandt hatte, vor dem niemand sich verstecken konnte: Geister. Um ihn zu befreien, hatte sie vermutlich die Restwesen eingesetzt; gegen die hätten nicht einmal Mencheres' Wachleute eine Chance gehabt. Marie hatte Gregor vielleicht gehasst, aber er war ihr Erschaffer, den sie aus Loyalität nicht hatte im Stich lassen können.
    Das passte zu ihrem eisig nüchternen Wesen. Marie hatte von Gregor frei sein wollen, was unmöglich war, solange er weggesperrt blieb, und sie hatte zugegeben, dass sie den Grund für seine Strafe kannte. Marie hatte Gregor - der nichts Eiligeres zu tun hatte, als die Jagd nach mir wieder-aufzunehmen - in dem Wissen zur Flucht verholfen, dass Bones ihn umbringen würde. Was er zwar nicht getan hatte, dafür aber ich. Sie hatte ihr Ziel erreicht, und zwar ganz ohne sich dabei offen gegen ihren Erschaffer zu stellen.
    Der Teufel steckt im Detail, hatte ich zu den Ghulen im Autokino gesagt. So war es in der Tat, und die clevere Voodoo-Königin schien sich diese Weisheit besonders zu Herzen genommen zu haben. Maries Loyalität war es gewesen, die sie damals davor hatte zurückschrecken lassen, Gregor selbst umzubringen, und eben diese Loyalität verhinderte nun, dass sie sich in dem aufkommenden Konflikt gegen ihre Artgenossen stellte. Aber wieder einmal hatte Marie einen Ausweg aus dem Dilemma gefunden. Sie hatte mich gezwungen, ihr Blut zu trinken, und so ihre Macht auf mich übertragen. Auf diese Weise hatte sie uns eine Waffe gegen Apollyon an die Hand gegeben, die unmöglich mit ihr in Verbindung gebracht werden konnte. Immerhin hatte sie uns mehr als deutlich zu verstehen gegeben, dass wir Still-schweigen über das bewahren sollten, was zwischen ihr und mir auf dem Friedhof passiert war.
    »Gott, diese Frau ist wirklich um einiges gerissener, als ich dachte!«, rief ich.
    Bones nickte Mencheres über meine Schulter hinweg kaum merklich zu. Ich entfernte mich von ihm mit den Worten: »Keine Bange. Er muss nicht wieder die unsichtbare Zwangsjacke rausholen. Ich bin nicht verrückt geworden. Hab's bloß erst jetzt kapiert.«
    Bones machte noch immer ein Gesicht, als fragte er sich, ob es vielleicht doch klüger wäre, Mencheres' Macht gegen mich einzusetzen, also ließ ich mich seelenruhig neben Kira nieder und faltete die Hände im Schoß. So. War ich nicht ein Musterbild an Gemütsruhe und Vernunft?
    »Apollyon ist so gut wie geschnappt«, verkündete ich und erwiderte den Blick seiner braunen Augen mit einer Entschlossenheit, die mich praktisch zu durchdringen schien.
    »Er weiß es nur noch nicht.«

    »Sind der Knoblauch und das Gras weg?«, fragte ich Bones, als er zur Haustür hereinkam. Von dem Knoblauch mal abgesehen, klang ich wie ein Teenager, der versuchte, vor dem Eintreffen der Eltern die Spuren einer ausgelassenen Party zu beseitigen, wie mir auffiel.
    »Weit weg«, antwortete Bones. »Bin losgeflogen und hab das Zeug über einem See abgeworfen. Entweder es versinkt, oder irgendein Glückspilz wird beim Angeln sein blaues Wunder erleben.«
    Ich hatte mir in der Zwischenzeit die oberste Hautschicht zusammen mit dem Kräutergestank vom Leib geschrubbt und alle Klamotten weggeworfen, die mit den Pflanzen in Berührung gekommen waren. Nun war ich gerüstet.
    »Also schön«, sagte ich, während ich Bones, Mencheres und Kira ansah. »Zeit, die Toten zu wecken.«
    Ich trat auf die Veranda hinaus und sah zum Himmel empor, um den Kopf freizubekommen. Die Sterne strahlten hier auf dem Land wirklich viel heller als in der Stadt. Aber ich war nicht hier, um das funkelnde Schauspiel zu bewundern. Ich hatte vor, ein richtig fettes übernatürliches Will-kommensschild in die Höhe zu halten, um eben jene Wesen anzulocken, die ich während der letzten Wochen unbedingt hatte verscheuchen wollen. Die Gegend hier war zwar nur dünn besiedelt, aber ich wusste, dass die Toten ganz in der Nähe waren. Das Fehlen menschlicher Stimmen machte es mir leichter, mich auf das Summen in der Atmosphäre zu

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