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Dunkle Sehnsucht

Dunkle Sehnsucht

Titel: Dunkle Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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Sicht.
    »Oh, und wie«, antwortete er. Dann setzte er sich auf und zog mich mit sich. Die übrige Veranda und der umliegende Garten kamen in Sicht.
    Ich konnte mir ein erstauntes Keuchen nicht verkneifen, als ich Aberdutzende transparenter Gestalten um unser Haus schweben sah. Nicht einmal einzelne Gesichter konnte ich ausmachen, weil die Geister so zahlreich waren, dass ihre Züge ineinander übergingen. Grundgütiger! Es war wie damals in New Orleans. Wie war das möglich? Mit Vlad zusammen hatte ich nur fünf Gespenster angelockt, und da war ich verdammt noch mal sogar auf einem Friedhof gewesen!
    »Sind das diese Restwesen, über die ihr vorhin gesprochen habt?«, erkundigte sich Kira offensichtlich verwirrt.
    »Nein.« Meine Stimme klang noch immer erstaunt. »Das sind normale Gespenster.«
    Eine der undeutlichen Gestalten kam durch den Garten auf die Veranda gesaust. »Cat!«
    Es dauerte einen Augenblick, aber dann wurde aus den schemenhaften Zügen ein vertrautes Gesicht.
    »Hey, Fabian«, sagte ich und versuchte, ihn mit einem Scherz aufzuheitern. »Wie ich sehe, hast du meine Nachricht erhalten.«
    Er streckte .die Hand aus und fuhr mir mit den Fingern durch die Wange. »Deine Tränen waren wie ein Schrei«, antwortete er lediglich, bevor er die Hand wieder sinken ließ.
    War das nicht ironisch? Durch Blut konnte man die Restwesen rufen und lenken, wohingegen auf Geister offensichtlich Tränen eben diese Wirkung hatten. Das musste die Lösung sein. Als ich zusammen mit Vlad auf dem Friedhof gewesen war, hatte ich geblutet, war zornig, frustriert und traurig gewesen, aber Tränen hatte ich nicht vergossen. Jetzt hingegen hatte ich nur zehn Minuten lang die Stille in meinem Innern anzapfen und weinen müssen, und schon befand sich ein veritables Geisterheer in meinem Garten.
    »Mir geht's gut«, beruhigte ich Bones und Fabian, die mich beide mit sorgenvollen Gesichtern musterten. »Ehrlich«, fügte ich hinzu. »Und wo jetzt alle so schön beisam-men sind, fangen wir doch mal an.«
    Ich stand auf und trat an das Ende der Veranda, von dem aus die meisten Geister zu sehen waren. Die Unruhe in den hinteren Reihen, wo der Wald anfing, ließ allerdings vermuten, dass der Zustrom noch nicht abgeebbt war.
    »Danke, dass ihr gekommen seid«, sagte ich und versuchte, einen zuversichtlichen Tonfall anzuschlagen. »Ich heiße Cat.
    Ich muss euch um einen äußerst wichtigen Gefallen bitten.«
    »Tagchen, die Dame«, meldete sich eine mir vage vertraut vorkommende Stimme zu Wort. »Hätte nicht gedacht, dass wir uns noch mal wiedersehen.«
    Ich hob den Kopf und sah, wie ein Geist sich zwischen den anderen hindurch nach vorn drängte. Er hatte leicht an-gegrautes braunes Haar, einen Bierbauch und vor seinem Tod anscheinend schon eine Weile keinen Rasierapparat mehr gesehen. Irgendwie kam er mir in der Tat bekannt vor.
    Woher bloß ...?
    »Winston Gallagher!«, grüßte ich den ersten Geist, der mir je begegnet war.
    Enttäuscht betrachtete er meine leeren Hände. »Kein Selbstgebrannter? Wie grausam, mich herzurufen und einfach verdursten zu lassen.«
    So eine Kleinigkeit wie der Tod kann ein ausgewachsenes Alkoholproblem eben nicht kurieren, dachte ich, als mir all der billige Fusel wieder einfiel, den das Gespenst mir bei unserer ersten Begegnung aufgezwungen hatte. Dann wurden meine Augen schmal, und ich bedeckte schützend meinen Unterleib, als ich sah, wie die Augen des Geistes dorthin wanderten.
    »Denk nicht mal dran, noch einmal in meinem Slip he-rumzuspuken«, warnte ich ihn, bevor ich mit lauterer Stimme hinzufügte: »Und das gilt für alle Anwesenden.«
    »Ist das der Mistkerl?« Bones war schon dabei, die Ve-randatreppe hinunterzustürmen, während Winston zurückwich. »Komm her, du mieser kleiner ...«

    »Bones, nicht!«, unterbrach ich ihn. Schließlich wollte ich nicht, dass er mit seinen deftigen Flüchen andere Existenz-behinderte verschreckte.
    Er hielt inne, bedachte Winston mit einem letzten bösen Blick, während er mit den Lippen die Worte: ich, Exorzist formte und sich dann wieder zu mir gesellte.
    Ich schüttelte den Kopf. Vampirisches Besitzdenken. Es kam wirklich immer zur falschen Zeit ins Spiel.
    »Wie gesagt müsst ihr etwas sehr Wichtiges für mich tun.
    Ich bin auf der Suche nach einem Ghul, der einen Krieg zwischen den Untoten anzetteln will, und er hat noch eine ganze Menge stinkwütender, vampirhassender Ghule im Schlepptau.«
    Es war wirklich eine Herausforderung, aber wenn es Marie

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