Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkle Sehnsucht

Dunkle Sehnsucht

Titel: Dunkle Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
Vom Netzwerk:
war noch nicht ganz über meinen Zorn hinweg.
    Und selbst wenn, wäre Mencheres mir trotzdem noch ein bisschen unheimlich gewesen. Bones nannte ihn zwar Ahnherr, weil Mencheres den Vampir erschaffen hatte, durch den später Bones verwandelt worden war, aber Mencheres sah aus, als wäre er gerade erst Anfang zwanzig. Der Schein jedoch trog. Mencheres existierte bereits länger als so manche Zivilisation, und die Fähigkeiten, über die er verfügte, konnten einem wirklich Angst machen. Ich musste es wissen; ich hatte sie mir kurzfristig geborgt, indem ich Mencheres' Blut getrunken hatte, um so Freunden in einem Kampf beistehen zu können. Danach war ich eine Woche lang außer Gefecht gesetzt gewesen, weil die Energiemenge einfach zu viel für meinen Organismus gewesen war. Meiner Meinung nach konnte es daher nicht schaden, im Umgang mit Mencheres ein bisschen Vorsicht walten zu lassen.
    »Nehmt doch bitte Platz.« Ganz höflicher Gastgeber wies Mencheres auf das Sofa, von dem wir uns gerade erst erhoben hatten. Sobald ich wieder saß, rückte mir auch schon sein Hund wieder auf die Pelle, der mir den Kopf auf den Schoß legte und gekrault werden wollte. Mencheres setzte sich neben Kira und strich ihr kurz über den Arm, bevor er sich wieder auf uns konzentrierte.
    »Ihr habt Neuigkeiten, was Apollyon angeht, nehme ich an.«
    Ein bisschen amüsierte mich der steife Anblick, den wir sicher gerade abgaben, wie wir uns so mit tiefernsten Gesichtern auf unseren jeweiligen Sofas gegenübersaßen. Ein paar Vampire eben, die eine übernatürliche Gefahrensituation mit der gebührenden Feierlichkeit und Grabeswürde besprachen, sexuelle Ausschweifungen natürlich ausgeklammert.
    »Die einzige Neuigkeit ist, dass es nichts Neues gibt«, knurrte Bones und nahm einen großen Schluck Whiskey, bevor er fortfuhr. »Wir sind unterwegs nach New Orleans, um mit Marie zu sprechen. Mit etwas Glück können wir sie davon überzeugen, dass Apollyon für alle rational denken-den Mitglieder der Ghul-Nation eine ebenso große Bedrohung darstellt wie für uns.«
    Mencheres nickte nachdenklich. »Marie Laveau ist wirklich eine mächtige Verbündete, wenn man sich ihre Loyalität sichern kann.«
    Das war eine Untertreibung. Die Voodoo-Königin war nicht nur Herrin über eine große Ghul-Sippe; sie regierte eine ganze Stadt, und das konnte kein anderer, mir bekannter Untoter von sich behaupten. Daher musste ich bei der Vorstellung, irgendwer könnte sich ihre Loyalität »sichern«, ein Schnauben ausstoßen.
    »Marie ist in erster Linie sich selbst gegenüber loyal, und ich könnte wetten, dass sie sich bereits entschieden hat, ob sie Apollyon unterstützen will oder nicht. Unser einziges Argument ist, dass ein Krieg für alle Beteiligten von Nachteil wäre, nicht nur für die Vampire. Würde Marie nicht immer auf einem persönlichen Treffen bestehen, könnten wir Zeit sparen, indem wir das telefonisch mit ihr klären. Oder per SMS.«
    Über die Vorstellung, eine SMS von Marie zu erhalten, in der stand »I kill u«, musste ich dann allerdings lachen. Marie nahm kein Blatt vor den Mund, wenn sie sich einmal für eine Vorgehensweise entschieden hatte, sodass ich ihr das durchaus zutraute.
    Bones warf mir einen fragenden Blick zu, aber ich winkte ab.
    »Vergiss es. War nur mein schräger Humor. Also, Mencheres, du hattest wohl nicht zufällig irgendwelche Visionen, was Apollyons gegenwärtigen Aufenthaltsort angeht, hmm? Oder darüber, ob er die Ghule genauso aufwiegeln wird wie letztes Mal?«
    Mencheres machte den Mund auf, aber Kira war schneller.
    Ihre Aura schlug Funken, und in ihren Augen blitzte es grün.
    »Setz ihn nicht unter Druck. Er hat ohnehin schon Schuld-gefühle, weil er in dieser Sache nichts vorhersagen kann.«
    Ich verkniff mir das Lachen, das mir in die Kehle stieg, und spürte, wie auch Bones von einer Welle der Erheiterung erfasst wurde, obwohl seine Miene unverändert blieb. Dass Kira die Krallen ausfuhr, um einen Vampir zu beschützen, der uns alle hätte umbringen können, ohne dazu auch nur von der Couch aufstehen zu müssen, war einfach zu komisch. Genau wie der entschuldigende Blick, den Mencheres uns zuwarf, bevor er ihr etwas Beschwichtigendes zuraunte.
    Durch seine Gefühlsverbindung zu Bones hatte er offenbar mitbekommen, wie erheitert er und auch ich waren.
    »Du hast recht, Kira. Tut mir leid, Mencheres«, sagte ich und brachte einen zerknirschten Tonfall zustande, obwohl mir die Rippen wehtaten, so sehr musste ich

Weitere Kostenlose Bücher