Dunkle Spiegel
dunkelblonden, langen, lockigen Harren, die wild durcheinander lagen, wie sie sich zitternd am Sekretär festhielt.
Weg war sie! Adriana! Dabei hatte er doch gerade ihren schlanken Hals noch einmal küssen wollen!
Er gab ein leises, zufriedenes Stöhnen von sich. Er wusste eben, was von ihm erwartet wurde.
Ein paar Sekunden verharrten sie in dieser Lage. Seine Erregung ebbte schnell ab. Sein Puls verlangsamte sich.
Plötzlich hatte er Hunger.
Sie lachte leise und fast schon irre. Ihr Nacken war schweißnass, der süße Duft ihres Parfums umgab ihn nun vollständig. Er versuchte, es zu ignorieren.
“Mmmhh … das war gar nicht schlecht. Gute Arbeit, junger Mann …” flüsterte sie heiser.
Ob sie das schon einmal mit einem Handwerker gemacht hatte? dachte er interessiert bei sich. Vielleicht mit einem jungen Mann, der rein zufällig hier vorbeigekommen war? Der verwundert ihren Körper betrachtete, wie er sich in einem dünnen, seidenen Negligé bewegte? Und wie sie dann ganz offensichtlich ihre Lust zeigte? Der Gedanke ließ ihn leicht erzittern. Er gefiel ihm sogar. Das gab ihm einen kleinen Kick. Nicht dass es ihm besonders viel ausgemacht hätte, aber interessant fand er diese Frage schon.
Langsam löste er sich wieder von ihr.
“Lass uns duschen gehen.” sagte er leise und versuchte dabei so zärtlich wie möglich zu klingen.
“Gern, ja …” Sie sah ihn an. Ihre Augen sprühten vor Energie, auch wenn sie absolut erschöpft war. Sie zitterte noch immer. Behutsam stützte er sie und geleitete sie langsam in Richtung Badezimmer.
Er blickte sich noch einmal um.
Seine Kleider lagen überall zerstreut. Wild. Der Sekretär hatte sich um ein gutes Stück von seiner alten Position verschoben. Die Bahn war im Teppich deutlich zu sehen. Es sah alles sehr leidenschaftlich aus.
Zufrieden lächelte er.
Er wusste eben, was von ihm erwartet wurde!
*** 14 ***
Auf dem Tisch stapelten sich Croissants neben einem Marmorkuchen, der schon zur Hälfte aufgeschnitten war. Abgerundet wurde dieses unfreiwillige Stillleben von halbvollen Kaffeetassen, die im Halbkreis darum herum standen.
Ramirez, Chapler, Chief Whealer und ich saßen beieinander. Von außen hätte man es durchaus für ein gemütliches Kaffeekränzchen halten können. Doch spätestens beim Anblick der großen Karte und den vielen Tafeln an der Wand mit den Fotos der geschändeten Frauen wäre einem der Gedanke an einen netten Nachmittagsplausch bei Kaffee und Kuchen vergangen.
Wir trugen unsere neuen Ergebnisse zusammen. Viel hatten wir zwar nicht herausgefunden, aber für die von Ramirez und mir geplante Aktion wollte ich unbedingt das OK des Chiefs. Ich war mir nicht sicher, ob er uns nicht für verrückt halten würde. Große Chancen für seine Zustimmung rechnete ich uns eigentlich nicht aus.
Chapler hatte sich in der Zwischenzeit die Telefonanlage in Adriana Lions Wohnung noch einmal angesehen. Offenbar hatte der Mörder sich auch noch die Zeit genommen, seine Verbindungsdaten für die Übertragung des schnurlosen Internetzugangs vor seinem Verschwinden wieder zu löschen. Inzwischen waren die Computer aller Opfer überprüft worden. Die Übereinstimmungen in Bezug auf die besuchten Seiten und Chats hatte sich fortgesetzt. Demnach bestand nun eindeutig eine Verbindung zwischen allen ermordeten Frauen - die Verbindung, die wir solange vergeblich gesucht hatten. Und diese Verbindung war auch ein Hinweis auf den Täter.
Die Chaträume waren der Schlüssel!
“Er wird nicht aufhören. Er hat Gefallen daran gefunden. Wir sind nun sicher, dass er auch für die anderen Morde verantwortlich gemacht werden kann. Sie tragen seine Handschrift!” schloss ich meinen Bericht ab.
Chief Whealer nickte nur wortlos, aber seine bittere Miene sprach deutliche Bände. “Was ist mit dem Exfreund des letzten Opfers? Dieser Oliver McLucky. Gibt es zu dem irgendeine direkte Verbindung?”
“Nein,” antwortete Ramirez, “er ist zwar am Chatten stark interessiert, kannte wohl auch das eine oder andere Opfer von früher aus College-Zeiten, hatte aber sonst keinerlei Verbindung zu ihnen. Zu den meisten Zeitpunkten der Morde hatte er auch stichfeste Alibis. Das haben wir alles überprüft - Chief, den können wir ausklammern.”
“Aber etwas ist seltsam …” schaltete sich Chapler ein. “Seit ihr ihn besucht habt, ist er verhältnismäßig oft ins Internet chatten gegangen - und zwar immer auf der gleichen Seite.”
Auf den fragenden Blick des Chiefs hin
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