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Dunkle Spiegel

Dunkle Spiegel

Titel: Dunkle Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Rucket
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wir es uns vorgestellt.” Jetzt konnte es nur noch Sekunden dauern. Insgeheim erwartete ich schon einen Lachanfall des Chief.
    Doch nichts dergleichen geschah.
    Er sah uns an, erst mich, dann Ramirez, dann wieder mich. Seine Augen blitzten.
    “Das ist ein hartes Stück Arbeit, sich als Frau auszugeben. Das ist Ihnen schon klar, Crocket? Aber … Ms. Blend könnte euch vielleicht helfen!”
    Ich traute meinen Ohren nicht. “Dann sind sie also einverstanden?”
    “Crocket, was soll ich sagen? Ich muss einsehen, dass wir weit weg von den Zeiten sind, in denen wir die Täter noch auf der Straße verfolgen konnten. Es sieht so aus, als würde das Internet diesen ganzen Spinnern und Perversen eine völlig neue Plattform geben. Ein Spielplatz, auf dem sie sich so richtig austoben können. Alles anonym, versteckt im Dunkeln. Aber auch diese Kerle müssen wir kriegen, wenn sie es übertreiben. Und wenn sie nur aus ihren Löchern kommen, wenn es sich für sie wirklich lohnt, müssen wir eben einen Köder auslegen Er beugte sich zu uns. “Ihr wisst, wo sein Hirn austickt und seine perverse Ader durchschlägt. Er muss euch lieben! Er muss euch wollen! Mehr noch! Ihr müsst ihn um den Verstand bringen! So sehr, dass er jedes Risiko eingehen würde, um euch zu kriegen!”
    Wir hatten ihn genau verstanden. Damit war es beschlossene Sache.
    Das Wochenende war da. Aber anstatt zuhause zu sitzen und eines der laufenden Baseball-Spiele auf dem Bildschirm unseres Großbildfernsehers zu sehen, saßen Ramirez und ich im dunklen Archiv vor dem Computer.
    Wir hatten uns darauf geeinigt, in dem Chat zu beginnen, den Adriana Lion zuletzt besucht hatte. Vor uns war auf dem Bildschirm schon das Eingangsportal zum Chat zu sehen. In einem kleinen Fenster wurden wir aufgefordert, uns einen Namen und ein Profil zu erstellen, auf das dann andere Chatter neugierig werden könnten.
    Seit fast zehn Minuten blickten wir nun schon schweigend auf den Bildschirm. Wir hatten uns zurückgelehnt und in unseren Köpfen rauchte es.
    Ramirez blickte mich ernst an, die Arme vor der breiten Brust verschränkt.
    “Vorschläge?” fragte er.
    Auch ich zermarterte mir den Kopf. Aber ich konnte mir einfach kein klares Profil einer jungen, attraktiven Frau und einen dazu passenden Nickname ausdenken. Immer wieder sah ich die Bilder der Opfer, die Tatorte und Adriana Lion vor mir. Ihr hübsches Gesicht, ihr strahlendes Lächeln. Dann ihr geschundener, gequälter Körper, gefesselt, nackt, tot.
    “Ich hab wohl eine Blockade.” gestand ich leise, eher aber zu mir selbst, als zu meinem Freund.
    “Wie wär´s denn mit Zuckerblume ?”
    “Zu kindisch, findest du nicht?”
    “Und was ist mit Teufelsbraut ?”
    “Klingt satanistisch angehaucht. Wir wissen nicht, ob er das nicht als zu dominant interpretieren würde.”
    “ DevoteSie ?”
    “Auch nicht. Es darf nicht zu unterwürfig klingen. Adriana Lion war auch eher ein starker Charakter. Ich glaube, er will die Frauen niederringen, einen starken und unabhängigen Charakter sieht er als Herausforderung. Um so verlockender ist es, wenn sie sich ihm dann nach einem erfolgreichen Kampf ergeben.”
    “ Schwarze Venus ?”
    Ich sah Ramirez an, der ganz ernst den Blick erwiderte und die Stirn in Falten gelegt hatte. “Ich bewundere deinen Einfallsreichtum, ehrlich. Aber wer weiß, ob er das nicht mit einer schwarzen Frau assoziiert? Und ob er schwarze Frauen allgemein eher weniger bevorzugt? Unter den Opfern war ja noch nicht einmal eine Latina.”
    “Also, so langsam gehen mir die Ideen aus, dabei wissen wir noch nicht einmal, wie sie aussehen soll.”
    “Du sagst es.” seufzte ich frustriert.
    “Dann nehmt doch einfach diese hier.” kam plötzlich eine sanfte, vertraute Stimme aus dem Dunkel. Elora stand lächelnd hinter uns und hielt mir ein Foto entgegen, während sie mir zuzwinkerte.
    Ich hatte diese Frau auf dem Foto niemals zuvor gesehen. Sie hatte ein hübsches Profil, ein leicht herzförmiges Gesicht, umrahmt mit rot-braunen, lockigen Haaren, die fast bis zur Schulter reichten. Die Schultern waren frei, zwei dünne Spaghettiträger verschwanden am unteren Bildrand im Nichts. Sie hatte große Augen, Lachfältchen um die hübschen, leicht schmollmundartig geformten Lippen. Sie wirkte auf mich sexy, sympathisch - und doch wie das Mädchen von Nebenan. Ich reichte Ramirez das Foto. Der sah kurz darauf und pfiff anerkennend. “Könnte ich die Adresse dieser Lady haben?” feixte er.
    “Wer ist das?”

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