Dunkle Spiegel
erklärte er: “Wir haben seinen Laptop verwanzt, mit einem kleinen Sender und einem versteckten Spionageprogramm ausgestattet. das alle Verbindungen und Daten über seine Internetbewegungen an unseren Zentralrechner schickt. Ich war mir bei der Durchsicht seiner Chatseiten und E-Mails nicht sicher, ob er nicht vielleicht doch irgendetwas über die Morde oder die Umstände weiß, was er nur bewusst verschweigt.”
“Warum?”
“Nun, er war zwar deutlich geschockt und zutiefst erschüttert, als wir ihm Adriana Lions Tod mitgeteilt hatten.” sagte ich. “Aber er kannte sie. Er kannte sie sogar recht gut und er wusste sogar als einer der ganz Wenigen von ihrer Leidenschaft für außergewöhnliche Chats und Sexpraktiken, was sonst kaum jemand wusste - jedenfalls soweit wir das bis jetzt einschätzen können. Und auch, wenn er darauf selbst nicht eingestiegen war, als sie ihm das direkte Angebot gemacht hatte, so machte er uns gegenüber zwischendurch doch merkwürdige Anmerkungen, die er - so vermuten wir - lieber für sich behalten hätte. Er meinte zum Beispiel, dass er sie gewarnt hätte. Und dass man es ihr hätte zutrauen können! Was er damit meinte, war nicht ganz klar, aber wir können wohl mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass Adriana Lion es darauf angelegt hatte, jemanden kennenzulernen, mit dem sie ihre Spiele realisieren kann.”
“Aber warum hat sie das dann nicht mit diesem Exfreund gemacht?” warf Chief Whealer kritisch ein. “Sie hätte ihm doch nur sagen müssen, worauf sie steht und er hätte es ihr sicher gerne erfüllt, ohne viel Federlesens, wie ich mir vorstellen könnte.”
“Das Ganze ist ein Spiel, Chief. Sie brauchte das Internet, um ihre Fantasie in Schwung kommen zu lassen. Danach hatte sie dann das Bedürfnis, es real werden zu lassen - das Internet war für sie praktisch nur das Vorspiel. Und genau da machte Oliver McLucky nicht mit. Real hätte er es vielleicht noch mitgemacht. Aber mit dem Internetchat war er nicht einverstanden. - Damit war er für sie als Partner uninteressant geworden.”
“Ich verstehe.”
“Vielleicht weiß er aber noch etwas ganz anderes. Und wenn dem so ist, bekommen wir die Informationen per Übertragung direkt aus seinem System, wenn er sie im Internet preisgeben sollte.” ergänzte Chapler.
“Natürlich haben wir ihn noch einmal sachte in die Mangel genommen - mit den Bildern anderer Opfer. Er war äußerst schockiert, bestätigte aber, keine von ihnen zu kennen.” meinte Ramirez.
“Um es kurz zu machen: wir wissen noch nicht, welche Rolle er in diesem Spiel spielt oder ob er überhaupt einen wichtigen Part hat. Die Durchsuchung seiner Wohnung hat nichts Verdächtiges geliefert, was ein Anhaltspunkt dafür sein könnte, dass er sich vielleicht selbst mit Fesseltechniken oder besonderen Sexualpraktiken beschäftigen würde. Aber wir lassen ihn nicht aus den Augen. Chapler überwacht die Seiten, die er besucht. Und im Moment sieht es so aus, als würde er nur eine einzige Seite besuchen - und das mehrmals täglich.”
“Und um was für eine Seite geht es dabei?” erkundigte sich Chief Whealer, während er seinen Blick langsam von einem zum anderen wandern ließ.
“Es handelt sich um einen recht harmlosen, offenen Chat ohne Anmeldung, mit ganz allgemeinen Themen. Er ist stark frequentiert, wird also von vielen Chattern täglich besucht. Mehr wissen wir im Moment leider noch nicht.” sagte Chapler, sich fast schon entschuldigend.
“Also gut. Internetobservierung dieses Oliver McLuckys durch Sie, Chapler. Aber eins muss euch klar sein: erst, wenn ein begründeter Verdacht mit Beweisen auf meinem Tisch liegt, dürft ihr ihn - wenn nötig - hierher zu einer Privataudienz einladen. Ihr wisst ja, wer sein Vater ist. Und ich weiß, dass genau dieser Mann mehr Anwälte kennt, als ich Finger an beiden Händen habe. Und die würden uns zum Frühstück verzehren! Gut, das wäre geklärt. Und ihr?
Was habt ihr vor?” meinte er mit einem Kopfnicken zu Ramirez und mir.
Ramirez schaute mich kurz an und bedeutete mir mit einem leichten Nicken, dass ich es auf den Punkt bringen sollte.
“Wir möchten dem Mörder eine Falle stellen. Wir möchten ihn anlocken. Im Internet.”
Der Chief legte den Kopf schief und ließ einen kurzen Moment verstreichen. “Verstehe ich das jetzt richtig? Ihr wollt euch als eine willige Frau mit versteckten, obszönen Leidenschaften ausgeben, auf die dieser Irre anspringen soll?”
“Ja, so ungefähr hatten
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