Dunkle Symphonie der Liebe
als mich vor der Tür stehen zu haben, cara. Erlaube mir, mich in aller
Ruhe um deinen Großvater zu kümmern.« Er stieß die Worte zwischen den Zähnen hervor
und ließ sie wie ein Versprechen klingen. Wie einen Schwur. Eine absolute
Gewissheit.
Würde zu behalten, wenn man mit
den Zähnen klapperte und am ganzen Leib vor Kälte schlotterte, war nicht
leicht, aber Antonietta war eine Scarletti. Sie hob ihr Kinn. »Die Behörden
müssen verständigt werden. Ich glaube, da oben auf den Klippen liegt eine
Leiche.«
»Eine Leiche?« Don Giovanni
ließ sich in einen Sessel sinken, während Byron ihm vorsichtig seine
durchnässten Schuhe und Socken auszog. »Wessen Leiche?«
Byron zuckte nachlässig die
Achseln. »Einer von ihnen wollte Antonietta ins Meer stoßen. Ich dürfte ihn ein
bisschen zu hart angefasst haben. Ich war wütend und hatte Angst um sie und
habe nicht daran gedacht, wie kräftig ich bin.«
Don Giovanni schüttelte den
Kopf. »Besser, die Leiche fällt ins Meer, und wir wissen nichts davon. Ihr habt
gekämpft, er ist gestürzt. Bei Todesfällen wie diesem sollte man bei den zuständigen
Behörden lieber kein Risiko eingehen.«
»Nonno!« Antonietta war
entsetzt.
»Wenn du noch länger hier
herumstehst und zitterst wie Espenlaub, trage ich dich in dein Badezimmer und
setze dich eigenhändig in die Wanne«, sagte Byron. »Für das, was dann passiert,
übernehme ich keine Verantwortung. Und glaub bloß nicht, dass ich scherze.«
Ihr Herz machte bei seinen
Worten einen Satz und begann zu hämmern. Sie bemühte sich, ein verärgertes
Gesicht zu machen, bevor sie kurz die Hand ihres Großvaters berührte und dann
aus dem Zimmer rauschte.
»Sie können kaum die Augen von
ihr lassen«, stellte Don Giovanni beifällig fest. »Das ist gut. Einen Mann wie
Sie habe ich mir für meine Enkeltochter gewünscht. Sie hat einen sehr starken
Willen, Byron.« Die rot geränderten Augen sahen ihn unverwandt an. »Sie könnten
ihr wehtun.«
»Nein, Don Giovanni. Das könnte
ich nie.« Byron half dem alten Mann beim Aufstehen. »Stützen Sie sich auf mich,
damit wir zusammen zur Dusche gehen können.«
»Ich bin zu schwach, um mich
auf den Beinen zu halten«, gestand Don Giovanni beschämt.
»Ich lasse Sie nicht fallen,
mein Freund«, versicherte Byron ihm liebevoll. Er half dem anderen, auf
unsicheren Beinen durch das Zimmer in sein privates Bad gehen, statt ihn
einfach hochzuheben und zu tragen, da er instinktiv wusste, dass Don Giovannis
Stolz auf diesen kleinen Beweis von Selbständigkeit pochen würde, auch wenn er
zu geschwächt war, um ohne Hilfe zu gehen. »Was für eine Nacht! Ihnen ist
natürlich klar, dass sowohl Ihr Leben wie das Ihrer Enkeltochter in Gefahr ist.
Antonietta braucht Schutz, genau wie Sie.«
Don Giovanni seufzte, als er
mit knotigen Fingern nach der Glastür seiner Dusche griff. »Sie ist sehr
eigensinnig. Ich habe mich zu sehr auf sie verlassen, und jetzt fühlt sie sich
für uns alle verantwortlich. Sie wird keinen Bodyguard einstellen wollen.«
»Ich weiß.« Byron half dem
alten Mann, die letzten Kleidungsstücke auszuziehen, und stellte die
Wassertemperatur ein. »Aber ihr wird nichts anderes übrig bleiben. Den Großteil
des Tages kann ich nicht hier sein. Warum sollte jemand Ihnen beiden den Tod
wünschen ?«
Don Giovanni wandte sein Gesicht
nach oben und ließ das warme Wasser über seinen Körper laufen. Byron gab sich
völlig unbefangen. Dass er mit ihm unter der Dusche stand, erlaubte dem alten
Mann, sich an ihm festzuhalten. Erwartete, bis Don Giovanni nicht mehr so
unkontrolliert zitterte, bevor er den heißen Wasserstrahl, der auch ihn
durchnässt hatte, abdrehte und seinen Freund behutsam in ein Badetuch wickelte.
Karpatianer waren imstande,
ihre Körpertemperatur selbst zu regulieren, und es dauerte nur einen Herzschlag
lang, bis Byrons Sachen wieder trocken waren. Don Giovanni, der sich von Byron
helfen ließ, seinen Pyjama anzuziehen und ins Bett zu steigen, schien es nicht
zu bemerken. »Gehen Sie zu ihr, Byron. Passen Sie auf, dass ihr nichts
passiert.«
»Das werde ich«, versprach
Byron. »Schlafen Sie jetzt, und machen Sie sich keine Sorgen.« Er nutzte die
hypnotische Kraft seiner Stimme, um den alten Mann zu überzeugen.
»Was ist mit den anderen? Mit
meinen anderen Enkeln? Sie wollten doch nach ihnen schauen. Und nach meinen Urenkeln
...« Don Giovannis Worte klangen verwischt.
»Schlafen Sie jetzt.« Byron gab
dem anderen noch einen sanften geistigen
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