Dunkle Symphonie der Liebe
Unterlassen Sie so etwas gefälligst in meinem
Haus. Ihnen ist sicher bekannt, dass ich einen derartigen Umgang mit meinen
Leuten nicht dulde.«
»Ich dachte, es würde
vielleicht einen Unterschied im Menü machen, Alfredo«, entschuldigte Esteben
sich. »Verzeihen Sie bitte, Signorina.«
»Es gibt nichts zu verzeihen,
Esteben. Können Sie dieses Dinner für mich auf die Beine stellen, Alfredo? Ja
oder nein ?«
Ihre Stimme klang fast
herausfordernd. Byron hörte allerdings auch einen Anflug von Verzweiflung
heraus. Das Essen bedeutete seiner Familie nicht das Geringste, aber Antonietta
war es sehr wichtig. Er kniff die Augen zusammen und richtete seinen Blick auf
den Koch. Einen Moment lang flackerte ein rötliches Licht in seinen Augen.
Alfredo sah von Antonietta zu
Byron. Seine Miene glättete sich, und er breitete die Hände aus. »Natürlich,
Signorina. Wenn Sie das Menü ändern wollen, nehme ich Ihre Vorschläge gern an.«
»Gut. Grazie, Alfredo. Sie haben keine
Ahnung, wie wichtig mir das ist. Und jetzt lasse ich Sie in Ruhe.« Sie drehte
sich mit einem Rascheln ihres langen Rocks um und nahm Byrons Hand. »Ich bin so
froh, dass das geklärt ist. Ich bin schrecklich nervös.«
Byron zog ihre Hand an seinen
Mund und knabberte an ihren Fingerknöcheln. »Dafür gibt es keinen Grund.
Eleanor wird dich sofort ins Herz schließen. Wie könnte es anders sein? Vlad
ist sehr ruhig und ausgeglichen. Er betet Eleanor an und gibt ihr so ziemlich
alles, was sie sich wünscht.«
»Ist er Juwelier wie du? Ein
Kunsthandwerker?«
»In gewisser Weise ja. Ich habe
ein Talent dafür, Edelsteine zu finden, sie zu mir zu rufen. Den perfekten
Stein für das Schmuckstück, das mir vorschwebt, zu entdecken. Vlad macht es
keinen Spaß, Schmuck zu entwerfen. Sein Gebiet ist die Bildhauerei, und seine
Arbeiten finden großen Anklang. Eleanor ist sehr froh, dass er Künstler ist.
Mit einem Jäger wäre sie nie glücklich geworden.«
»Jäger? Was jagen sie denn?«
Er hätte wissen müssen, dass
ihr dieser Schnitzer nicht entgehen würde. Allmählich wurde er in ihrer
Gegenwart zu unbefangen. Antonietta war so eng mit ihm verbunden, dass er kaum
wusste, wo sie anfing und er aufhörte, und er fing an zu begreifen, wie nahe
Gefährten des Lebens einander tatsächlich waren. »Ich hätte das Wort
>Gesetzeshüter< verwenden sollen. So ähnlich wie Captain Diego. Ich
erkläre es dir später, wenn wir mehr Zeit haben.«
Antonietta legte beide Hände an
sein Gesicht und zog mit ihren sensiblen Fingerspitzen seine Züge nach. »Ja,
ich glaube, das wirst du mir erklären müssen. Nicht nur, dass du die Stirn
runzelst, ich merke auch ein gewisses inneres Zögern. Wir müssen über einiges
reden, nicht wahr? Darüber, Grenzen zu setzen und einzuhalten, zum Beispiel.«
Er wand sich innerlich. »Ich
war nur um deine Sicherheit besorgt.«
»Das war nicht, was ich hören
wollte.«
»Unsere geistige Verbindung
wird allmählich lästig.«
»Nur wenn du versuchst, etwas
vor mir zu verbergen. Ich kann es kaum erwarten, deine Familie kennen zu
lernen«, sagte Antonietta. »Vor allem deine Schwester. Sie kann mir sicher
allerhand interessante Sachen über deine Kindheit erzählen. Sie kann mir sagen,
ob du den Ausdruck persönliche Grenzern jemals akzeptieren wirst.«
Er stöhnte. »Eleanor neigt
dazu, sich Sachen auszudenken.«
Antonietta lachte. »Jetzt
beschwindelst du mich. Sie braucht nichts zu erfinden. Ich kann es nicht
erwarten zu hören, wie du als Kind warst.«
»Antonietta, ich möchte dich
nur ungern vor versammelter Mannschaft über meine Schulter werfen und nach oben
tragen, aber wenn du meine Kindheit auch nur mit einem Wort erwähnst, wird
genau das passieren.«
Freude erfüllte sie. Wie hatte
sie bloß ohne das Gefühl existiert, alles mit einem anderen Menschen teilen zu
können? Ohne die Lust am Lachen, die Byron in ihr Leben gebracht hatte? »Das
würdest du nicht wagen. Ich bin zufällig eine berühmte Konzertpianistin und
eine Respektsperson. So etwas tut man nicht.«
»Du bist zufällig eine weltberühmte Konzertpianistin, und genau
das wird passieren, wenn du es wagst, mich in Verlegenheit zu bringen.«
»Wenn du dich deshalb so
kindisch anstellst, warte ich eben, bis ich mit deiner Schwester allein bin, um
sie nach all den peinlichen kleinen Begebenheiten aus deiner Kindheit zu
fragen. Außerdem werde ich ihr erzählen, wie sehr du dazu neigst, andere
herumzukommandieren und deinen Kopf durchzusetzen. Vielleicht
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