Dunkle Symphonie der Liebe
wehgetan hat, aber immerhin habe ich ihr gesagt, dass diese
Leute mich töten würden. Ich habe ziemlich dick aufgetragen. Sie bat mich, zu
dir zu gehen. Sie bat mich, irgendwo unterzutauchen, bis sie das Geld selbst
aufgetrieben hätte. Wir hatten deswegen einen furchtbaren Streit.
Ich fühlte mich wie der letzte
Dreck, aber ich war überzeugt, dass sie etwas mit den Diebstählen zu tun
hatte.«
»Hast du ihr schon gesagt,
welchen Verdacht du hattest? Weiß sie, dass es dich beinahe dein Leben gekostet
hätte, hierherzukommen und nicht ins Krankenhaus zu gehen? Ich hätte dich
nicht retten können, Paul. Byron war es, der sich um dich bemüht und es
geschafft hat, dich am Leben zu halten.«
»Ich fühle mich irgendwie
verändert. Und es klingt zwar komisch, Toni, aber ich schwöre dir, dass heute
Morgen ein seltsames Geräusch im Zimmer war, ein eigenartiges, lautes Surren.
Justine hat überall nachgeschaut. Wie sich herausstellte, war es ein Käfer,
und das laute Geräusch machten seine Flügel. Ich fühle mich lebendiger als je
zuvor, obwohl ich die meiste Zeit höllische Schmerzen habe.« Er rieb sich die
Bartstoppeln auf seinem Kinn. »Justine und ich wollen heiraten. Sie war
ziemlich sauer auf mich, vor allem, weil ich geglaubt habe, sie würde unsere
Familie bestehlen, aber ich habe es wieder hingekriegt. Dass ich im Moment
ziemlich bemitleidenswert aussehe, hat natürlich geholfen.«
Antonietta seufzte. »Sie hat
mir wirklich wehgetan, Paul. Ich habe ihr vertraut, und dieses Vertrauen habe
ich gebraucht, um mein Selbstbewusstsein zu stärken. Das hat sie mir
genommen.«
»Ich habe es dir genommen. Du
weißt doch, wie ich bin. Tasha, sprich mit ihr! Auf dich hört sie. Es ist
wichtig.«
Antonietta spürte, wie still
Tasha auf einmal wurde. »Das stimmt, Toni. Du hörst mir immer zu. Was ich sage,
zählt für dich.
»Natürlich, du Dummerchen. Ich
liebe dich. Deine Meinung ist mir immer wichtig gewesen. Du weißt, wie ich
denke und fühle. Du weißt, was mir wichtig ist. Was würdest du an meiner Stelle
tun? Ich liebe Justine, aber ich weiß nicht, ob ich ihr je verzeihen kann, was
sie getan hat.«
Tasha lachte leise. »Toni, sein
nicht albern. Du verzeihst allen Leuten, alles. So bist du nun mal. Du
könntest nicht einmal nachtragend sein, wenn dein Leben davon abhinge. Ob es
dir gefällt oder nicht, Justine wird demnächst zur Familie gehören, und das
heißt, dass du ihr auf jeden Fall vergeben wirst. Du bist verletzt, nicht
wütend. Hier spricht ohne jeden Zweifel die Stimme der Weisheit.« Tasha klang
spöttisch.
»Na toll, Tasha! Das ist
einfach nicht die richtige Einstellung. Ich wollte in Selbstmitleid schwelgen,
und du hast es es mir verdorben.«
»Das ist nicht dein Stil.«
»Ich möchte euch beiden eine
ziemlich verrückte Frage stellen. Fühlt ihr euch manchmal ganz merkwürdig, so,
als ob ein wildes Tier in eurem Inneren wäre, das hinauswill?«
»Wie eine Raubkatze«, sagte
Paul. Er rieb sich den Arm. »Manchmal juckt es unter meiner Haut, und ich spüre
eine unglaubliche Kraft.«
»Und alle deine Sinne werden
geweckt«, fügte Antonietta hinzu.
»Mir geht es nicht so«, sagte
Tasha, »aber ich kann per Telepathie mit Paul reden. Wir haben es seit unserer
Kindheit nicht mehr gemacht. Ich kann es mit keinem außer ihm.«
»Das hast du mir nie erzählt.«
»Ich wollte nicht, dass du dich
ausgeschlossen fühlst.« Tasha seufzte leise. »Liebst du Byron wirklich, Toni?«
Ihre Stimme kippte leicht.
»Mehr als ich es je für möglich
gehalten hätte. Ich kann mir ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen.«
»Wo will er wohnen? Wovon lebt
er? Weißt du überhaupt etwas über ihn?«
»Er arbeitete mit Edelsteinen.
Er hat selbst Geld. Wir werden uns gelegentlich in seiner Heimat aufhalten,
aber unser Hauptwohnsitz wird der Palazzo sein. Er kann seinen Schmuck auch
hier anfertigen. Und er kann mich begleiten, wenn ich auf Tournee gehe.«
»Wie kannst du das alles so
genau wissen? Hast du keine Angst?« Tasha starrte auf ihre Hände. »Ich heirate
immer die falschen Männer.«
»Du heiratest aus den falschen
Gründen«, erwiderte Antonietta freundlich. »Du weißt schon bei der Hochzeit, dass
es falsch ist.«
»Ich mag Diego sehr. Wirklich,
Toni. Er bringt mich zum Lachen, und bei ihm fühle ich mich wohl in meiner
Haut. Er spricht mit mir, als ob ich Verstand hätte. Wir haben ziemlich viel
Zeit miteinander verbracht und uns einfach nur unterhalten. Ich würde gern
seine Kinder kennen
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