Dunkle Symphonie der Liebe
mitkommen. Er ist ein guter
Führer.«
»Glaubst du wirklich, dass
etwas nicht in Ordnung ist? Ich kann Diego anrufen«, bot Tasha an.
Antonietta antwortete nicht.
Sie versuchte nicht einmal, ihre Augen zu gebrauchen. Sie musste sich beeilen,
und es war wesentlich leichter, sich auf Celt zu verlassen. Er hielt sich dicht
an ihrer Seite und lotste sie an jedem Gegenstand vorbei auf den Gang und die
Treppe hinunter. Byron. Sie war sofort mit ihm verbunden. Wie weit bist du entfernt
P Sie gab
den Eindruck des dunklen Schattens an ihn weiter. Das Gefühl von drohender
Gefahr. Von Grauen.
Bleib im Haus. Ich komme
sofort. Eleanor und Vlad sind schon unterwegs. Ich habe versucht, Verbindung zu
Josef aufzunehmen, aber entweder kann oder will er nicht reagieren. Vlad sagt
dasselbe.
Er war bei Nonno im Hof.
Bleib im Haus, Antonietta.
»Das könnte dir so passen«,
murmelte sie aufgebracht. »Franco!« Sie erhob die Stimme, was sie sonst kaum
jemals tat. Sie unterbrach nur äußerst ungern sein Gespräch mit Marita, das,
wie sie wusste, sehr wichtig war, aber sie brauchte ihn jetzt. »Helena! Kommt
nach draußen in den Hof, und helft mir, Nonno zu finden!« Sie bückte sich zu
dem Hund. »Celt, ich zähle auf dich. Wir wollen doch nicht, dass Nonno oder
Josef etwas zustößt.« Sie stieß die Flügeltüren zu der Terrasse auf, von der
man in den Hof gelangte.
Celt knurrte nicht, aber ein
fast unhörbarer Laut grollte in seiner Kehle, und sein Köiper schien vor
Anspannung zu vibrieren.
Antonietta atmete tief ein und
nahm einen stechenden Geruch wahr. Etwas Wildes und Tödliches. Sie hielt sich
an Celts Halsband fest. »Such Nonno, Celt. Zeig mir, wo er ist.«
»Was ist denn, Signorina
Scarletti?«, fragte Helena, die zu ihr trat.
»Haben Sie meinen Großvater
gesehen?«
»Don Giovanni war im Garten,
wie meistens am Abend. Dieser junge Bursche, Josef, war bei ihm. Sie müssen in
den Irrgarten gegangen sein.«
»Sagen Sie Franco bitte, dass
er mir nachgehen soll. Ich will Nonno suchen.«
»Ja, natürlich, ich sage ihm
sofort Bescheid. Brauchen Sie meine Hilfe?«
»Wenn Sie Franco verständigen
und ihm sagen könnten, dass er vorsichtig sein soll«, sagte Antonietta, »wäre
ich Ihnen sehr dankbar.« Sie wollte Helena keiner Gefahr aussetzen. Vorsichtig
stieg sie die Stufen hinunter, die von der Terrasse in den Hof führten. »Such
ihn, Celt. Such Nonno!«
Der Hund zitterte förmlich vor
Anstrengung, seinen Jagdinstinkt im Zaum zu halten. Er lief auf den Irrgarten
zu, aber wenige Schritte von einem der Eingänge entfernt blieb er plötzlich
stehen und hechtete zum Palazzo zurück.
Antonietta ließ den Hund los
und öffnete ganz langsam die Augen. Es war dunkel genug, und durch die dicken
Gläser drangen weder die schrecklichen bizarren Gegenstände noch die grellen
Lichter. Sie blickte zur Brustwehr hinauf und versuchte, sich auf einen der
Wasserspeier zu konzentrieren, um ihre Orientierung zu finden. Es dauerte ein
paar Augenblicke, bis sich das Bild der Skulptur deutlich abzeichnete. Sie sah
die Flügel, die weit ausgebreitet waren, als ob sie sich gerade in die Lüfte
erheben wollten, die gefletschten Zähne, die weit aufgerissenen, starren Augen.
Plötzlich entdeckte sie Josef.
Antonietta stockte der Atem. Er
lag regungslos da, und sein Barett hing an einer Flügelspitze des
Wasserspeiers. Über ihn duckte sich eine große, gefleckte Katze. Sie wandte den
Kopf und starrte Antonietta aus hasserfüllten Augen an
Kapitel
19
Byron, schnell, ich
brauche das Bild einer Eule. Halt es für mich fest. Antonietta wartete einen
Herzschlag lang, der ihr wie eine Ewigkeit erschien, dann stand das Bild vor
ihr. Zum Glück beging Byron nicht den Fehler, Fragen zu stellen oder sie zu
tadeln. Er spürte die Dringlichkeit und gab ihr sofort, was sie brauchte. Ihre
Haut prickelte, und ihr Körper zog sich zusammen. Antonietta schloss die Augen,
als sie die Gestalt des nächtlichen Raubvogels annahm.
Es war viel schwerer, vom Boden
abzuheben, als von einer Balkonbrüstung zu springen, aber sie bewältigte es.
Als sie einen Satz in die Höhe machte, ergriff sie ein kräftiger Windstoß und
half ihr beim Aufsteigen. Sie flog senkrecht nach oben, um die Augen erst im
letzten Moment öffnen zu müssen.
Verbinde dich mit mir. Der Befehl ließ sich nicht
ignorieren. In Byrons Stimme schwang eine Mischung aus Ärger, Furcht und
Respekt mit, aber auch ein Druck, dem sie nachgeben musste. Sie spürte, wie er
mit ihrem Bewusstsein
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