Dunkle Symphonie der Liebe
Firma zu
übernehmen. Wenn ich glauben könnte, eine Chance zu haben...«
»Was würdest du dann machen?«, wollte
Don Giovanni wissen. »Deine Arbeit? Oder darauf warten, bis ich tot bin, und
alles ruinieren, wofür ich mein Leben lang gearbeitet habe? An den Piraten
Demonesini verkaufen? Die Saat des Dämons?« Er spie die Beleidigung seines
schärfsten Konkurrenten förmlich aus.
Antonietta schaltete sich rasch
ein. »Nonno, beruhige dich, du bekommst noch einen Schlaganfall, wenn du so
weitermachst. Es gibt keine Möglichkeit, dich ohne meine Stimme als
Präsidenten abzusetzen, und ich würde einem solchen Ansinnen niemals
zustimmen. Außerdem will Franco dich nicht ausbooten; er möchte nur, dass du
dir ohne Vorbehalte die Meinung eines anderen anhörst, auch wenn sie deiner
eigenen widerspricht.«
Sie nahm Franco das Glas ab und
überprüfte dabei mit den Fingerspitzen die Menge an Wasser, um nichts zu
verschütten. Plötzlich nahm sie Byron wahr. Er war in der Nähe. Sie konnte es
fühlen. Es war ein seltsames Gefühl zu wissen, dass er aufgestanden war. Er
schlief nicht mehr, sondern bewegte sich unaufhaltsam in ihre Richtung, das
spürte sie, als wären sie so eng miteinander verbunden, dass sie genau wusste,
wann er die Augen aufschlug.
Guten Abend. Geht es dir
gut? Du hast mir gefehlt. Sie hörte die Worte klar und deutlich. Sie flatterten
durch ihren Kopf wie winzige Schmetterlingsflügel. Ihre Muskeln zogen sich
zusammen und verspannten sich vor Erregung. Seine Stimme streichelte ihre Haut
wie weicher Samt. Wie aus weiter Ferne hörte sie ihren Cousin und ihren
Großvater weiterstreiten, während sich ihr Körper, ihr ganzes Bewusstsein auf
Byrons Kommen konzentrierte.
Es störte sie nicht, dass er
immer noch per Telepathie mit ihr kommunizierte, aber es war bestürzend, dass
allein seine Stimme eine so starke körperliche Reaktion bei ihr auslösen
konnte. Sie tastete in ihrem Denken nach ihm, folgte dem Pfad seiner Stimme, um
ihn zu finden. Um ihn zu fühlen, ihm so verbunden zu sein, wie sie es brauchte.
Im Palazzo herrscht Chaos. Es
hat einen schrecklichen Unfall gegeben. Als unsere arme kleine Marguerite
Nonno besuchen wollte, löste sich der Wappenschild über seiner Tür aus der
Verankerung und fiel auf ihr Bein. Sie hat eine offene Fraktur und musste ins
Krankenhaus gebracht werden. Marita ist jetzt bei ihr. Justine glaubt, dass die
Halterung durchgesägt worden ist. Außerdem ist Enrico, unser Koch, verschwunden.
Eine Weile herrschte Schweigen.
Antonietta stellte fest, dass sie den Atem anhielt.
Ich bin gleich bei dir,
Antonietta. Ich weiß, dass du dir Sorgen um Marguerite machst. Ich werde sie
noch heute Nacht im Krankenhaus besuchen und schauen, ob ich ihr irgendwie helfen
kann.
Grazie. Sie hatte furchtbare
Schmerzen. Alle sind völlig durcheinander. Ich habe das Grundstück nach Enrico
absuchen lassen, aber es ist nirgends eine Spur von ihm zu finden. Antonietta nippte
vorsichtig an ihrem Wasser. Sie musste sich überwinden, etwas zu trinken, an
Essen mochte sie schon gar nicht denken.
Nach allem, was ich letzte
Nacht herausgefunden habe, gefällt es mir gar nicht, dass euer Koch immer noch
nicht wieder aufgetaucht ist. Irgendjemand hat euch über einen längeren
Zeitraum Gift verabreicht.
Du wusstest schon gestern, dass
Enrico verschwunden ist?
Er war nicht in seinem Zimmer.
Eigentlich wollte sie gar nicht
mit ihm über diese Dinge sprechen. Sie wollte wissen, ob er an sie gedacht
hatte. Ob er sich nach ihr verzehrt hatte. Ob er voller Verlangen nach ihr
aufgewacht war.
Ja - auf alle drei Fragen. Er beantwortete ihre
Gedanken mit flammender Leidenschaft. Und auch jetzt kann ich es kaum erwarten, bei dir zu
sein. Aber zuerst muss ich etwas zu mir nehmen. Ich möchte vollständig bei
Kräften sein, wenn ich in den Palazzo komme.
Sie ertappte sich mitten im
Gezänk ihres Großvaters und ihres Cousins bei einem Lächeln. Byron war woanders
und doch nicht ganz. Sie hatte das Gefühl, dass sie sich nur im Geist an ihn
wenden musste, damit er bei ihr war. Der Gedanke machte sie glücklich, und es
erstaunte sie, dass es ihr so viel bedeutete. Dass Byron ihr so viel bedeutete.
Dass er ihr das Gefühl geben konnte, alles würde wieder gut werden.
»Hörst du überhaupt zu, Toni?«,
fragte Franco sie. »Das ist ein ernstes Thema, und Nonno muss sich damit
auseinandersetzen. Er mag mir vielleicht kein anständiges Gehalt zahlen, aber
er muss auf vernünftige Argumente hören.«
»Ich
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