Dunkle Symphonie der Liebe
war viel zu höflich, um ein Geschenk abzulehnen.
Der Hund war der Inbegriff von
Eleganz. Von dem Moment an, als Byron das Tier zum ersten Mal sah, hatte er die
Anmut seiner Statur bewundert. Ein Barsoi war immer grazil, ob in Bewegung oder
im Stillstand. Byron war bekannt, dass es Barsois laut offiziellen Angaben seit
sechs- bis achthundert Jahren gab, aber aus eigener Erfahrung wusste er, dass
sie noch um einiges länger existierten. Die Rasse war über die ganzen Jahrhunderte
hinweg immer authentisch geblieben. Byron beugte sich über den Hund, nahm den
intelligent gewölbten Schädel in beide Hände und starrte in die dunklen,
sanften Augen.
»Das ist dein neues Zuhause,
Celt, das heißt, wenn du es so willst. Sie ist hier, die eine, die deine neue
Gefährtin sein und dich so lieben und achten wird, wie du es verdienst. Sie
wird dich genauso bewundern, wie ich es tue, und verstehen, dass es deine
Entscheidung ist, ob du bleibst oder gehst.« Sie verstanden einander, der Hund
und Byron. Er wusste, dass das Tier gutmütig, aber mutig und beherzt war.
Celt war eines der schönsten
Exemplare seiner Rasse, die Byron je gesehen hatte. Die Kopfform des Hundes
zeugte von Intelligenz, seine Kiefer waren lang, kräftig und ausladend. Sein
Fell war tiefschwarz und seidenweich. Und in Celts Augen zeigte sich das wahre
Herz seiner Herkunft.
»Du wirst im Garten warten
müssen, bis ich sie sehe«, erklärte Byron laut. »Ich weiß, dass es regnet und
du dich in der Nässe nicht sehr wohl fühlst, aber ich werde dich vor den Elementen
schützen, wie lange es auch dauern mag. Du weißt, dass es dort Leute gibt, die
vielleicht nicht allzu begeistert von dir sein werden.« Seine Hand fuhr über
den Kopf des Hundes, fand die seidigen Ohren und kraulte sie liebevoll. »Ich
traue keinem von ihnen, und das solltest du auch nicht tun. Denk nur an
Antoniettas Schutz, und sei vorsichtig, bevor du mit jemandem Freundschaft
schließt.«
Er spürte, wie das Tier auf ihn
reagierte, fühlte das Verständnis und die Zuneigung, die zwischen ihnen
bestanden, und war Antonietta doppelt dankbar dafür, ihm seine Gefühle
zurückgegeben zu haben.
Byrons hochgewachsene,
breitschultrige Gestalt schimmerte einen Moment lang fast durchsichtig im
Regen, bis er sich einfach auflöste und zu feinen Tröpfchen des Schauers wurde.
Durch einen schmalen Schlitz in einem der Fenster im ersten Stock gelangte er
ins Haus. Er spürte sofort die angespannte Atmosphäre, die im Palazzo
herrschte. Angst und Zorn vibrierten in der Luft, reichten bis an die hohen
Decken und Zinnen.
Byron glitt lautlos durch die
breiten Gänge und schwebte die geschwungene Treppe hinunter, um den Schaden vor
Don Giovannis Privaträumen zu begutachten. Zwei Männer sammelten gerade
Beweismaterial und steckten es sorgfältig in kleine Plastiktüten. Byron wusste
sofort, dass es kein Unfall gewesen war, sondern ein vorsätzlicher Anschlag,
vermutlich auf den alten Mann.
Er konnte den kleinen Vincente
leise weinen hören. Der Junge hatte Sehnsucht nach seiner Schwester. Franco
beruhigte seinen Sohn, indem er ihm leise vorsang und ihm versicherte, dass
Marguerite und seine Mutter am nächsten Morgen zurückkommen würden.
Byron brannte vor allem darauf,
Antonietta zu sehen. Ein ungewohntes Gefühl von Angst regte sich in der Nähe
seines Herzens. Gefühle waren gefährlich, stellte er fest. Berauschend, aber
gefährlich.
Ohne suchen zu müssen, fand er
Antonietta in einem prachtvollen Raum, der voller Pflanzen war und auf drei
Seiten Glaswände hatte. Um einen großen Springbrunnen, der die Mitte dieses
Wintergartens beherrschte, gruppierten sich bequeme Sitzbänke, mehrere zierliche
Stühle sowie einige Tische. Das Mobiliar schien geradezu mit dem üppigen Grün
zu verschmelzen. Draußen herrschte dunkle Nacht. Der Wind peitschte den Regen
an die Fensterscheiben, und das Rauschen der wogenden See vermischte sich mit
fernem Donnergrollen .
Ein Mann in Uniform stand
unnötig dicht bei Antonietta, mittelgroß, untersetzt, sehr muskulös, das
hübsche Gesicht aufmerksam dem ihrem zugewandt. Seine dunklen Augen musterten
sie mit unverhohlener Anerkennung. Byron knurrte leise, fast unhörbar. Der Mann
hob den Kopf und blickte sich mit plötzlich wachem Blick in dem Salon um.
Antonietta lächelte, wobei sie
leicht den Kopf hob und tief Luft holte, als wollte sie Byrons Duft einatmen.
»Setzen Sie sich doch bitte, Captain, es besteht wirklich kein Grund, so
förmlich zu sein.«
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