Dunkle Symphonie der Liebe
muss auf niemanden hören,
mein Junge. Ich habe unsere Firma mehr als einmal durch stürmische Gewässer
laviert, und wir stehen jetzt besser da denn je. Für uns bietet diese Fusion
keine Vorteile. Wenn du ein echter Scarletti wärst, würdest du mehr Weitblick
haben, statt nur an schnelles Geld zu denken, und würdest durchschauen, worum
es bei diesem Angebot wirklich geht.«
Antonietta schob sich zwischen
ihren Großvater und ihren Cousin. »Die Reederei Demonesini braucht
Rückendeckung, und genau das erwartet man dort von uns, Franco. So einfach ist
das. Ich habe mich eingehend mit dem Unternehmen beschäftigt. Sie arbeiten mit
einem sehr geringen Cashflow und mussten hohe Verluste einstecken, als sie
einen ihrer Frachter verloren.«
Antonietta konnte spüren, wie
die Spannung im Raum wuchs. Sie wandte ihrem Großvater den Rücken zu und lächelte
ihren Cousin freundlich an, entschlossen, das Thema zu wechseln. »Franco, hast
du vielleicht eine Ahnung, wo Enrico sein könnte? Helena sagt, dass er keine
Freundin hat und den Palazzo nur selten verlässt.«
Franco schüttelte den Kopf.
»Zuerst habe ich die Dienstboten befragt, dann mit den Polizeibeamten
gesprochen, die heute Morgen im Haus waren. Ihnen habe ich auch die Erlaubnis
gegeben, sein Zimmer zu durchsuchen. Seitdem habe ich nichts mehr gehört.«
Ein leises Klopfen an der Tür
kündigte Helenas Kommen an. »Verzeihung, aber Signora Marita ist am Telefon.
Die kleine Marguerite möchte ihrem Vater gute Nacht sagen. Signora Marita sagt,
dass Marguerite von den Medikamenten sehr schläfrig ist, Signor Franco, und ich
fürchte, sie schläft ein, wenn ich sie darum bitte, solange zu warten, bis Sie
zurückrufen.«
»Nein, nein, Helena, das war
ganz richtig von Ihnen, grazie. Entschuldige, Nonno, ich weiß, wie wichtig diese
Besprechung ist, aber ich muss mit meiner Kleinen sprechen. Ich will nicht,
dass sie einschläft, ohne mir gute Nacht gesagt zu haben.«
»Das verstehe ich sehr gut«,
sagte Don Giovanni und entließ ihn mit einer Handbewegung aus dem Zimmer.
Einen Moment lang herrschte
Schweigen. »Das ist das Einzige, was mir den Burschen sympathisch macht. Dafür
muss ich ihn einfach lieben. Ich kann immer noch nicht ganz glauben, dass er
uns verraten hat.«
Antonietta legte eine Hand auf
den Arm ihres Großvaters. »Franco hat viele gute Eigenschaften, Nonno. Leider
hatte er das Pech, sich in eine Frau zu verlieben, die nie zufrieden mit dem
ist, was sie hat.«
Während sie das sagte, dachte
sie an Byron. Sie sehnte sich danach, ihn zu berühren, wieder das Flattern in
ihrem Inneren zu spüren. Was war er? Ein Fremder mit einer bezwingenden Stimme
und einer ruhigen, aber sehr starken Persönlichkeit, der mitten in der
stürmischen Nacht, als sie ihn gebraucht hatten wie nie zuvor, aufgetaucht
war. Sie hatte keine Ahnung, wo sein Zuhause war, wo er wohnte, wusste nicht
einmal, ob er nicht irgendwo eine Frau hatte.
»Franco ist eigensinnig, Toni«,
sagte Don Giovanni. »Er hat Ehrgeiz. Und eine habgierige Frau. Diese
Kombination kann tödlich sein.«
»Nonno«, sagte Antonietta, die
Mühe hatte, sich auf das Gespräch mit ihrem Großvater zu konzentrieren, »Franco
hat einen Fehler gemacht, und das weiß er. Es ist Jahre her, als er noch jung
und leicht zu beeinflussen war. Er war verrückt nach Marita und hätte alles
getan, was sie sagte. Stefan Demonesini und Christopher können beide sehr
charmant und überzeugend sein. Franco war einfach so naiv zu glauben, sie wären
seine Freunde.«
Don Giovanni stieß einen
schweren Seufzer aus und setzte sich in einen Sessel. »Und Tasha hat die Schlange
in unser Haus gelassen.«
»Nonno.« Ihre Stimme klang
belustigt. »Du wirst melodramatisch. Wir sind mit Christopher aufgewachsen. Er
hat als Kind hier gespielt und war bei jeder unserer Familienfeiern dabei. Er
ist keine Schlange, und er arbeitet hart.«
»Tasha hat keinen Funken
gesunden Menschenverstand. Er passt überhaupt nicht zu ihr. Und sie weiß, wie
unwohl du dich in der Gesellschaft seines Vaters fühlst.«
Antonietta hörte ihrem
Großvater an, wie besorgt er war. Er klang müde und sogar alt. »Ich bin es
gewöhnt, ihn zu sehen, Nonno; er ist praktisch bei jeder wohltätigen Veranstaltung
und jedem gesellschaftlichen Ereignis anwesend, an dem wir teilnehmen. Er wird
in mir immer die Frau sehen, die seine Annäherungsversuche abgewiesen hat,
während es jede andere Frau begeistert, an seiner Seite gesehen zu werden.«
»Er hat dir die
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