Dunkle Symphonie der Liebe
dass du stehen bleibst, und dafür wird es einen Grund geben«, bemerkte
Byron. »Es wäre gut, wenn du versuchen würdest, mit ihm in Verbindung zu
treten, da auch er dir die Augen ersetzen kann.«
»Ich verlasse mich nicht gern
auf andere, wenn es nicht unbedingt sein muss«, erwiderte Antonietta. »Es nimmt
mir meine Unabhängigkeit.«
»Du verlässt dich auf Justine.«
Sein Tonfall war bewusst sachlich. »Celt ist ein Gefährte und eine Hilfe.
Vielleicht stellst du fest, dass er dir sogar mehr Freiheit und Unabhängigkeit
gibt. Jedenfalls werde ich in der Zeit, die ich nicht bei dir sein kann,
beruhigter sein, wenn ich ihn in deiner Nähe weiß. Er braucht jetzt Ruhe, aber
du wirst entdecken, dass er die meiste Zeit bei dir sein will, wenn er sich
erst einmal an dich angeschlossen hat.«
Antonietta umarmte den Hund.
»Keine Sorge, Byron, ich werde jeden Augenblick mit ihm genießen.«
Zu dritt gingen sie die Treppe
hinauf und den Gang entlang, bis sie Antoniettas Zimmerflucht erreicht hatten.
Nach einer kurzen Besichtigung der Räume ließ Celt sich nieder. Er schien sich
so wohl zu fühlen, als wäre hier schon immer sein Zuhause gewesen. Antonietta
entging nicht, dass Byron die Tür zu ihrer Suite geschlossen hatte und sie mit
ihm allein war. »Es verunsichert dich, dass ich dir nie Fragen nach deinem
Leben stelle, nicht wahr?«
»Warum akzeptierst du einfach,
dass ich anders bin, Antonietta?«, beantwortete Byron ihre Frage indirekt.
»Wenn ich deine geistige Barriere überwinden würde, könnte ich deine Gedanken
lesen, so wie es bei Gefährten des Lebens üblich ist, aber ich versuche, Geduld
zu haben und so lange zu warten, bis du bereit bist, deine Gedanken mit mir zu
teilen. Wenn du nicht mit mir sprichst, ist es mir nicht möglich zu erfahren,
was du gerade denkst.« Er dachte kurz an die männlichen Exemplare der Gattung
Mensch, die nicht die Möglichkeit hatten, sich in die Gedankenwelt ihrer
Frauen hineinzuversetzen.
Antonietta streichelte die
seidigen Ohren des Hundes. »Kennst du die Geschichte der Scarlettis und dieses
Palazzos? Hast du gewusst, dass es im gesamten Gebäude eine Unzahl von
Geheimgängen gibt? Diese Gänge bewahren die Schätze der Scarlettis ebenso gut
wie unsere Geheimnisse. Ich möchte dir etwas zeigen.« Sie beugte sich vor und
umarmte noch einmal den Hund. »Du bleibst hier und wärmst dich auf, Celt.«
»Du willst doch nicht einen
dieser Gänge betreten, Antonietta?«, fragte Byron besorgt. »Ich habe genug
gehört, um zu wissen, dass Geheimgänge meistens sehr gefährlich sind. Soweit
ich weiß, können tödliche Fallen in Wänden und Böden angebracht sein.«
Sie fuhr mit einer Hand am
unteren Ende der Wand entlang, bis sie den Mechanismus fand, mit dem sich die
Tür zu dem schmalen unterirdischen Gang öffnen ließ.
»Dieser Geheimgang ist mehr als
nur ein Fluchtweg zur See«, sagte Antonietta. »Er dient seit Generationen als
Lagerplatz für kostbare Antiquitäten, die das Interesse von Eroberern,
Regierungen oder sogar der Kirche wecken könnten.«
»Hast du bei all den hier
drinnen möglicherweise verborgenen Fallen keine Angst, du könntest einen
falschen Schritt machen und verunglücken?« Byron, der wusste, dass auf Uneingeweihte
scharfe Klingen lauerten, behagte die Vorstellung, dass Antonietta sich mit
ihrem üblichen Selbstvertrauen durch die dunklen Gänge bewegte, ganz und gar
nicht.
Antonietta lachte leise. »Genau
aus diesem Grund sind die Klingen schon vor vielen Jahren entfernt worden. Wir
muss- ten uns nicht mehr vor Plünderern zum Meer flüchten, deshalb wurden die
Fallen zum Schutz unwissender Familienmitglieder entschärft.« Sie nahm seine
Hand und lächelte ihn an. »Es ist völlig sicher. Komm mit. In der Dunkelheit
bin ich zu Hause, und ich werde aufpassen, dass dir nichts zustößt. Hier
drinnen ist etwas, das ich vor einiger Zeit entdeckt habe. Für mich ist es mehr
wert als all das Gold und die Kunstwerke, die in den geheimen Kammern
aufbewahrt werden.«
»Bist du wirklich sicher, dass
die Fallen entschärft worden sind?«
»Ja. Auch die Scarlettis sind
in die moderne Zeit eingetreten. Wir haben hier im Gang sogar Strom legen
lassen. Wir brauchten ihn für die Safes und für elektrisches Licht.« Ihr Lachen
war leise und einladend. Wie konnte irgendjemand ihrem Lachen widerstehen,
insbesondere er?«
Byron nahm ihre Hand und folgte
ihr in den dunklen Gang. Antonietta schaltete das Licht in dem verborgenen
Labyrinth nicht an. Sie
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