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Dunkle Symphonie der Liebe

Dunkle Symphonie der Liebe

Titel: Dunkle Symphonie der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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Mechanismus, mit dem sich der Eingang zur Kammer
öffnen ließ. Als die Tür aufging, ging in dem Raum automatisch das Licht an.
Gleichzeitig schlug ihnen dumpfe, abgestandene Luft entgegen. Byron drehte
Antonietta um und schirmte sie mit seinem Körper ab, während er mit den Armen
wedelte, um einen Luftzug zu erzeugen. Er wartete, bis er sicher war, dass man
frei atmen konnte, und trat erst dann zur Seite.
    »Wie hast du es bloß geschafft?
Ich habe auch ungewöhnliche Eigenschaften, aber ich wäre ganz sicher nicht in
der Lage, zwei Erwachsene über die Klippen und den schmalen, rutschigen Pfad
hinunter zum Palazzo zu tragen. Ich könnte schwören, dass unsere Füße den Boden
nicht berührt haben, und du hast dich so schnell bewegt, dass uns der Wind ins
Gesicht blies. Ich kann auf die Kraft des Tiers in mir zurückgreifen, und
manchmal kann ich Wärmebilder sehen, wie mit einer Infrarotkamera, denke ich,
aber was du kannst, könnte ich nie. Wie damals in jener Nacht, als ich im
Dunkeln sehen konnte. Es machte mir Angst. Nicht ich war es, die sehen konnte,
sondern irgendetwas anderes.«
    Sie trat in den kleinen Raum.
Byron folgte ihr. Die Kammer war lang und schmal und kaum größer als ein
begehbarer Schrank. Und in die Wände war vom Boden bis zur Decke eine Mischung
aus Symbolen, Bildern und alten Schriftzeichen eingeritzt.
    »Das ist die Geschichte meiner
Familie«, erklärte Antonietta. »Unser Erbe, das, was wir sind. Und seit Nonno
mir diesen Raum gezeigt hat, habe ich keine Angst mehr vor mir selbst.« Sie
neigte den Kopf in seine Richtung. »Und ich würde nie Angst vor dir haben.« Sie
deutete auf die Wand. »Da hast du die Katze, nach der du letzte Nacht gesucht
hast. Die Scarletti- Katzen.«
    Byron trat näher zur Wand und
fuhr mit den Fingerkuppen über die verschlungenen Muster, um sie auf dieselbe
Weise wie Antonietta zu »lesen«. Es waren Bilder von Zwitterwesen, von Männern
und Frauen, die halb Mensch, halb Jaguar waren, für alle Zeiten im Zustand der
Verwandlung festgehalten. Die älteren Darstellungen waren grob, aber
detailliert, die später angefertigten sehr schön, als hätte sich jemand große
Mühe bei seinem Werk gegeben. »Das ist unglaublich, Antonietta. Hat das sonst
noch jemand gesehen?«
    »Nein. Ich hielt es für besser,
dieses Wissen für mich zu behalten.«
    Byron stimmte ihr zu. Was sich
in diesem Raum befand, würde den Scarlettis und ihrer gesellschaftlichen
Stellung großen Schaden zufügen. Aber die sorgfältig geführte Chronik der
Familiengeschichte war von großer Bedeutung für sein eigenes Volk. Seine Finger
flogen förmlich über die Wand, um so schnell wie möglich zu lesen. »Das ist
also der Grund; warum dir das, was mich von anderen unterscheidet, keine Angst
macht und du es akzeptieren kannst.«
    »Ich wusste sofort, dass du
einer der männlichen Abkömmlinge dieser Linie sein musst, deine Fähigkeiten
aber viel stärker ausgeprägt sind als meine.« Sie holte tief Luft und atmete
nur ganz langsam wieder aus. »Ich weiß, dass du nicht bleiben wirst, Byron,
aber das ist in Ordnung, wirklich. Ich habe nicht den Wunsch zu heiraten. Ich
bin mit meinem Leben, so wie es ist, ganz zufrieden. Ich habe nie eine
dauerhafte Beziehung mit einem Mann in Betracht gezogen. Ein Liebhaber ist
allerdings etwas anderes. Ich glaube, es würde für uns beide sehr gut laufen,
solange du bei mir bleiben möchtest.«
    Er drehte sich langsam um,
lehnte eine Hüfte an die Wand und verschränkte die Arme vor der Brust. Eine
Weile herrschte Schweigen. »Es wird dir also nichts ausmachen, wenn ich dich
verlasse?«
    Antonietta hörte das
unterschwellige Grollen in seiner Stimme, das Mahlen seiner Zähne. Ein Schauer
überlief sie, und zum ersten Mal regte sich Unruhe in ihr. Byron wirkte wie ein
ungezwungener, höflicher Mann, ein Gentleman der alten Schule mit sehr guten
Manieren. Sie dachte daran, wie ihr Angreifer auf der Klippe nach hinten
geschleudert worden war, an das unverkennbare Geräusch brechender Knochen.
Daran, wie mühelos der Körper weggestoßen worden war. Byron hatte nicht einmal
nachgeschaut, ob der Mann noch lebte. Er hatte gewusst, dass er tot war.
    »Na ja, ich habe die
Aufzeichnungen hier an der Wand gründlich studiert und bin mir über die
Rastlosigkeit der männlichen Exemplare dieser Spezies im Klaren. Ich wollte dir
nur sagen, dass ich das Unausweichliche akzeptiere und du deswegen kein schlechtes
Gewissen haben musst.« Noch während sie sprach, trat sie einen

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