Dunkle Symphonie der Liebe
Diego.
»Was ist mit den
Überwachungskameras? Kann man auf den Bändern nicht sehen, wie diese Leute
hereinkommen und sich ungehindert im Palazzo bewegen konnten, ohne einen Alarm
auszulösen?«, fragte Byron ruhig. Er fühlte den leisen Schauer, der Antonietta
durchlief, und zog sie schützend an seine breite Schulter.
»Sie müssen den Code, mit dem
man ins Haus kommt, gekannt und gewusst haben, in welchem Raum sich die
Überwachungsanlage befindet und wie sie abgeschaltet werden kann.«
Einen Moment lang herrschte
Schweigen. Antonietta gab sich Mühe, nicht an Byrons Brust zu sinken, nicht
ihre Gefühle preiszugeben, obwohl sie über den offenkundigen Verrat am
liebsten laut geweint hätte. Irgendjemand im Palazzo musste den Angreifern
geholfen haben. Sie lehnte ihren Kopf an Byron und schloss hinter ihren dunklen
Brillengläsern die Augen, als könnte sie damit den Schmerz verdrängen, der sie
beherrschte. Ihre Familie. Sie liebte sie leidenschaftlich, mitsamt all ihren
Eigenheiten. Der Gedanke, dass sich ein Mitglied ihrer Familie möglicherweise
an einem Mordkomplott gegen Don Giovanni beteiligt hatte, war unerträglich.
Wenn ich eines in diesem langen
Leben gelernt habe, dann ist es, keine voreiligen Schlussfolgerungen zu ziehen.
Die Stimme schnurrte in ihrem
Inneren, erfüllte ihr Herz, in das eine große, klaffende Wunde geschlagen
worden war, mit Wärme und Hoffnung. Einfach so. Mit einigen wenigen Worten und
seiner magischen Stimme war es Byron gelungen, ihren Schmerz zu lindern.
»Signorina? Ich glaube, Sie
müssen sehr vorsichtig sein, bis wir herausfinden, wer hinter diesem Anschlag
auf Ihr Leben und das von Don Giovanni steckt«, warnte Diego sie.
Byron fiel auf, wie oft der
Blick des Polizeibeamten zum Gang wanderte, wo Tasha direkt vor dem
Wintergarten ruhelos hin und her lief. Er neigte sich näher zu dem Mann und sah
ihm direkt in die Augen, um die Suggestion von Vertrauen und Freundschaft zu
intensivieren. »Das ist eine gute Idee. Antonietta, ich bin auch der Meinung,
dass äußerste Vorsicht angebracht ist. Sind wir einstweilen fertig, Diego?
Vielleicht ist Tasha so nett und versorgt Sie mit einer Tasse Tee, während Sie
mit dem Küchenpersonal über Enricos Verschwinden sprechen.« Wieder zog er
Antonietta schützend an sich.
»Das macht sie sicher gern«,
stimmte Antonietta zu, die sich danach sehnte, mit Byron allein zu sein.
»Das wäre wohl am besten«,
sagte Diego sofort. »Ich danke Ihnen, dass Sie mir Ihre Zeit geopfert haben,
Signorina Scarletti. Wir bleiben in Kontakt.«
Antonietta ließ zu, dass Byron
ihre Hand hielt, obwohl sie normalerweise lieber ohne die Hilfe anderer ging.
Es war verboten, im Palazzo irgendwelche Möbelstücke zu verschieben, und sie
wusste genau, wo jede Pflanze, jeder Stuhl, jeder Tisch platziert war. Byron
Justicano stand unter ihrem Schutz. Sie wollte ihrer Familie unmissverständlich
klarmachen, dass sie seine Anwesenheit in ihrem Heim und in ihrem Leben zu
akzeptieren hatten.
»Hier entlang bitte, Captain.
Tasha ist draußen auf dem Gang.« Es war nicht schwer, die rastlosen Schritte zu
identifizieren. Und sie kannte ihre Cousine. Tasha würde sich bestimmt nicht
weit entfernen, wenn sie tatsächlich so interessiert an dem Polizeibeamten
war.
Byron öffnete die Tür und trat
zurück, um Antonietta vorzulassen. Als sie an ihm vorbeiging, flüsterte er ihr
ins Ohr: »Ich habe eine Überraschung für dich.«
Tasha fuhr sofort herum, als
sie aus dem Wintergarten kamen, und heftete ihre großen, dunklen Augen auf
Diego.
»Haben Sie eine Ahnung, wer
hinter dieser furchtbaren Sache stecken könnte?«
»Noch nicht, Signora.«
»Tasha!« Ihre Lippen formten
sich zu einem perfekten Schmollmund. »Ich werde leider nicht antworten, wenn
Sie mich nicht Tasha nennen. Signora Scarletti-Fontaine klingt so förmlich.«
Ohne Byron zu beachten, trat sie zu Antonietta und küsste sie auf die Wange.
»Tut mir leid, Cousine. Du weißt schon, was ich meine«, wisperte sie. Ihre
Stimme war leise, aber Byrons scharfes Gehör fing die Worte mühelos auf.
Antonietta nickte. »Tasha, hast
du vielleicht Zeit, den Captain in die Küche zu bringen und das Personal zu
bitten, ihn nach Kräften zu unterstützen? Byron hat mir eine Überraschung
mitgebracht, und ich hatte gehofft, es würde dir nichts ausmachen, Captain
Vantilla alles zu zeigen, was er noch sehen muss, um seinen Bericht zu
vervollständigen.«
Tashas Gesicht erhellte sich.
»Natürlich macht es mir nichts
Weitere Kostenlose Bücher