Dunkle Symphonie der Liebe
für dich?«
Antonietta vergrub die Finger
in seinem Haar, sehnte sich verzweifelt danach, ihn wieder an sich zu ziehen.
Es gab keinen Grund, sich schuldig zu fühlen, und dennoch tat sie es. »In der
Vergangenheit ist es immer gut genug gewesen«, sagte sie schroff und schämte
sich sofort, weil es ihm gelungen war, sie aus der Fassung zu bringen, obwohl
es ihn nichts anging, was sie tat oder bleiben ließ.
Byron richtete sich langsam auf
und gab sie wieder frei. Als er sich von ihr löste, fühlte sie sich allein und
beraubt, und ihr war kalt. »Mir ist es nicht gut genug.«
Antonietta fuhr sich mit einer
Hand unsicher durchs Haar und trat absichtlich in den Gang hinaus, um sich
Freiraum zu verschaffen. »Du kannst dir unmöglich eine langfristige, dauerhafte
Beziehung mit mir wünschen. Du kennst mich doch gar nicht.«
»Das stimmt nicht ganz,
Antonietta. Es gibt kaum etwas, das ich nicht über dich weiß. Ich habe mir die
Zeit genommen, ruhig bei dir zu sitzen und dir zuzuhören. Ich habe mir die
Musik angehört, die du spielst, und dich im Umgang mit deiner Familie
beobachtet. Ich kenne dich viel besser, als du glaubst. Du dagegen hast dir
nicht die Zeit genommen, mich kennen zu lernen. Du dachtest, ich könnte dein
Liebhaber werden, ohne in deine perfekte kleine Welt einzudringen, und du
könntest weitermachen wie bisher, aber Tatsache ist, dass es ständig
Veränderungen gibt und alles Konsequenzen hat.«
Es gefiel ihr nicht, sich
selbst mit seinen Augen zu sehen. Er gab ihr das Gefühl, oberflächlich und egoistisch
zu sein. »Es ist nichts falsch daran, als Frau praktisch zu denken, Byron.
Männer nehmen sich ständig Geliebte, um sie eines Tages wieder zu verlassen.
Das machen sie seit Jahrhunderten so. Ich bin realistisch, nicht gefühllos. Ich
habe eine Familie, die von mir abhängig ist, und einen Beruf, der mich völlig
ausfüllt. Sieh doch ein, dass ich Recht habe. Du bist nicht in mich verliebt.«
Würde er es wagen, sie zu belügen, und behaupten, er wäre es?
Er wandte sich ab, entfernte
sich ein paar Schritte und kam wieder zu ihr zurück. Selbst in dem dunklen Gang
konnte sie seinen Schatten fühlen, seine Gegenwart. Das war nicht der Mann, bei
dem sie sich so wohl fühlte, der Mann, den sie für liebenswürdig und höflich
hielt, sondern ein gefährliches Raubtier, das ihr in den geheimen Gängen des
Palazzo Scarletti auflauerte. Sie hatte unwillkürlich die Vision von
gefletschten Zähnen und lautlosem Knurren. »Woher willst du wissen, was ich
empfinde oder nicht ?« Seine Stimme war so leise, dass man ihn kaum verstehen
konnte, aber sie hatte einen Unterton, der Antoniettas Angst verstärkte.
Sie streckte ihre Hand aus, als
wollte sie ihn auf die Probe stellen. Byron nahm ihre Hand sofort und legte sie
an seine Brust. Sie konnte seine Wärme spüren und sein Herz, das stetig und
kräftig schlug, in einem perfekten Rhythmus, dem ihr Herz zu folgen schien.
»Ich wollte dir nicht wehtun.«
Sie trat näher zu ihm. »Das habe ich aber, als ich gesagt habe, dass ich keine
dauerhafte Beziehung mit dir eingehen will, nicht wahr? Ich habe es nicht so
gemeint, wie es sich anhörte.« Warum hatte sie solche Angst gehabt? Wie hatte
sie jemals glauben können, Byron mit seinen vollendeten Manieren könnte je
anders als großzügig und ritterlich sein? Das Abenteuer der vergangenen Nacht
hatte offenbar an ihren Nerven gezerrt.
»Kein Mann hört gern, dass man
ihm irgendwann den Lauf- pass geben wird«, sagte Byron. »Tut dem Ego gar nicht
gut.« Er zog ihre Finger an seine Lippen.
Antonietta erwartete einen flüchtigen
Kuss. Sein Mund schloss sich um ihren Finger. Es fühlte sich heiß und feucht
an, genauso, wie es gewesen war, als er mit seinen Lippen ihre Brust liebkost
hatte. Sie konnte sich kaum auf den Beinen halten und hatte das Gefühl,
einfach zu zerfließen. »Ich glaube, meine Hormone arbeiten gerade auf
Hochtouren, Byron.« Ihr blieb keine andere Verteidigung als Humor. »Wenn du so
weitermachst, reiße ich dir noch dein Hemd vom Leib.«
»Ich glaube nicht, dass diese
Warnung geeignet ist, mich zu entmutigen, Antonietta.« Ein leichtes Lachen
schwang in seiner Stimme mit. Seine Zähne knabberten an ihrem Finger und
glitten weiter zu ihrem Daumen. »Wie hast du diese Kammer entdeckt? Du bist
doch nicht besonders oft in dem Geheimgang, oder?«
Seine Stimme klang nicht sehr
neugierig, aber sie hatte trotzdem den Eindruck, dass er auf ihre Antwort
gespannt war. Dass sein beiläufiger
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