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Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie

Titel: Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuala O'Faolain
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verschwunden.
    Das Telefon klingelte.
    »Oh, hallo, Min! Wie schön! Ich wollte gerade losfahren. Gestern habe ich mit Markey telefoniert, deshalb war ich ganz in Sorge! Er hat mir erzählt, dass die Polizei von Portland ihn kontaktiert hat – sie haben seine Karte in deinem Wohnmobil gefunden. Und dann wollte ich dir noch sagen – erschrick bitte nicht, wenn du in deinem Haus einen fremden Mann antriffst. Du erinnerst dich sicher, dass mich immer wieder ein Mann angerufen hat, ein Freund, und du hast gesagt, er klingt wie ein Nachrichtensprecher.«
    »Die Polizei hat Markey kontaktiert? Warum das denn, Himmelherrgott? Was hat Markey mit irgendwas zu tun?«
    »Na ja, was hat die Polizei mit irgendetwas zu tun? Warum hast du keinem Menschen Bescheid gesagt, dass du weggehst vom Trailerpark? Warum hast du mir nicht gesagt, dass …«
    Sie unterbrach mich abrupt. »Lass gut sein, Rosie! Du hast dir nie besonders große Mühe gegeben, mich zu informieren, wenn du von einem Land ins nächste gezogen bist.«
    »Aber ich hatte auch nie mit der Polizei zu tun …«
    »Ich auch nicht! Deshalb bin ich ja weggegangen. Ich wollte nicht in irgendeinem Polizeirevier antanzen und mich von irgendwelchen jungen Schnöseln, die meine Enkel sein könnten, ausfragen lassen! Was habe ich verbrochen? Gar nichts. Die Miete war bezahlt, und ich hatte mein Gehalt in der Tasche, also bin ich weitergezogen. Warum nicht?, wenn ich mal fragen darf. Und Luz ist genauso. Luz will auch nichts mit der Polizei zu tun haben.«
    »Aber warum ist die Polizei überhaupt aufgekreuzt?«
    »Weil dieses Land verrückt ist! Alle reichen Leute sind schlank, ihre Nerven sind ruiniert, und sie fürchten sich vor ihrem eigenen Schatten, und die armen Leute sind fett, und die anderen
wollen verhindern, dass sie das Leben genießen. Hast du gewusst, wenn man hier eine Flasche Wodka kauft – der so gut wie nichts kostet, verglichen mit unseren Gangsterpreisen -, dann muss man sie die ganze Zeit in einer Papiertüte lassen. Und du darfst sie im Auto nicht aufmachen. Im Auto! Wir haben keinem etwas getan, und plötzlich kommen die Besitzer des Trailerparks mit einer ellenlangen Liste zu Tuk und Maya, und auf der Liste stehen lauter schlimme Sache, die wir angeblich verbrochen haben. Ich finde Amerika ekelhaft. Die Menschen sind super, aber die Gesetze sind ekelhaft.«
    »Na ja, du bist ja wieder auf dem Heimweg. Es ist nicht mehr so wichtig.« Ich wollte sie nicht zurechtweisen. Es gab so viele Dinge, die ich ihr zeigen und die ich sie fragen musste, dass ich mich jetzt nicht mit ihr streiten wollte. Und Leo wohnte in ihrer Küche.
    »Wo bist du?«, fragte ich sie, weil mir auf einmal einfiel, dass sie womöglich noch gar nicht bis nach New York gekommen war.
    »Ich bin in Duluth.«
    »Wie bitte? Wo bist du?«
    Dann fiel es mir wieder ein. Der Pilot. Der mit seinem Flugzeug abgestürzt war. Er stammte aus Duluth. »Aber …«
    »Ich telefoniere mit so einer Karte, und gerade hat die Stimme gesagt, dass ich nur noch fünfzig Cent habe. Rosie – ich habe keine Ahnung, wie gut die Chancen sind, dass ich rechtzeitig nach New York komme und die Maschine nach Dublin kriege.«
    Ihre Stimme klang nervöser als sonst.
    »Wir haben ein Zimmer in einer Unterkunft für anständige Obdachlose – hier bezeichnet man uns als Durchreisende. Wir haben unser eigenes Bad und alles. Du müsstest die Kacheln sehen, die sind besser als alle, die Reeny aus Spanien mitgebracht hat. Aber es hat eine ganze Weile gedauert, bis wir das Zimmer gefunden haben, und jetzt muss ich rausbekommen, wo
der Radiosender ist. Luz und ich haben auf der anderen Straßenseite was getrunken, und der Mann hat uns gefragt, ob eine von uns heute Abend in der Küche arbeiten kann, und ich habe ja gesagt, weil Luz immer noch …«
    »Aber morgen ist mein Geburtstag!« Ich spürte richtig, wie mir das Blut gerann. »Und dein Visum! Dein Visum, Min! Läuft es nicht übermorgen ab? Du musst nach Hause kommen. Du hast keine andere Wahl. Du musst aus den Staaten ausreisen, morgen, vor Mitternacht. Ist Duluth nicht ganz in der Nähe von Kanada? Geh nach Kanada! Ruf Markey an und frag ihn, was du tun sollst – Markey hilft dir bestimmt. Und bitte, Min, flieg Business Class, wenn’s nicht anders geht.« Ich wurde immer lauter. »Ruf mich morgen an, Min, wenn du’s nicht bis Stoneytown schaffst.«
    »Ja, ich ruf dich morgen wieder an, Rosie!« Mins Stimme war jetzt auch ganz laut. »In der Telefonzelle, um neun Uhr

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