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Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie

Titel: Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuala O'Faolain
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gewesen.
    Ich beobachtete ihn voller Zuneigung. Seit jeher betrachtete Monty sich wo er ging und stand in jeder reflektierenden Fläche, und auch jetzt musterte er sich nervös in seinem Flurspiegel.
Die athletische Figur, die einst in Jeans so gut ausgesehen hatte, war durch einen beträchtlichen Schmerbauch bereichert worden. Außerdem bekam er eine Glatze. Er zog den Kamm heraus, den er immer in der Hintertasche trug, und fuhr sich damit schnell durch die verbliebenen Haare.
    »Wie geht’s deiner Mutter?«, fragte ich ihn. Es war Reeny, die ihn auf Trab hielt, obwohl Peg seine Freundin war.
    »Meine Ma hat einen spanischen Freund«, verkündete er klagend.
    Ich schaffte immerhin ein »Ach, wirklich?«, obwohl ich viel lieber gesagt hätte: »Ich weiß längst Bescheid, und ich finde es ganz toll, das ist doch das Mindeste, was sie verdient hat. Und ich hoffe nur, dass ihr Freund ihr etwas zu bieten hat und gut Englisch spricht, aber selbst wenn nicht, finde ich es trotzdem klasse. Du bist schon weit über vierzig, und es wird langsam Zeit, dass ihr einander loslasst.«
    Einmal, als ich im Flugzeug vom Klo an meinen Platz zurückstolperte, ging ich zwischen lauter Geschäftsmännern durch, die auf ihr Essen warteten. Einige hatten sich die Serviette umgebunden wie einen Latz. Ich kam mir vor wie im Kindergarten, umgeben von unschuldigen Babys, die darauf warteten, endlich gefüttert zu werden. Genauso war Monty auch. Ich sah in ihm immer noch den rundlichen kleinen Jungen, der träge bei uns vor dem Fernseher hockte, während sich seine Mutter zu Hause die Augen ausweinte. Man konnte bei Männern das innere Kind leichter sehen als bei Frauen.
    »Wie war das Bett?«, fragte er Leo herzlich. Leo schien etwas verdutzt angesichts dieser Leutseligkeit.
    »Perfekt«, antwortete er höflich, und um die Perfektion zu veranschaulichen, machte er mit Daumen und Zeigefinger eine kleine Geste, die bei den Typen, die sich im Kilbride Inn am Tresen versammelten, auf einigen Spott gestoßen wäre. »Sehr bequem. Und diese göttliche Ruhe!«

    »Heißt das, da, wo Sie herkommen, ist es laut?«, erkundigte sich Monty. Er bemühte sich tatsächlich, so etwas wie Konversation zu machen.
    Und Leo antwortete: »In den letzten Jahren habe ich immer in italienischen Städten gewohnt, und da hat man keine Minute Ruhe. Aber ich hoffe, dass ich bald in meine Heimat zurückkann, in die Schweiz …«
    »In die Schweiz!« Monty war ganz begeistert. »Da war ich erst vor kurzem, bei den Open ! So was habe ich noch nicht gesehen.«
    »Haben Sie selbst gespielt?«, wollte Leo wissen, und ich fürchtete schon, dass er an ein Musikinstrument dachte. Aber wie sich herausstellte, war sein fünfzehnjähriger Sohn – der Sohn, von dem Leo hoffte, dass er seine Ehefrau irgendwie umstimmen konnte – an seiner englischen Privatschule der »Captain of Golf«.
    Damit hatte Leo es geschafft, dass Monty ihn als Sportskameraden unter seine Fittiche nahm. Ehe ich wusste, wie mir geschah, war Monty schon wieder drüben gewesen und hatte für sie beide Schläger und Jacken geholt, weil er mit Leo nach Portmarnock rausfahren wollte, um ihm einen typisch irischen Golfplatz vorzuführen.
    »Der Platz ist ideal, gerade, wenn man nicht ganz auf der Höhe ist«, versicherte mir Monty. »Man braucht gar nicht aus dem Golfwägelchen auszusteigen. Leo kann sitzen bleiben und die gesunde Meerluft atmen, während ich eine Übungsrunde einlege.«
    Ich schaute Leo ratlos an: Die Ärmel des violetten Polyesteranoraks, auf dem hinten »Team« stand, reichten ihm bis an die Fingerspitzen.
    »Ich finde das gut, Rosie«, sagte er und lächelte. »Wenn ich meinen Sohn das nächste Mal sehe, haben wir jede Menge Gesprächsstoff.«

    »Aber du bist stundenlang weg! Und ich habe so viel zu tun in Stoneytown!«, jammerte ich.
    »Fahr du ruhig nach Stoneytown«, sagte Monty. »Dann sind wir nicht unter Druck. Ich kümmere mich um Leo, stelle ihn ein paar Leuten vor und sorge dafür, dass er ordentlich isst – in Portmarnock gibt es erstklassiges Steak. Dann trinken wir noch ein Bier, und er geht früh ins Bett. Und morgen kann er dann mit mir zusammen zu deinem Picknick fahren.«
    »Aber was ist mit Peg?«
    »Peg fährt mit Tess.«
    » Va bene, Rosie«, sagte Leo. »Ich finde dieses Arrangement ausgezeichnet.«
    Monty grinste stolz, als wäre er persönlich für Leos elegante Wortwahl verantwortlich.
    Ich rannte hinter ihnen her. Leo kletterte bedächtig in Montys Wagen.
    »Hast du

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