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Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie

Titel: Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuala O'Faolain
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Aber ich bin ins Haus reingekommen.«
    Ich wartete eine Weile, aber Min sagte immer noch nichts. »Das Haus ist unglaublich stabil gebaut!«, fuhr ich nervös fort. »Und es steht an einer wunderschönen Stelle. Wenn man Strom hätte, könnte man es gut herrichten.« Ich verstummte.
    »Mein Vater hat es mir vermacht?«, fragte sie.

    »Ja.«
    »In seinem Testament?«
    »Na ja, ein richtiges Testament ist es nicht.«
    »Heißt das, dass er wirklich tot ist?«
    »Natürlich ist er tot! Seit sechzig Jahren hat niemand mehr etwas von ihm gehört, oder?«
    »Keine Ahnung. Ich habe keinen von den Leuten dort mehr gesehen, nachdem ich nach Dublin gezogen bin, um dich aus dem Krankenhaus zu holen.«
    Ich konnte mich nicht mehr bremsen. »Da waren solche Markierungen in der Wand neben dem Bett oben. Jemand hat die Tage im Monat gezählt und Striche gemacht. War das …?«
    »Das Bett war nur für verheiratete Leute«, sagte Min. »Und für meinen Dad. Die Kinder haben nie da geschlafen. Ich weiß nicht, was für Striche das sein könnten. Deine Mutter und ich, wir haben auf dem Klappbett hinter dem Herd geschlafen. An das Klappbett habe ich noch oft gedacht. Es war das beste, das ich je hatte. Ich bin einmal zurückgegangen – hinter der Telefonzelle an der Hauptstraße gibt es eine Stelle, da kann man sich durch den Zaun quetschen. Mit deinem Vater bin ich hingefahren. Ich wollte ihm das Klappbett zeigen, weil ich gedacht habe, wir können es vielleicht mitnehmen, aber das Haus war zugeschlossen. Wir mussten in der Scheune schlafen. Es war eine eiskalte Nacht. Und das Haus ist doch nur noch eine Bruchbude.«
    »Jetzt wohnst du auch nicht gerade in der Schlossallee«, sagte ich. »Oder?«
    »Ich? Mir geht es blendend. Wir sind inzwischen meistens zu dritt, weil die Frau, die eigentlich in unserer Wohnung wohnen soll, also die Frau, die gegenüber vom Hotel im Freien lebt, die kommt öfter zu uns. Auf ihr Gelände sind ein paar Männer gezogen, die sie nicht so gut leiden kann.«

    »Aber ist sie denn keine Alkoholikerin?«
    »Bei uns in der Wohnung kannst du vom Fußboden essen. Luz hat sie ganz fantastisch eingerichtet. Sie sorgt dafür, dass alles sauber ist, weil sie eine schwache Lunge hat, und deshalb kann sie keinen Staub ertragen. Sie hat so ein Gerät, das die Luft befeuchtet.«
    »Klingt gut. Aber du bist Rentnerin, Min, und du wohnst in einer Sozialwohnung mit einer Frau, die nicht ganz gesund ist, und du arbeitest acht oder neun Stunden am Tag für ein paar Cent!«
    »Ich habe Geld!«, rief sie, und obwohl es keine gute Verbindung war und der Lärm im Hintergrund störte, konnte ich den Stolz in ihrer Stimme hören.
    »Du hast hier auch Geld! Du kannst mein Geld haben.«
    »Ich habe mein eigenes Geld! Ich kann kommen und gehen, wie es mir passt. Und Stoneytown – die Steinplatten auf dem Fußboden waren immer nass, vom September bis zum Juni, und selbst wenn man ein riesiges Feuer gemacht hat, gegen die Feuchtigkeit hat es nichts geholfen. Wir müssen hier nicht mal Feuer machen, die Heizung funktioniert ganz von alleine, und wir brauchen nichts dafür zu bezahlen. Gib ihnen das Haus zurück. Sag ihnen, sie sollen uns lieber Geld dafür zahlen.«
    Am anderen Ende der Leitung redeten plötzlich mehrere Leute durcheinander.
    »Nimm das Geld, Rosie. Ich muss jetzt leider aufhören, der Chef meckert schon.«
    Luz übernahm das Telefon. »Mach’s gut, Kindchen!«, rief sie fröhlich. »Und falls das zu viel verlangt ist, dann sei wenigstens vorsichtig.«
     
    Bell schlief auf dem Laptop, also machte ich Feuer im Kamin, stellte ihren Korb davor und legte ein bisschen gekochten Schinken
auf die Decke, um ihr über den Schock des Gewecktwerdens hinwegzuhelfen.
    Kilbride, Dublin, tippte ich.
     
    Mein lieber Leo, mir ist etwas Wunderbares passiert, und ich habe gerade gemerkt, dass Du der Mensch bist, dem ich davon erzählen möchte. Weil Du die Villa so geliebt hast, glaube ich. Ich kenne im Moment sonst niemanden, der verstehen würde, was es heißt, sich in ein Haus zu verlieben.
    Wie sich herausgestellt hat, ist meine Tante seit Neuestem die Besitzerin eines kleinen Steinhauses, das viele Jahre nicht mehr bewohnt wurde, aber nicht verfallen ist. Es steht in einer landschaftlich sehr reizvollen Gegend, direkt am Meer, südlich von Dublin. Meine Tante ist zurzeit in den USA, deshalb bin ich allein hingefahren, und ich kann Dir gar nicht beschreiben, wie glücklich ich dort war. Ich glaube, deshalb muss ich an Dich

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