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Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie

Titel: Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuala O'Faolain
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für die einsamen Nächte braucht.«
    »Sie ist mit Pearl nach Fatima gefahren«, sagte Peg. »Diese Pilger wollen unbedingt leiden. Andy ist irgendwo auf dem Land und sammelt Kaninchen ein. Die Reise nach Fatima ist nur für ein verlängertes Wochenende, aber Tessa sagt, Andy ist ihr echt dankbar dafür, dass sie seine Mutter begleitet. Sonst müsste er nämlich mit ihr fahren, und er war schon tausendmal dort. Dann doch lieber Las Vegas! Dieses Jahr fahren Monty und ich vielleicht noch mal hin, weil man für Essen und Trinken nichts bezahlen muss – man kann sein ganzes Geld an den einarmigen Banditen verspielen. Na ja, Fatima war auch okay. Aber das Hotel, in dem wir gewohnt haben, war viel zu fromm: Die Männer waren im einen Flügel des Gebäudes untergebracht, die Frauen im anderen.«
    »Aber genau das ist es doch, Peg. Wenn ihr Urlaub macht, du und Monty – kommt es dann nie dazu?«
    Sie warf mir einen verdutzten Blick zu, um sich zu versichern, ob ich wirklich das gefragt hatte, was sie dachte. Wir redeten nie über solche Dinge.
    »Vergiss nicht – ich habe meine kleinen Geschwister für meine Mutter großgezogen«, sagte sie. Offenbar war sie bereit, ein Stück des Weges mit mir zu gehen. »Als ich zwanzig war, wollte ich keinen Kinderpopo mehr sehen – bis an mein Lebensende.« Da erst merkte sie, dass sie für ihre Verhältnisse vielleicht etwas zu unzufrieden geklungen hatte. »Aber im Grund hat es mir nichts ausgemacht«, fügte sie schnell hinzu. »Ich bin nicht
wie du. Ich war ja nie gut in der Schule. Die Nonnen haben nicht mal gemerkt, dass ich da bin.«
    Holla! Entdeckte ich hier etwa eine Spur von Bitterkeit? Nach so langer Zeit?
    Es stimmte. Peg hatte wirklich zum größten Teil die Verantwortung für die beiden jüngeren Geschwister übernommen, und die zwei waren kräftige Babys gewesen. Ganz Kilbride hatte sich gefragt, wie es möglich war, dass die zarte Frau von dem ebenfalls eher zerbrechlich wirkenden Mr. Colfer derart robuste Kinder bekommen hatte. Mr. Colfer war außerdem berühmt dafür, dass er in seinem Laden die Kunden im Schneckentempo bediente. Man traf ihn meistens auf dem Gelände hinter dem Haus an, wo er sich selbst die Erlaubnis erteilt hatte, ein Pferd weiden zu lassen. Er lehnte dort untätig an der Wand und schaute dem Pferd zu. Jedes Mal, wenn Mrs. Colfer wieder schwanger zu sein schien, machten alle Witze darüber, dass Danny Colfer sich zu Hause offenbar etwas aktiver verhielt. In seiner Gegenwart machte allerdings niemand Witze über ihn, nicht einmal im Pub, denn er war ein wichtiger Mann in Fianna Fail: Er kannte Leute, mit deren Hilfe man einen Job oder ein Haus bekommen konnte.
    »Aber jetzt mal von Frau zu Frau, Peg – hast du nicht manchmal Lust …?« Ich redete nicht weiter. Tess warf mir oft vor, bei mir würde es immer nur um Sex gehen, wenn ich einen Mann und eine Frau in einem Atemzug erwähnte. Der Beziehungsaspekt faszinierte mich, das konnte ich nicht leugnen. Selbst bei der Messe, in die ich selten genug ging, saß ich auf meiner Bank im Hintergrund, und während ich beobachtete, wie die anständigen Nachbarn nach dem Abendmahl wieder an ihre Plätze schlurften, überlegte ich mir, welche von ihnen befriedigt aussahen und welche nicht.
    »Du bist doch auch eine Frau, Rosie«, sagte Peg. »Ich verstehe nicht, warum du auf mir herumhackst. Was ist denn mit deinen
Bedürfnissen? Du hast nicht mal jemanden, mit dem du in Urlaub fahren kannst, so wie ich mit Monty. Der letzte Typ in deinem Leben war dieser vertrocknete alte Franzose, der mal bei Tessa übernachtet hat. Jedenfalls gibt’s zurzeit keinen, von dem Tess und ich etwas wissen.«
    »Er war kein Franzose«, verbesserte ich sie mechanisch. »Und er war überhaupt nicht vertrocknet, wenn man ihn näher kannte. Man soll ein Buch nie nach dem Einband beurteilen.«
    »Genau das finde ich auch. Man soll ein Buch nicht nach dem Einband beurteilen. Auch Monty und mich nicht.«
    Sie rief dann die Nachbarin an, um sie zu bitten, das Haus im Auge zu behalten, während wir für ein paar Stunden unterwegs waren. Es gefiel mir, wie sie da stand, den Hörer am Ohr. Gedankenverloren starrte sie auf ihre ausgestreckte Hand, kniff erst vorwurfsvoll die Lippen zusammen, lächelte dann wieder ganz entspannt. Sie hatte inzwischen feine Fältchen um die Augen, und an den Schläfen ahnte man einen leichten Grauschimmer in ihren blonden Haaren, aber eigentlich fand ich sie hübscher denn je. Sie hatte sich früher

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