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Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie

Titel: Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuala O'Faolain
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einfach nicht akzeptieren, dass ich darauf von jetzt an verzichten soll, obwohl ich doch noch so lebendig bin.«
    »Reg dich nicht auf, Liebes«, sagte Peg.
    Wir gingen zurück zum Auto.
    »Warum bist du nicht mit Min in Amerika geblieben? Der Lebensstil dort entspricht dir doch viel eher als das Leben hier«, sagte sie sanft.
    »Ach, Min wollte das alles auf ihre Art regeln«, antwortete ich leichthin. »Ich hätte sie nur gestört. Und ich bin nicht so versessen auf Amerika wie sie. Ich war ja schon öfter dort.«
    »Sie macht das echt gut«, sagte Peg. »Ich sehe mir die Leute hier an, und sie merken gar nicht, dass die Zeit an ihnen vorbeizieht. Sie reden immer das Gleiche, sie sagen, dass sie dies und jenes noch unternehmen wollen, und als Nächstes höre ich das Glöckchen der Friedhofskapelle, und der Leichenwagen fährt an der Tür vorbei, mit ihrem Sarg drin. Und sie haben nie richtig gelebt. Irische Männer wissen gar nicht, dass sie geboren wurden. Man sollte denken, dass wenigstens einer von ihnen genug Verstand hat, um zu sehen, was für ein wunderbarer Mensch du bist, Rosie.«
    »Ja, ja«, sagte ich und schniefte. »Und Schweine lernen fliegen.«
    Im Auto nahm ich noch einmal Anlauf. » Que sera, sera – das ist von jetzt an mein Motto«, sagte ich. »So wie bei Doris Day. Obwohl es Doris zwischendurch auch gar nicht so gut ging.«
    Und ich ließ den Motor aufheulen und rollte den Feldweg zurück.
     
    Am Abend wanderte ich unruhig in Mins Küche auf und ab. Ich war ein kleines bisschen sauer, weil Peg anscheinend der Meinung war, dass es in meinem Leben nur ein einziges Problem gab: Ich brauchte einen Mann. Aber das, wonach ich mich
sehnte, war größer als alles, was die Männer, die ich bisher kennengelernt hatte, mir geben konnten. Und die Männer, die ich in der Zukunft eventuell noch kennenlernte, würden es mir erst recht nicht geben können. Außerdem ging Peg davon aus, dass ich versucht hatte, einen Mann zu finden, und dabei gescheitert war. Aber das stimmte so nicht. Ich war geschützt gewesen, weil ich Leo hatte. Und wenn ich tatsächlich glauben würde, dass ein Mann die Lösung für alle meine Probleme wäre, dann könnte ich mühelos einen finden. Da war ich mir sicher. Ich würde meine statistischen Möglichkeiten manipulieren. Zum Beispiel könnte ich einen Job auf einem kanadischen Luftstützpunkt annehmen. Ich könnte Kurse über den Verbrennungsmotor belegen. Ich könnte im Gefängnis unterrichten.
    Aber welcher Mann würde je die Seite von mir sehen, die zum Vorschein kam, als ich in einer Bucht südlich von Kalamata vor einer Hütte saß, zwischen Tamarisken und Klettertrompeten, um endlich Auf der Suche nach der verlorenen Zeit ohne Unterbrechung von Anfang bis Ende lesen zu können? Die Rosie, die wusste, wo man in Rom den besten Büffel-Mozzarella bekam? Oder wo man in Bayeux wohnen musste, wenn man den berühmten Teppich sehen wollte, oder wie man von Shiraz zu den Ruinen von Persepolis gelangte? Die Rosie, deren Füße in der Moschee von Timbuktu im kalten, seidigen Wüstensand versanken, auf den nie ein Sonnenstrahl gefallen war, seit das Gotteshaus, dem die Wüste selbst als Fußboden diente, vor vielen Jahrhunderten erbaut worden war? Die Rosie, die einen eiskalten Winter lang jeden Tag zu Fuß durch die nebligen Gassen eines Indio-Dorfs oberhalb des Lago de Atitlan zu ihrem Zimmer zurückging? Und das, nachdem sie von morgens bis abends guatemaltekischen Jungen, die nicht still sitzen konnten, Englisch beigebracht hatte?
    Welcher Mann würde begreifen, dass ich nicht angeben wollte, wenn ich so eine Liste aufstellte? Für mich waren die Namen
dieser Orte nur wie kleine Schildchen, die mein Leben markierten, sozusagen Abkürzungen für die Erinnerungen, die mich geprägt hatten.
    Ich hätte der Einsamkeit entgehen können, wenn ich daheimgeblieben wäre. So wie die meisten Frauen in Kilbride. Sie hatten Partner, die genau dieselben Geschichten und dieselben Menschen kannten wie sie selbst. Min hatte sich diese Form der Sicherheit immer für mich gewünscht. Aber ich wollte Romantik und Abenteuer. Und jetzt – ach, im Radio sang Leontyne Price »Un bel di vedremo« aus Madame Butterfly . Die leidenschaftliche Stimme steigerte sich immer mehr, weil sie so fest davon überzeugt war, dass der Geliebte eines Tages zu ihr zurückkehren werde. Und mein Herz zog sich vor Schmerz zusammen.
    Schnell! Wo war mein rosarotes Notizbuch?
    Ich blätterte zur Seite mit den Tipps für

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