Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie

Titel: Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuala O'Faolain
Vom Netzwerk:
kaum von den anderen Mädchen in ihrem Alter unterschieden, aber die zarten Spuren der Zeit verhalfen ihr stärker zu einer eigenständigen Persönlichkeit.
    »Was jetzt?« Ihre Augen leuchteten. »Ich gehe immer so gern raus, wenn Dad sich nachmittags hinlegt. Selbst wenn ich nur schnell den Müll wegbringe.«
    »Sollen wir zu eurem Haus fahren?«, fragte ich. »Monty redet nie darüber, deshalb weiß ich gar nicht, was für Fortschritte es macht.«
    »Gut, einverstanden, wenn du das gern möchtest. Aber es gibt nicht viel zu sehen. Und ich muss bald wieder hier sein, falls Dad unruhig wird.«
    »Ach, Peg!«, sagte ich, während ich den Motor startete. »Warum verbringst du dein ganzes Erwachsenenleben damit, dich um
deine Eltern zu kümmern? Ist das normal? So ist das nicht gedacht mit den Generationen, oder? Weshalb verlangst du nicht wenigstens von deinen Geschwistern, dass sie ab und zu mal kommen, damit du weg kannst?«
    »Für die anderen ist es sehr wichtig, dass ich hier bin«, antwortete Peg. »Ihre Ehen sind nicht ganz unkompliziert, weißt du. Sie reden nicht groß darüber, aber ich weiß Bescheid. Es hat ihnen viel geholfen, als alles nicht so gut bei ihnen lief, dass sie wenigstens immer wussten, zu Hause ist alles okay. Du verstehst das vielleicht nicht – aber ich beobachte Daddy, wenn er schläft, weil ich sicher sein will, dass er atmet. Es macht mir nichts aus, wenn er mich nicht erkennt. Ich erkenne ihn. Ich werde mich total verloren fühlen, wenn er irgendwann nicht mehr da ist.«
    Ich musste langsamer fahren, weil wir von der schmalen Straße hinter dem Flughafen in eine noch engere Straße eingebogen waren. Auf der ganzen Strecke standen unfertige neue Häuser am Straßenrand. Als Monty das Grundstück gekauft hatte, war hier alles noch leer und ländlich gewesen.
    »Nach der nächsten Kurve rechts«, sagte Peg. »Es ist nur ein Feldweg. Monty hat den Platz ausgesucht, weil man dort ungestört ist.«
    »Was heißt da, Monty hat ihn ausgesucht? Es ist doch auch dein Haus, oder?«
    »Ehrlich gesagt, Rosie – ich wohne am liebsten in Kilbride«, sagte Peg. »Mir ist es lieber, wenn ein bisschen Trubel ist. Hier …«
    Weit entfernt, jenseits der Felder, sah man im Licht der Nachmittagssonne die Autos auf der Belfast-Autobahn schimmern, aber hier war es ganz still. Man hörte nur die Vögel zwitschern. Vor uns war das Fundament des Bungalows ausgehoben und mit einer Schotterschicht aufgefüllt. Auf der nackten Erde stand sogar ein Zementmischer. Aber sonst sah man überall nur Unkraut und Schlamm, und eine Ladung Betonsteine war mit Gras
und Brennnesseln überwachsen – offenbar war sie schon vor längerer Zeit geliefert worden.
    »Ich glaube, ein Hund würde sich in dieser Umgebung sehr wohl fühlen«, sagte ich. Etwas Besseres fiel mir nicht ein.
    »Ich kann nicht Auto fahren«, murmelte Peg. »Wenn ich hier wohne, muss ich es lernen.«
    »Wieso kannst du nicht fahren? Monty ist doch bestimmt ein genialer Fahrlehrer.«
    »Ich hab’s nie gebraucht.«
    Ich musterte sie aus dem Augenwinkel, doch ich konnte nicht viel sehen, weil der Wind ihr die lockigen Haarsträhnen ins Gesicht pustete.
    »Aber kann man so leben?«, fragte ich.
    »Ich habe einfach immer akzeptiert, wie die Dinge sich entwickeln«, sagte sie. »Aber die Sache ist die, Rosie, das sehe ich doch jeden Tag im Fernsehen: Die einen lassen sich scheiden, und die andere Hälfte ist unglücklich. Und Tessa ist total angespannt. Ich glaube, sie hat sich ein bisschen viel vorgenommen, mit Andy als potenziellem Ehemann. Der arme Junge wird ja gar nicht wissen, wie ihm geschieht. Und sogar du, Rosie – ich würde nicht behaupten, dass du glücklich bist, Schätzchen, dabei düst du ständig von einem Land ins nächste und probierst lauter verschiedene Sachen aus. Und ich – ich bin glücklich. Ich bin total glücklich, obwohl ich nirgends hingehe. Egal, was passiert, ich bin zufrieden. Wenn ich hier wohne, dann werde ich hier wohnen, und wenn nicht, dann kommt irgendwas anderes. Das Einzige, wofür ich bete, ist, dass Daddy keine Schmerzen haben muss und dass Gott euch alle beschützt und uns gemeinsam alt werden lässt, Monty und dich und Min und mich – und ich bete, dass alle, die wir lieben, gesund bleiben …« Sie verstummte.
    Ich konnte mich wieder einmal nicht bremsen. »Aber was ist mit der Liebe?«, platzte ich heraus. »Was ist, wenn man völlig
verrückt nach jemandem ist? Egal, wie sehr ich mich bemühe – ich kann es

Weitere Kostenlose Bücher