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Dunkle Tage

Dunkle Tage

Titel: Dunkle Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Kunz
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geholt.“
    „Seltsam … Naja, dann! Pass auf dich auf!“ Er gab ihr einen Kuss auf die Wange und verließ das Zimmer.
    Stirnrunzelnd sah Diana ihm nach. Warum war er über ihre Antwort so erleichtert? Warum hatte er sich so besorgt nach Hendrik erkundigt? Was hatte er zu verbergen?
    Sie gab es auf, diesem Rätsel auf den Grund gehen zu wollen, ehe ihr Kreislauf richtig in Gang gekommen war, und fing stattdessen an, einen Koffer zu packen. Wahllos warf sie Kleider und Wäsche hinein und fluchte über ihre mangelnde Systematik. Zum Teufel noch mal, wann hat die Schuhnot endlich ein Ende?, dachte sie, während sie ihre abgelaufenen Paare untersuchte.
    Elsa kam herein, um das Zimmer zu machen. „Verzeihen Sie, Fräulein Escher, ich dachte nicht, dass Sie hier sind“, sagte sie. Dann entdeckte sie den Koffer. „Sie wollen fort?“
    „Ich ziehe aus.“
    „Schade. Es ist viel lustiger, seit Sie hier sind.“
    „Danke für das Kompliment, Elsa!“ Sie sah das Dienstmädchen nachdenklich an. „Sag mal … ist dir irgendetwas aufgefallen … über den Mord an meinem Onkel, meine ich … das du der Polizei nicht mitgeteilt hast?“
    „Nein, Fräulein Escher! Ich weiß ja nichts. Die schreckliche Tat ist erst spät passiert, sagt der Kommissar, und da habe ich schon geschlafen.“
    „Natürlich.“ Diana dachte nach. „Ich weiß auch nicht recht, wonach ich suche. Irgendetwas Außergewöhnliches … es kann etwas ganz Kleines sein … Friedrich, zum Beispiel. Gab es in Zusammenhang mit ihm nichts Außergewöhnliches?“
    „Nein.“
    „Naja, es war nur so ein Gedanke. Aber du hast natürlich recht, da wir alle früh schlafen gegangen sind, kann es auch nichts zu beobachten geben.“
    „Oh, der junge Herr Unger hat nicht geschlafen, Fräulein Escher! Zumindest nicht die ganze Zeit.“
    „Wie kommst du darauf?“
    „Seine Schuhe. Sie waren am Morgen ganz schmutzig, obwohl ich sie am Vorabend geputzt hatte. Ist das von Bedeutung?“
    „Ich glaube nicht, Elsa. Danke!“
    Das Dienstmädchen knickste und verließ das Zimmer. Diana setzte sich aufs Bett. Ihre Gedanken jagten sich. Friedrich musste in der Nacht noch fort gewesen sein. Aber wohin? Und weshalb?
    Es war ihr nicht vergönnt, ihre Überlegungen zu Ende zu bringen, denn nun kam ihre Tante mit bekümmerter Miene herein, warf einen Blick auf den Koffer und setzte einen leidenden Ausdruck auf. Seufzend bereitete Diana sich auf einen weiteren Schwall Vorwürfe vor.
    „Es ist dir nicht wirklich ernst damit, nicht wahr?“ Käte bettelte regelrecht um eine Bestätigung, dass die Grundfesten ihrer Welt noch unverrückbar an jener Stelle standen, wo sie vermutlich schon während der Punischen Kriege zu finden gewesen waren. „Du sagst das nur, um uns zu schockieren, stimmt’s?“
    „Tut mir Leid, aber mein Entschluss steht fest.“
    „Das kannst du nicht tun! Hast du denn keine Achtung vor dir selbst?“
    „Ich ziehe nur in eine andere Wohnung, Tantchen, nicht in die Unterwelt.“
    „Aber zu einem Mann! Den du nicht einmal kennst!“
    „Ich möchte nicht mehr darüber reden. Ich bin eine erwachsene Frau, du und Onkel Hermann, ihr solltet euch allmählich damit abfinden, dass ich meine Entscheidungen selbst treffe.“
    „Du bist immer so eigensinnig!“ Käte klang, als würde sie jeden Moment in Tränen ausbrechen. Da ihre Nichte sich davon nicht beeindrucken ließ, wischte sie sich schließlich über die Nase und sank aufs Bett. „Dein Onkel ist manchmal ein bisschen grob, aber er meint es nicht so. Du darfst ihm seine Worte nicht übel nehmen. Er sorgt sich eben um dich. Wir alle machen uns Sorgen. Du glaubst immer, alle Leute sind so geradeheraus wie du, aber es gibt viele Menschen … Männer … die etwas ganz anderes im Sinn haben als sie behaupten. Nicht jeder trägt sein Herz auf der Zunge.“
    Diana sah eine Chance, ihre Tante zu überrumpeln. „Und was ist mit dir?“
    „Wie meinst du das?“
    „Aus welchem Grund hast du mich belogen, als du sagtest, niemand hätte an jenem unglückseligen Abend Onkel Max noch zu Gesicht bekommen?“
    „Ich … ich habe nicht …“
    „Ist es so schlimm, was du für dich behältst?“
    Käte packte Dianas Handgelenk, dass die beinahe aufgeschrien hätte. „Sag so etwas nicht!“, flüsterte sie. „Es gibt eine Erklärung für alles.“
    „Für was?“
    Ihre Tante sackte in sich zusammen und atmete schwer. Dann schien sie den Entschluss zu fassen, die Last auf ihrer Seele mit jemandem zu teilen. „Ich

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