Dunkle Templer 01 - Erstgeboren
hin aufgestellt worden waren. Das Geld war in die Ausstattung und die Arbeiter investiert worden, nicht ins Dekor. Ethan kam nur sporadisch hier herunter. Er mochte den unmittelbaren Luxus lieber, in Form von Speisen und Getränken sowie anderer greif- und sichtbarer Annehmlichkeiten.
Dr. Reginald Morris erwartete ihn. »Guten Tag, Mr. Stewart. Pünktlich wie immer.«
Hochgewachsen, schlank, bebrillt, mit dünner werdendem grauen Haar und einem weißen Kittel, wirkte Morris onkelhaft und harmlos. Ethan sah Ähnlichkeiten zwischen Morris und Jake. Morris’ Leidenschaft galt seiner Arbeit, und es war ihm unverständlich, dass andere sie nicht ebenso faszinierend fanden wie er. Was auf Ethan jedoch nicht zutraf. Das war auch der Grund, warum er Morris’ Tod vorgetäuscht und ihn der Regierung abgeworben hatte, bei der Morris der Spezialist für die Ausbildung von Ghosts gewesen war.
Morris streckte eine Hand aus und winkte Ethan zu dem bekannten Stuhl. Er hantierte an den Gerätschaften und fragte: »Irgendwelche Probleme, Mr. Stewart?«
Mit langen, sanften Fingern berührte Morris Ethans Gesicht, drehte es nach links und rechts und musterte es eingehend.
»Bisher nicht. Ich würde sagen, Ihre Theorie hat den ultimativen Test bestanden.«
Morris rollte auf dem Stuhl herum und begann, Ethans Hinterkopf in Augenschein zu nehmen. Er neigte ihn ein wenig und drückte ihn etwas zur Seite. »So bleiben, bitte«, murmelte Morris, während er sich umdrehte, um das passende Instrument zu suchen. »Ich freue mich sehr auf die Gelegenheit, Professor Ramsey persönlich kennenzulernen und ihn zu untersuchen. Ich wünschte, ich hätte schon vorhin einen Blick auf ihn werfen dürfen.«
»Ihre Chance kommt früh genug. Geduld ist eine Tugend, sagt man.« In Ethans Stimme schwang warmer Humor mit, und Morris fiel in sein glucksendes Lachen mit ein.
»Ich möchte mich für meine Begeisterung dennoch nicht entschuldigen.« Morris wählte einen Scanner aus und bewegte ihn langsam und gründlich über Ethans Kopf. Auf dem Tisch links von Morris erschien eine holografische Darstellung von Ethans Gehirn. Er betrachtete sie aufmerksam, während er den Scanner weiter über Ethans Kopf bewegte.
»Keine Bange, ich verspreche Ihnen, dass Sie ihn unter die Lupe nehmen dürfen, bevor ich ihn Valerians Leuten übergebe.«
»Wie gesagt, ich kann’s einfach nicht erwarten.« Diese Prozedur nahmen sie jedes Mal vor, wenn Ethan den Psi-Schirm aufsetzte – und jedes Mal, wenn er ihn wieder abnahm. Mittels einer sorgfältigen Überwachung der Hirnaktivität ließ sich am zuverlässigsten feststellen, ob das Gerät zu lange benutzt wurde.
»So weit, so gut, Mr. Stewart. Sie beeindrucken mich nach wie vor. Für einen nicht psi-begabten Menschen sind sie geistig geradezu erschreckend diszipliniert.«
Ethan lächelte. »Disziplin bedeutet, sich in Erinnerung zu rufen, was man will«, sagte er. Seit er ein Teenager gewesen war, hatte Ethan immer gewusst, was er wollte und es mit einer Zielstrebigkeit verfolgt, die seine Verbündeten unweigerlich verblüffte und seine Feinde am Boden zerstörte.
Morris schürzte die Lippen und nickte, dann schaltete er den Scanner ab. »Sieht alles sehr zufriedenstellend aus«, befand er. »Wann darf ich denn nun Hand anlegen an das wundersam modifizierte Gehirn des Professors?«
»Heute Abend«, antwortete Ethan. »Valerians Leute müssten in ein paar Stunden eintreffen.«
*
Dank seiner Verbindung mit Zamara war es Jake gelungen, Ethans bislang perfekten Psi-Schirm zu umgehen und in Erfahrung zu bringen, dass er heute Abend dem wandelnden Klischee eines wahnsinnigen Wissenschaftlers übergeben werden sollte.
Fliehen konnte er nicht. Der ganze Ort war eine prächtige Falle, in der feines Essen und Annehmlichkeiten als Köder dienten. Sein einziger Trost war, dass sein Gegner ihn gut gefüttert und ihm gestattet hatte, sich auszuruhen. Aber das war wirklich nur ein schwacher Trost.
Er wandte sich an den einzigen Freund, den er jetzt noch hatte: Zamara.
Was machen wir?
Wir müssen fliehen. Was ich weiß – und was nun auch du weißt –, darf nicht in die Hände von Leuten wie Valerian oder Ethan fallen. Es ist Protoss-Geschichte, Protoss-Wissen. Es gehört nur uns. Und wir werden entscheiden, ob, wann und wie wir es mit anderen teilen.
Jake verdrehte die Augen. Klingt toll. Es gibt nur ein Problem. Wie zum Teufel kommen wir hier raus?
Vertraust du mir, Jacob Jefferson Ramsey?
Jake nickte. Diesen
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