Dunkle Träume (Wächterschwingen) (German Edition)
Jamie zurück hatte und alles gut ausgegangen war, überwog.
Kapitel 30 – Gefangen
K
önig Lothaire zerrte Jenna durch die düstere Burg. J e der Winkel, jede Passage sah gleich aus. Wo steckte Dante? Wieso half er ihr nicht? Sie fühlte sich machtlos wie nie und zitterte wie Espenlaub. Was hatte der Her r scher – ihr Vater! – nur mit ihr vor?
König Lothaire, mächtigster Mann im Reich der Dunkelelfen, war ihr Erzeuger. Das wollte nicht in ihren Kopf. Dantes Warnung kam ihr ständig in den Sinn: Kommt nie ins Dunkle Land.
Hätte sie nur darauf gehört, selbst, als er sie um Hilfe gebeten ha t te! Aber dann hätte Myra mittlerweile ihr Kind verloren.
Sie war Ärztin – Leben zu retten musste über allem anderen st e hen. Nur war das im Moment kein Trost.
»Mein König!« Als ihnen eine grauhaarige Wache aufgeregt entg e geneilte, zuckte Jenna zusammen.
Der Mann verbeugte sich hastig und sagte außer Atem: »Euer Sohn kämpft gegen den Verräter, auf den Ihr wartet.«
»Kyrian«, knurrte Lothaire und sein Griff um Jennas Handgelenk zog sich schmerzhaft zu.
Als Jenna Kyrians Namen hörte und der Soldat nickte, klopfte ihr Puls noch wilder. Hatte Kyrian fliehen können oder hatte der Rat ihn entlassen, um sie zurückzuholen? Doch wieso kämpfte er gegen Dante?
»Warum habt Ihr den Prinzen nicht unterstützt, Soldat?«, fragte Lothaire.
»Mein Sohn Pyra ist bei ihm, aber er wollte keine Hilfe.«
»Wo sind sie?«
»Im Turm Eures Sohnes.«
»Nehmt die Gefangene und folgt mir!« König Lothaire schubste Jenna in die Arme des Soldaten und eilte voran durch die Burg. Die Wache brauchte sie nicht hinter sich herzuschleifen, denn Jenna rannte so schnell sie konnte. Sie wollte zu Kyrian, musste wissen, warum er gegen ihren Bruder kämpfte.
Sie liefen durch weitere Gänge und sprinteten Treppen nach oben, immer höher, bis der König plötzlich zu einer Tür kam, vor der ein wild aussehender Krieger mit Irokesenfrisur stand.
Der Elf machte sofort Platz, und Lothaire stieß die Tür auf, zog sein Schwert und teilte damit einen Teppich, der nun den Blick auf den dahinterliegenden Raum freigab.
Jenna erschrak: Ihr Bruder hatte Kyrian in seine Gewalt gebracht. Er lag unter Dante, der auf seiner Brust saß und ihm das Schwert an die Kehle hielt.
Kyrian hingegen schien seinem Tod furchtlos ins Auge zu schauen. Er wirkte kühl und gefasst. Sein Blick streifte kurz den ihren und sie glaubte, ein kurzes Aufblitzen in seinen Pupillen zu erkennen, doch dann wirkte er genauso gefasst wie zuvor.
Wollte er damit andeuten, dass niemand erfahren sollte, welche Gefühle sie füreinander hegten? Dieses Wissen ließ sich zu leicht missbrauchen.
»Worauf wartest du noch?«, fragte Lothaire.
Dante lächelte listig. »Es würde mir keine Freude bereiten, diesem Verräter mit einem winzigen Schnitt das Leben zu nehmen. Er soll einen fairen Kampf bekommen. Ich will ihn leiden sehen. Gebt mir ein Schwert für ihn!«
Dante, was tust du da? Jenna wurde es schwarz vor Augen.
Vertraue uns, wir haben einen Plan , schickte er zurück.
Deshalb wirkte Kyrian so gefasst. Beinahe war sie erleichtert.
»Das ist mein Sohn!«, rief Lothaire mit stolzgeschwellter Brust und winkte dem grauhaarigen Krieger. »Dein Schwert!«
Der Soldat warf es Dante zu, der es geschickt mit der linken Hand auffing, doch er blieb noch auf Kyrian sitzen, denn der fragte den König: »Was willst du von Jenna?«
»Meine Tochter heißt Indira, Verräter«, spie der König ihm entg e gen.
»Deine … Tochter?« Kyrians Gelassenheit verschwand schlagartig und Jennas Magen verkrampfte sich. Kyr wirkte regelrecht entsetzt.
Lothaire grunzte. »Ach, das hast du wohl nicht herausgefunden, Meisterspion?«
»Stimmt das?«, fragte Kyrian, wobei er Jenna beinahe gequält a n sah.
Mechanisch nickte sie. Himmel, ihr Erzeuger – Vater wollte sie ihn nicht nennen – war für alles Übel verantwortlich, das Kyrian wide r fahren war. Würde er sie dafür hassen?
Jenna sah, wie Kyr hart schluckte, und sich erneut an Lothaire wandte. »Ich sollte deine Tochter nur suchen, damit du sie für deine Zwecke, wie auch immer sie geartet sein mögen, missbrauchen kannst?«
»Was heißt missbrauchen«, erwiderte Lothaire. »Sie könnte meine Eintrittskarte ins Reich der Lichtelfen sein, und davon würde selbst Indira profitieren. Endlich sind wir wieder eine Familie. Wenn wir unsere Mächte bündeln, werden wir stärker als alle anderen sein.«
Oh mein Gott!
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