Dunkle Träume (Wächterschwingen) (German Edition)
Kyrian besaß mehr Muskeln und war ein wenig größer als die anderen Kämpfer. Jeder von ihnen trug eine andere Waffe: Schwert, Keule und Morgenstern. Bei Let z terem waren allerdings die Stacheln abgerundet.
Es war unfair, dass ihn alle drei gleichzeitig attackierten, doch K y rian hielt sich tapfer. Er wirbelte, ein Schwert in der Hand, um sie herum und teilte ordentliche Treffer aus. Da die Angreifer des Öft e ren Gelegenheit hatten, ihn zu töten, dachte Jenna erst, sie spielten mit ihm, bis sie begriff, dass sie ihn ausbildeten.
»Du bist zu langsam«, sagte einer der Kämpfer und löste sich plötzlich in Luft auf, nur um fast im selben Moment hinter Kyrian wieder aufzutauchen.
Jenna wusste, welche Wesen in der Lage waren, sich zu translozi e ren: Dunkelelfen.
Unruhig wälzte sie sich auf die andere Seite des Bettes und spürte ihren Puls rasen. Was hatte Kyrian mit ihnen zu schaffen? War er in ihre Gewalt geraten?
Der Kampf schien Ewigkeiten zu dauern und Kyr wurde immer schwächer. Schließlich brach er im Staub zusammen und zeigte kaum noch eine Regung, selbst als die anderen nach ihm traten.
Einer hob die Kinnklappe an seinem Helm und spuckte auf Kyr i an. »Das war schon alles?«
Sein Atem raste, seine Augen blieben geschlossen. Er gab keine Widerworte von sich, wehrte sich nicht mehr, war am Ende se i ner Kräfte.
Jenna wollte ihm gern helfen, zu ihm eilen, ihn verarzten. Doch es war längst geschehen, ein Ereignis vergangener Tage.
»Bring sie her«, befahl der Keulenträger dem Schwertkämpfer. »Mal sehen, ob das seinen wahren Kampfgeist weckt.«
Als der Krieger zurückkam, zerrte er eine schwarzhaarige junge Frau mit sich, die ein weinrotes Samtkleid trug. Ein wenig sah sie wie ein Burgfräulein aus. Sie war zierlich, hatte ein hübsches Gesicht und blasse Haut. Ihre Augen waren weit aufgerissen. »Kyrian!« Sie ve r suchte sich von der Gestalt loszureißen, doch die lachte nur dunkel und packte sie fester.
»Myra«, flüsterte Kyrian und rappelte sich auf. Schwankend kam er auf die Beine. »Es geht mir gut.«
»Gut?« Sie weinte. »Was machen sie mit dir?«
Die Keule eines Kriegers traf ihn mit voller Wucht am Obersche n kel. Sofort ging Kyrian in die Knie, das Schwert fiel in den Sand.
»Sieh her, Bastard!«, rief derjenige, der die junge Frau hielt. Er legte die Klinge an ihren Hals.
»Lasst sie in Ruhe!« Erneut rappelte er sich auf. »Sie ist König Lothaires Sklavin, ihr dürft ihr nichts tun!«
Die Krieger lachten böse. »Wir haben seine Erlaubnis.«
Der Schwertträger riss Myras Kleid an der Schulter auf. Eine zierl i che Brust kam zum Vorschein. Der Krieger legte seine Hand darauf.
»Nimm deine dreckigen Pfoten von ihr!« In rasender Wut packte Kyrian sein Schwert und lief auf den anderen zu. Die zwei übrigen Kämpfer traten ihm entgegen und Kyr kämpfte wie ein Berserker – ohne Erfolg. Sie streckten ihn nieder, bevor er das Mädchen erreic h te.
Wie tot lag er im Dreck, lediglich seine Augen verrieten, dass er noch lebte. Zitternd hielt er sie auf Myra gerichtet. Tränen liefen über seine Wangen und hinterließen helle Spuren, wo sie den Staub von der Haut wuschen.
»Kyrian!«, rief sie so herzzerreißend, dass Jennas Augen feucht wurden. War Kyr deswegen so verschlossen und kühl, weil er eine andere liebte oder geliebt hatte? War das sein Geheimnis?
Von Noir wusste Jenna, dass Gargoyles monogam lebten. Sie lie b ten nur ein Mal und dann für immer. Galt das auch für Kyrian? Wie stark war der Gargoyle-Anteil in ihm?
Der Stachel der Eifersucht bohrte sich in ihr Herz, da es offe n sichtlich war, wie nah sich die beiden standen.
Plötzlich betrat ein junger Mann die Szene. Sein langes blondes Haar und der silberfarbene Umhang glänzten im Schein der Fackeln. Um die Stirn trug er ein Lederband, auf dem ein violetter Stein fu n kelte. »Gebt mir mein Eigentum zurück!«, befahl er.
»Mein Prinz.« Die Kämpfer sanken auf die Knie.
Myra lief zu Kyrian und weinte über ihn gebeugt.
Der Schwertkämpfer versuchte sich stotternd zu rechtfertigen. »Wir hatten die Erlaubnis des Königs.«
»Mein Vater ist nicht da. Solange habe ich das Sagen, und ihr und seine Sklaven untersteht ebenfalls meinen Befehlen!« Der Prinz ging erhobenen Hauptes zu Myra und zog sie sanft am Arm. »Komm wieder in die Festung.«
»Ich muss mich um ihn kümmern!« Flehentlich sah sie den K ö nigssohn an. »Bitte, Prinz Dante. Ich werde alles für Euch mache n , wenn ich mich nur um Kyrian
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