Dunkle Träume (Wächterschwingen) (German Edition)
heißes Date mit meinem Sonnenschein und das will ich um nichts auf der Welt verpassen.«
Bevor Jenna protestieren konnte, wurde ihr schwarz vor Augen. Sie klammerte sich an den schlanken Körper ihrer Entführerin, und als sie die Augen aufschlug, befand sie sich auf dem Dach der Klinik.
Leraja machte sich von ihr los, als wäre sie eine Klette, und wischte sich Sand von ihren Lederstiefeln. »Also dann, vielleicht sieht man sich ja noch mal.« Nachdem sie salutiert hatte, war sie verschwu n den.
Schwankend lehnte sich Jenna für einen Moment an die kalte Wand neben dem Ausgang zum Dach und starrte auf eine flackernde Neonröhre in der Nähe des Hubschrauberlandeplatzes. Gänsehaut kroch über ihren Körper. Der plötzliche Klimawechsel ließ sie frö s teln. Eben war sie noch auf den Malediven gewesen, doch ihr kam es bereits vor wie ein weit zurückliegender Traum.
Wieso hatte Magnus Kenntnis von ihrer Elfenseite?
Noir – sie hatte vielleicht Antworten, schließlich war Magnus ihr engster Vertrauter. Außerdem musste Jenna wissen, wie es ihr ging. Sie öffnete die Tür und hastete die Treppen hinunter, anstatt den Aufzug zu nehmen, bis sie im richtigen Stockwerk ankam. Der Flur wirkte wie ausgestorben, daher hörte sie das Klopfen ihres Pulses in den Ohren gleich kleinen Trommelschlägen. Sie eilte durch den Gang, wobei ihre nackten Füße ein patschendes Geräusch auf dem Linoleumboden hinterließen. Sie wollte plötzlich nur noch zu Noir, mit ihr reden und endlich Antworten erhalten. Außerdem brannte sie darauf, ihr alles über Kyrian zu erzählen. Sie musste fast bis zum Ende des Ganges laufen. Noirs Zimmer lag neben der Station, die um diese Zeit unbesetzt war. Damit Noir Ruhe hatte, hatte Dad sie auf die Privatstation für Magier verlegen lassen, in der sich fast nie jemand aufhielt. Die meisten Patienten waren leicht verlet z te Wesen wie Gestaltwandler oder Vampire, die ihre Verbündeten waren, und die blieben selten über Nacht.
Vorsichtig öffnete sie die Tür und schlich an Noirs Krankenbett. Ein mattes Licht beleuchtete den Nachttisch, ansonsten lag der Raum im Dunkeln. Ben saß auf einem Stuhl und hielt den Finger an die Lippen, stand aber sofort auf, als er sie sah.
»Noir schläft endlich.«
Er trug einen weißen Kittel, sein braunes Haar war ein wenig durcheinander und Schatten lagen unter seinen grünen Augen. Auch seine Wangen wirkten eingefallen, was seinem Gesicht ein markantes und interessantes Aussehen verlieh. Er war ein attraktiver Mann, doch Jenna bereute nicht, ihre Beziehung beendet zu haben, trotz der Turbulenzen, die jetzt ihr Leben bestimmten. Für Ben gab es nur Arbeit, Arbeit, Arbeit, ständig an Vaters Seite. Er kam kaum aus der Klinik, und falls er sich tatsächlich mal ein wenig Freizeit gegönnt hatte, war es nur nach seinem Kopf gegangen.
Ben umarmte sie kurz und drückte sie an sich. »Ich bin so froh, dass es dir gut geht.«
Unter hochgezogenen Brauen musterte er Jenna, worauf sie sich nackt vorkam. Immerhin trug sie bloß den knappen schwarzen Bik i ni. Diese Dämonenelfe hatte ihr keine Zeit gelassen, sich anzuziehen.
»Ist Kyrian tatsächlich in Maidstone?«, fragte sie leise und ging auf Abstand.
Er nickte. Eifersucht funkelte in seinen Augen. Er begehrte sie noch immer, doch ihre Gedanken galten Kyrian. Und Noir. Sie sah bleich aus, aber entspannt. Jenna nahm die Krankenakte an sich und überflog sie hastig. Im Moment konnte sie nichts für Noir tun. Es ging ihr soweit gut.
»Ich bin putzmunter«, flüsterte Noir plötzlich. Ihre Lider flatterten.
»Ruh dich aus.« Jenna setzte sich zu ihr aufs Bett und griff nach i h ren eiskalten Fingern. Ein Infusionsschlauch führte am Handr ü cken hinein. Sie fühlte sich miserabel. Es war ihre Schuld, dass Noirs Fruchtblase geplatzt war.
»Mach dir keine Vorwürfe«, wisperte Noir.
Jenna lächelte müde. »Schnüffelst du in meinem Kopf herum?«
»Kann ich bei dir doch eh nicht, außerdem hat Ben mir was geg e ben, das meine Kräfte blockiert. Aber ich sehe es dir an.« Sie seufzte leise. »Wenn jemand Schuld hat, dann ich. Hätte ich dir Kyrian nicht aufgedrängt …«
Erst, als Ben sich räusperte, registrierte Jenna, dass er noch da war. Er stand auf und ging zur Tür.
»Ich hole dir was zum Anziehen.«
Jenna nickte. »Lieben Dank.« Sie hatten beide ihre Wohnungen im zwölften Stockwerk der Klinik, genau wie ihr Vater. Und Jenna hatte noch nicht all ihre Sachen aus Bens Apartment geholt. Er schien zwar
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