Dunkle Träume (Wächterschwingen) (German Edition)
ihr herum. Er schien im Dunkeln pro b lemlos zu sehen.
Jenna blieb liegen und tat so, als wäre sie wieder eingeschlafen. Dabei hatte sie ihren Traum vor Augen. Myra – es gab sie also wir k lich. Und Kyrian … Er war ein Spion. Ein Killer! Und er war wah r scheinlich für den Tod vieler Menschen verantwortlich.
Ihr Puls klopfte so laut in den Ohren, dass sie kaum noch das Ra u schen der Brandung hörte. Mit angehaltenem Atem lauschte sie, während Kyr etwas in einer fremden Sprache murmelte. Plötzlich loderte neben ihr ein Feuer hoch in den Himmel und erhellte den Strandabschnitt. Jenna blinzelte in die Flammen, die erst bläulich leuchteten und dann ihre natürliche Farbe annahmen.
Kyrian konnte dunkelelbische Magie anwenden! Ihre Kehle schnürte sich zu, immer schwerer fiel es ihr, zu atmen.
»Keine Sorge, ich wurde nicht in der großen Kunst der Magie u n terwiesen, sondern nur im Kampf. Ich habe bloß ein paar einfache Sprüche aufgeschnappt. Mehr als Feuer anzünden oder einen kurzen Verstummungszauber beherrsche ich nicht«, sagte er, bevor er, nackt wie er war, die wenigen Schritte zum Wasser ging.
Er bemerkte ihre Angst. Und er hatte ihr so viel verschwiegen. A l les, seine gesamte Identität. Jetzt wusste sie nicht mehr, ob sie ihm trauen konnte. Das schmerzte zutiefst. Diese verdammte Unsiche r heit! Die Träume – oder diese Erinnerungen – die von Dante kamen, zeigten einen kaltblütigen und berechnenden Dunkelelf. Kyrian wü r de sie benutzen, um seine geliebte Myra freizukaufen. Dante – ihr Halbbruder – war sich da sicher.
Wie sollte sie sich nun Kyrian gegenüber verhalten, wo sie wusste, dass er ein Killer war? Eine Killermaschine, wenn sie ihren Träumen trauen konnte. Er wurde jahrelang ausgebildet und beherrschte b e stimmt einwandfrei, ihr den harmlosen Goyle vorzuspielen. Sie musste einen klaren Kopf bewahren. Was wollte er wirklich von ihr?
Sie war eine Hexe und höchstwahrscheinlich zu einem Teil eine Lichtelfe. Beides Erzfeinde der Dunkelelfen. Ihr Magen verkrampfte sich. Verdammt. Hatte sie Kyrian falsch eingeschätzt? Und Noir ebenfalls? Wartete er hier mit ihr, bis andere seines Volkes sie holen kamen? Sie hatte schaurige Geschichten gehört, was Dunkelelfen Hexen und Zauberern oder allen, die sie verachteten, antaten. Ve r sklaven und töten …
Nein, wenn er sie ausliefern wollte, hätte er das längst getan.
Langsam drehte sie den Kopf und schielte zum Ufer, wo sich K y rian wusch. Dabei schaute er grinsend zu ihr.
»Ich weiß, dass du wach bist!«, rief er.
Mist, einem Wesen mit solch perfekten Sinnen konnte man nichts vormachen. Und wenn er sie so ansah, mit seinen Grübchen in den Wangen, flatterte ihr Magen nicht vor Furcht. Er hatte sich zuvor offenbart, war ehrlich zu ihr gewesen, hatte über seine dunkle Seite gesprochen. Was, wenn diese Träume oder Visionen sie bewusst verunsichern sollten?
Sie tat so, als wäre sie noch müde, gähnte und setzte sich auf. Sie konnte kaum die Augen von ihm abwenden. Sein verboten schöner Körper hielt ihren Blick gefangen.
Und seine beginnende Erektion.
Nicht ablenken lassen, ermahnte sie sich. Sie durfte ihn auf keinen Fall wissen lassen, was sie wusste, und versuchte, ein unverfängliches Gespräch zu beginnen. »Wie spät ist es?«
»Nach Mitternacht.«
»Du warst schon öfter hier?«
Er nickte, während er zurückkam und ein Stück Holz in die Fla m men warf, das neben dem Feuer gelegen hatte. »Ich brauche die Sonne, aber direkte Strahlen vertrage ich nicht. Zur Monsunzeit herrschen hier genau die richtigen Bedingungen für mich.«
Als er zum märchenhaften und beinahe unwirklichen Himmel au f sah, schielte sie auf sein Geschlecht, das zum Glück nicht mehr hart war. Sie wünschte, er würde sich etwas anziehen.
Könnte sie mit ihren mickrigen Kräften gegen ihn ankommen? Sie wollte sich nicht mal vorstellen, ihn zu verletzen. Die Heilerin in ihr war stark. Sie wollte ihn unbedingt fragen, was er in Vincents Klan suchte, ob er ihnen schaden wollte und was er sonst noch alles ve r barg – aber bei seinen intensiven Blicken wurde alles andere nebe n sächlich.
»Du siehst heiß aus in dem Teil«, raunte er.
»Bitte lenk nicht ab. Bring mich zu Noir.«
Er senkte die Stimme und sah sie nicht an, wobei er sich seine U n terhose von der Decke schnappte und hineinstieg. »Das geht nicht. Noch nicht.«
»Warum?«
»Weil es etwas gibt, das ich noch erledigen muss und ich nicht weiß, ob du mich lässt, nachdem du
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