Dunkle Verführung: Roman (German Edition)
hatte er Nick so geschätzt. Nick hatte Wren behandelt, als wäre er ganz normal.
Na und, hatte Nick gesagt, wir haben doch alle irgendwie eine Schraube locker. Zumindest badest du ab und zu mal, und ich muss nicht mit dir um Mädchen konkurrieren. Für mich bedeutet das, dass du völlig in Ordnung bist.
Nick hatte eine einzigartige Sicht der Dinge.
Wren zog sein nasses Hemd aus, als er die Treppe hinaufging. Marvin kam hinter ihm die Stufen heraufgesprungen. Auf halbem Weg nach oben durchfuhr ihn ein ungutes Gefühl.
Die Frau …
Sie steckte in Schwierigkeiten.
Durch die Kraft seines Willens trug Wren plötzlich ein schwarzes T-Shirt, als er die unmittelbare Bedrohung für sie spürte. Ohne ein Wort zu Marvin beamte er sich aus dem Gebäude hinaus auf die Straße.
2
Marguerite wurde langsamer, als sie wieder das Gefühl verspürte, aus dem Schatten heraus beobachtet zu werden. Sie ging die Chartres Street hinunter zum Jackson Square, wo sie ein Taxi nehmen und nach Hause fahren wollte, damit es nicht noch später wurde.
Sie schaute sich um und erwartete fast, Wren zu sehen.
Ihn entdeckte sie nicht, aber stattdessen vier schmuddelig aussehende Männer, die sie mit eigenartigem Interesse betrachteten. Sie hielten sich im Schatten, als ob sie nicht erkannt werden wollten. Sie bekam Angst. Die Aufmerksamkeit der Männer war deutlich zu stark auf sie gerichtet. Die Situation war bedrohlich, als die Männer direkt auf sie zukamen.
Sie sah sich nach anderen Leuten um, aber in der Nacht war niemand unterwegs.
Nicht mal eine Reisegruppe …
Es ist alles in Ordnung. Bleib da, wo es hell ist, und geh weiter. Sie werden dir nichts tun, wenn du immer schön sichtbar bist.
Sie ging rascher, als sie das Geräusch schneller Schritte hörte. Gerade, als sie sicher war, die Männer würden an ihr vorbeilaufen, griff einer von ihnen nach ihr und schleuderte sie in einen Innenhof.
Marguerite versuchte ihn wegzustoßen und wollte davonrennen.
Er schlug sie. »Her mit deiner Tasche, du Miststück.«
Sie hatte solche Angst, dass sie gar nicht auf die Idee kam, die Tasche von der Schulter zu nehmen.
Die anderen Männer rannten in den Hof und schlugen das Tor zu. Einer griff nach ihrer Tasche und riss sie ihr von der Schulter, wobei er ihr Oberteil zerfetzte.
»He«, sagte er zu den drei anderen, »wollt ihr ein bisschen Spaß mit ihr haben?«
Ehe einer von ihnen antworten konnte, lag der Sprecher schon der Länge nach auf dem Boden. Jemand trat aus dem Dunklen und gab ihr ihre Tasche zurück.
Marguerite sah den Neuankömmling an und hätte fast angefangen zu weinen, als sie Wren erkannte. Er war nicht mehr in sich zusammengesunken, sondern stand in seiner vollen Größe da … und die war eindrucksvoll. Enorm. In seinen Augen lag ein wilder Glanz, der nicht ganz normal wirkte, und er stellte sich zwischen sie und die anderen. Er sah aus, als könnte er sie alle, ohne mit der Wimper zu zucken, leicht umbringen.
Die Männer griffen an.
Sie taumelte zurück und sah staunend, wie Wren sie mit unglaublicher Geschicklichkeit abwehrte. Ein Ganove ging mit dem Messer auf ihn los. Wren packte das Handgelenk des Mannes und verdrehte es, bis es knackte und ihm das Messer aus der Hand fiel. Dann stieß er ihn so hart zur Seite, dass der Angreifer von der Wand abprallte.
Ein anderer griff Wren von hinten an und wurde kopfüber zu Boden geschleudert, und gleichzeitig griff ein weiterer Mann von hinten an und traf Wren mit voller Wucht, aber Wren schwankte oder zuckte nicht einmal. Er drehte sich zu dem Mann um und schlug ihn zurück.
Marguerite war erleichtert, bis einer der Kerle eine Pistole zog und auf sie beide zielte.
Ihr stockte der Atem, und Wren erstarrte.
Einen Augenblick später schoss der Mann. Wren stürzte sich auf ihn und schlug ihm die Waffe aus den Händen. Die anderen drei rannten davon. Der Mann fiel zu Boden und hatte es ebenfalls eilig, wegzukommen.
»Bist du in Ordnung?«, fragte Marguerite und lief zu Wren hinüber. »Hat er dich getroffen?«
»Mir geht’s gut«, sagte er und hob den Revolver auf. Er öffnete ihn, nahm die Patronen heraus und zerschmetterte die Waffe an der alten steinernen Wand. Er ließ die Reste fallen, drehte sich um, warf die Patronen in die Dunkelheit und sah sie an. »Ist dir was passiert?«
Sie war über alle Maßen erleichtert und zitterte so stark, dass sie nicht begriff, wie sie sich noch auf den Beinen halten konnte. Sie sehnte sich schmerzlich danach, ihn voller
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