Dunkle Verführung: Roman (German Edition)
Bewohner von Nicolette Peltiers Sanctuary – und davon gab es viele. Das Sanctuary existierte erst seit etwa hundert Jahren, es war als Zufluchtsort für jeden und für alle Rassen gegründet worden. Die Peltiers selbst waren Were-Bären, und der Rest der Bewohner waren Leoparden, Panther und Wölfe, sogar ein Drache war dabei. Die einzige Art, die in ihren Reihen fehlte, waren Schakale, aber die Were-Schakale waren noch eigentümlicher als die gewöhnlichen Spinner, die die Rasse der Schakale ausmachten. Und so hatten sich die Schakale von den anderen Vertretern der Were-Hunter ferngehalten.
Wie gewöhnlich war Carson in seinem Sprechzimmer und las einen medizinischen Fachtext. In menschlicher Gestalt war er wegen seines Menschenvaters ein Native American und hatte langes schwarzes Haar, das er immer mit einem schmalen Band zusammenhielt. Seine schwarzen Augenbrauen standen schräg über Augen von einem eigentümlichen Grünbraun. Heute Abend trug er einen dunkelgrünen Rollkragenpullover, einen Blazer und Jeans.
Wren ging hinüber und klopfte an das Glas der Tür, ehe er sie aufschob.
Carson sah auf. »Eine Sekunde noch, Wren.«
Wren versuchte, stehen zu bleiben, aber seine Beine gaben unter ihm nach. Im nächsten Moment verwandelte er sich in seine wahre Gestalt: halb weißer Tiger, halb Schneeleopard. Das war etwas, was er verachtete. Normalerweise suchte er sich die eine oder die andere Gestalt aus, aber da er verwundet war …
Besser schaffte er es nicht.
Mit einem Fluch sprang Carson auf und eilte zu Wren hinüber. »Was ist passiert?«
Wren konnte nicht antworten. Er bemühte sich, das Bewusstsein nicht zu verlieren, aber in dem Moment, als Carson seine Wunde berührte und ihn der Schmerz durchzuckte, wurde alles schwarz.
Carson fluchte erneut, als er das Blut auf Wrens Brust sah. Er griff zum Telefon und verständigte seine Assistentin. »Margie, komm rauf ins Behandlungszimmer. Wren ist offenbar angeschossen worden.«
Carson rief auch ein paar von den Bären von unten, die ihm halfen, Wren hochzuheben und ihn auf den Operationstisch zu legen. Obwohl Carson als ein Were-Tier stärker war als die meisten Menschen, war Wren ein extrem großer Tiger und wog gut achthundert Pfund, wenn er in Tiergestalt war. Ohne Hilfe hätte Carson die riesige Wildkatze um nichts auf der Welt vom Boden hochheben können.
Papa Peltier erschien als Erster. In menschlicher Gestalt war er an die zwei Meter zehn groß und ein furchterregender Anblick. Sein langes welliges blondes Haar umfloss ein Gesicht, das in Menschenjahren etwa vierzig Jahre alt schien, in Wirklichkeit war der Bär aber fast fünfhundert. Papa Bär trug Jeans und ein marineblaues T-Shirt, er war robust und zäh … die Art von Mann oder Bär, mit dem sich nur ein Dummkopf anlegen würde.
Er runzelte die Stirn, als er den Tiger auf dem Boden liegen sah. »Was, zum Teufel, ist passiert?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Carson, der Wren einen Druckverband anlegte. »Es ist ganz klar eine Schusswunde. Ich habe keine Ahnung, wie er sie sich zugezogen hat. Er hat an die Tür geklopft und fiel dann bewusstlos um.«
Direkt danach kamen drei der Peltier-Vierlinge herein und halfen Carson, Wren auf den Behandlungstisch zu legen. Margie kam hinzu und machte sich sofort daran, alles für die Operation vorzubereiten.
Margie Neely gehörte zu den wenigen Menschen, die wussten, wer und was die Bewohner des Sanctuary waren. Sie war klein und rothaarig und hatte als Bedienung in der Bar gearbeitet, als sie durch einen Zufall von den Weres erfahren hatte. Sie hatte so ruhig und positiv darauf reagiert, dass sie sie mit Freuden als eine der ihren angenommen hatten und ihr die Ausbildung als Carsons Assistentin finanzierten.
Dev Peltier, der wie seine Brüder eine jüngere Ausgabe seines Vaters war, trat zurück, damit Carson sich um Wren kümmern konnte. »Er war am frühen Abend in einen Streit mit ein paar Menschen verwickelt«, sagte der junge Bärenbursche. »Ich hab sie getrennt und nach Hause geschickt. Glaubt ihr, dass einer von denen zurückgekommen ist und ihm das angetan hat?«
»Nein«, sagte sein eineiiger Zwilling Remi, als er vom Tisch zurücktrat, auf den sie Wren gelegt hatten. »Das waren reiche Kotzbrocken. Die hätten es nicht gewagt, ihre Treuhandfonds für so was in Gefahr zu bringen.«
Dev seufzte. »Weil es Wren ist, wissen wir nicht, wem er auf die Nerven gegangen ist. Aber immerhin wissen wir, dass es ein Mensch war. Kein Were-Hunter
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