Dunkle Verführung: Roman (German Edition)
aber sie blieben weit genug zurück, sodass Wren das Tor erreichte. Eine Gruppe Wärter war schon dort und schloss das Tor auf. Wren übergab Johnny einer Zoowärterin, als einer der Tiger auf ihn lossprang.
»Rennen Sie!«, schrie die Wärterin.
Wren bewegte sich nicht von der Stelle, als der Tiger auf ihn sprang. Er fing ihn ab und rollte sich mit ihm über den Boden. Rex wollte nur mit Wren spielen. Er lag am Boden, den Tiger auf seiner Brust, und Rex knabberte spielerisch an Wrens Haut. Er tätschelte ihm den Kopf.
»Lass mich besser mal aufstehen, Rex«, sagte er ruhig. »Sonst holen sie sicher ein Betäubungsgewehr.«
Der Tiger leckte über sein Gesicht und lief davon. Wren stand auf und ging zurück zum Zaun.
»Was, zum Teufel, war denn das?«, fragte die Wärterin.
»Ich bin mit Tigern groß geworden«, sagte Wren. »Es sind nur große Katzen.«
»Ja«, sagte die Wärterin ungläubig. »Richtig. Sie hatten Glück, dass sie Sie nicht zu Mittag verspeist haben.«
Wren verließ das Gehege.
Als sie das Tor hinter ihm verschloss und die anderen Wärter sich um den Jungen kümmerten, kam Maggie auf Wren zugerannt. »Geht es dir gut?«
Er nickte.
Sie hielt ihn auf Armeslänge von sich und untersuchte ihn, als ob sie nicht glauben könnte, dass er vollkommen gesund war. »Ich habe gedacht, du wärst tot, als der Tiger auf dich sprang.«
»Er wollte nur einen Spielgefährten.«
»Ja, und die Hölle ist nur eine Sauna. Du hättest bei lebendigem Leib gefressen werden können.«
Er lächelte über ihren besorgten Ton. »Lebendig gefressen werden ist nicht so schlecht, es kommt nur darauf an, wer einen beißt.«
Sie errötete. »Wie kannst du dich darüber lustig machen? Was du getan hast, war unglaublich.«
Leute kamen auf sie zu und stellten Fragen, die Wren nicht beantworten wollte.
»Komm«, sagte er zu Maggie, »wir verschwinden.«
Sie nickte, nahm seine Hand und ging mit ihm zum Ausgang. Sie mussten einer Menge Leute ausweichen, die Antworten suchten, ehe sie sicher zu ihrem Auto kamen.
Marguerite fuhr Wren zurück zu ihrem Haus. »Bist du wirklich mit Großkatzen aufgewachsen?«, fragte sie.
»Ja.«
»In New York?«
An ihrem Tonfall konnte er hören, dass sie ihm das nicht glaubte. »Glaubst du mir nicht?«
»Na ja, New York ist nicht gerade bekannt für seine Wildnis.«
Wren grinste sie ironisch an. »Na gut. In Wirklichkeit bin ich wie Dr. Doolittle. Ich kann mit den Tieren sprechen. Ich weiß jederzeit, was sie denken. Ich bin in den Käfig gesprungen und habe den Tigern befohlen, zurückzuweichen. Sie haben mir gehorcht, weil ich einer von ihnen bin.«
Marguerite verdrehte die Augen. »Jetzt machst du dich lustig.«
Wren seufzte verzweifelt. Er konnte nur verlieren. Selbst wenn er ihr die Wahrheit sagte, würde sie sich weigern, ihm zu glauben. »Dann sag du es mir, Maggie. Warum haben mich die Tiger nicht getötet?«
»Bist du mal mit Löwenbändigern zusammen gewesen?«
Er lachte. »Ich bin mit dir zusammen gewesen. Ich könnte dich leicht für eine Tigerbändigerin halten.«
»Ach, vergiss es. Du wirst mir ja doch keine vernünftige Antwort geben, oder?«
Ironischerweise hatte sie ihre Antwort bekommen, sie wollte sie nur nicht hören. Das konnte er ihr nicht verübeln. In ihrer Welt waren Menschen eben Menschen und keine verkleideten Tiere. Seine Art gehörte nicht in ihre Welt. Nur sehr wenige Menschen konnten seine Welt begreifen, vom Überleben dort ganz zu schweigen.
»Ich hab dich vermisst, Maggie«, sagte er mit gedämpfter Stimme. »Seit Tagen habe ich nur noch an dich gedacht. Ich liege im Bett, und alles, woran ich denken kann, ist, mit dir zusammen zu sein und dich zu berühren.«
Sie bog in die Einfahrt ein und schaltete den Motor aus. Er fühlte ihre Irritation und Unruhe.
»Ich verstehe dich nicht, Wren«, sagte sie und sah ihn an. »Du bist einer der reichsten Menschen in diesem Land, und doch lebst du, als ob du keinen Cent hättest und arbeitest als Aushilfe ausgerechnet in einer Biker Bar. Du sagst mir, du willst mich nicht mehr sehen, und gleichzeitig sagst du mir, alles, was du willst, ist, mit mir ins Bett zu gehen. Dass du mich vermisst hast, obwohl ich tagelang kein Wort von dir gehört habe. Was steckt dahinter? Spielst du nur mit mir? Denn wenn du das tust …«
»Ich verstehe mein Verhalten auch nicht. In Ordung? Das hab ich noch nie. Bis zu dem Abend, als du ins Sanctuary gekommen bist, habe ich immer nur das Übliche getan. Ich bin aufgestanden,
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