Dunkle Verführung: Roman (German Edition)
Zoo zu erhalten. Er war ein Visionär gewesen, hatte den Zoo aus dem dunklen Zeitalter geführt und ihn in einen der führenden Zoos des Landes verwandelt.
Wohin sie auch schaute, sie sah hier die Familie ihrer Mutter.
Deshalb sah sie auch ihre Mutter.
Als ihre Mutter noch Studentin an der Tulane University gewesen war, hatte sie hier als unbezahlte Führerin gearbeitet. Sie hatte nach der Schule Tierärztin werden wollen, aber ihre Hochzeit hatte all diesen Träumen ein Ende gesetzt.
Marguerite erinnerte sich, wie ihre Mutter gelächelt und gelacht hatte, wenn sie sie hierherbrachte. Und das hatte sie nur hier getan. Sie hatte ihr Geschichten über die einzelnen Tiere erzählt, wie sie lebten und jagten. Hier hatte Marguerite Frieden gefunden.
Hier konnte sie die Gegenwart ihrer Mutter wieder spüren.
Marguerites Vater hasste diesen Ort. Für ihn war er inakzeptabel, gewöhnlich und schmutzig. Aber für Marguerite war er wunderschön.
»Du fehlst mir, Mom«, flüsterte sie, während sie zusah, wie die beiden Tiger in ihrer kleinen Welt spielten, die nach dem Vorbild der Wildnis gestaltet war.
Sie war erst zwölf Jahre alt gewesen, als ihre Mutter von ihrem Leben als Politikergattin genug hatte und eine Überdosis Antidepressiva nahm. Marguerites Vater hatte das natürlich vertuscht, sodass jedermann glaubte, es sei ein Unfall gewesen, aber sie kannte die Wahrheit. Ihr Vater hatte sich geweigert, sich von ihrer Mutter scheiden zu lassen oder auch nur getrennt zu leben. Es wäre schlecht für seine Karriere gewesen.
Ihre Mutter hatte die Vorstellung nicht ertragen, für den Rest ihres Lebens bei der Wahl ihrer Freunde und ihrer Kleider überwacht zu werden. Sie hatte ihr Schicksal selbst in die Hand genommen. Und sie hatte einen Abschiedsbrief für Marguerite hinterlassen, in dem sie ihr sagte, sie solle stärker sein, als sie selbst es gewesen war.
Folge Deinem Herzen, Marguerite. Lass Dir von niemandem vorschreiben, wie Du Dein Leben zu leben hast. Es ist das Einzige, das Du hast, mon ange. Lebe es für uns beide.
Marguerites Lippen zitterten, als die Trauer sie durchströmte. Ihre Mutter hatte eine wahrhaft wunderschöne und sanfte Seele gehabt.
Lange Zeit hatte Marguerite ihren Vater nach dem Tod ihrer Mutter gehasst. Und sie hatte auch Gott dafür gehasst, dass er sie mit ihm allein ließ. Aber als sie älter wurde, hatte sie ihn allmählich ein bisschen verstanden.
Wie Blaine und Todd war auch er den Ambitionen seiner Familie ausgeliefert. Ihr Großvater hatte das Leben ihres Vaters von dessen Geburt an bestimmt. Und das tat er in vielerlei Hinsicht auch heute noch. Selbst als einflussreicher Senator wandte sich ihr Vater immer an seinen Vater, wenn er Rat brauchte. Wenn Großvater aufgebracht war, war ihr Vater zerknirscht.
Ein einziges Mal hatte ihr Vater sich gegen seinen Vater aufgelehnt: Als er ihre Mutter geheiratet hatte.
Marguerite war noch nicht einmal sicher, ob ihr Vater ihre Mutter je wirklich geliebt hatte. Ihre Mutter war eine absolut umwerfende Frau gewesen, die Art von Schönheit, die allen den Kopf verdreht. Jeder Mann hätte sie haben wollen.
Ihr Vater hatte sich zweifellos von ihrem außergewöhnlichen Aussehen angezogen gefühlt. Ganz zu schweigen davon, dass sie als frühere Miss Louisiana und als eine Cajun mit einem Vater, der den beliebten Audubon Zoo gerettet hatte, ein großer Gewinn für einen Mann mit politischen Ambitionen war. Mit ihrer Mutter an seiner Seite hatte ihr Vater behaupten können, dass er die Bedürfnisse aller Einwohner von Louisiana kannte – von den Reichen wie von den Armen.
Ja, er kannte vielleicht deren Bedürfnisse, aber die seiner Tochter kannte er nicht, und das würde er auch nie.
»Hallo, Maggie.«
Marguerite erstarrte, als sie die tiefe, hypnotische Stimme erkannte. Sie schaute sich um und sah Wren hinter sich stehen. Er trug ein weites Jeanshemd und Jeans, und er war das Beste, was sie seit Tagen gesehen hatte. Sein blondes Haar war ein bisschen zottelig, und das Blau seines Hemdes ließ seine Augen regelrecht glühen. Der Anblick nahm ihr den Atem.
Ehe sie sich besinnen konnte, warf sie sich in seine Arme und hielt ihn fest. Sie musste die Wärme einer anderen Person spüren.
Er hätte den Zeitpunkt nicht besser wählen können.
Wren war von ihrer Reaktion schockiert. Er schlang die Arme um sie, als sie sich an ihn klammerte. Noch nie hatte sich jemand so sehr gefreut, ihn zu sehen. Er schluckte, und unbekannte Gefühle durchfluteten
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