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Dunkle Verlockung (German Edition)

Dunkle Verlockung (German Edition)

Titel: Dunkle Verlockung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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interessiert – obwohl ihr diese Vorstellung gänzlich unmöglich erschien. »Ich kann nicht fliegen«, hörte sie sich sagen; sie hatte ihn in Verlegenheit gebracht, und das war nicht ihre Absicht gewesen. »Dadurch habe ich viel Zeit zum Lesen.«
    Galen drehte sich nicht um und starrte nicht auf ihren verdrehten Flügel, der verhinderte, dass sie sich jemals würde in die Lüfte schwingen können. Im Laufe der Jahre hatte Keir, der größte Heiler der Engel, tausendfach versucht, sie zu heilen. Aber obwohl seine Kräfte in der Zwischenzeit immer größer geworden waren, nahm ihr linker Flügel immer wieder seine gleiche verdrehte Form an, so oft er auch gebrochen und gerichtet wurde, so oft er auch abgetrennt wurde, um neu nachzuwachsen. Bis sie irgendwann gesagt hatte, dass es reichte. Nie wieder. Nie wieder .
    »Deine Flugunfähigkeit«, sagte Galen, als sie gerade das schmerzhafte Echo dieser Entscheidung niederrang, die ihr einst das Herz gebrochen hatte, »ist offensichtlich.«
    Ihr Mund klappte auf. Noch nie war jemand in Bezug auf ihre Behinderung so unhöflich gewesen. Die meisten taten lieber so, als gäbe es sie überhaupt nicht, und Jessamy drängte sie nicht, es zur Kenntnis zu nehmen. Welchen Sinn sollte es haben, den Engeln um sie herum Unbehagen zu bereiten? Ihre Schützlinge – und jene, die es wie Illium einmal gewesen waren – kannten sie nur als Jessamy, die einen verdrehten Flügel hatte und bei der sie sich benehmen mussten, weil sie ihnen nicht am Himmel hinterherjagen konnte. Sie brauchte nur vor den Klassenraum zu treten und den Arm zu heben, und sofort kamen selbst die unartigsten Kinder wieder auf die Erde zurück.
    Dieser hier allerdings hätte genau das getan, wonach ihm der Sinn gestanden hätte, dachte sie, während sie den großen Mann skeptisch von der Seite betrachtete. Sie konnte sich ihn so gar nicht als einsamen Jungen an einem vom Schwerterklirren und Kampfgeschrei erfüllten Hof vorstellen.
    »Bist du schon so zur Welt gekommen?«, fragte er ziemlich direkt.
    Jessamy kam zu dem Schluss, dass er nicht unhöflich war, jedenfalls nicht absichtlich. Wie Illium gesagt hatte, gehörte das Wort »subtil« offenbar nicht zu Galens Wortschatz. »Ja.«
    »Man sagt, Keir ist ein begabter Heiler.«
    »Das ist er … Er hat sein Bestes versucht.« Und hatte sich selbst die Schuld gegeben, als er gescheitert war. Jessamy gab Keir keine Schuld. Und auch nicht ihrer Mutter, die den Anblick ihres eigenen Kindes nur schwer hatte ertragen können – wenn auch nicht aus fehlender Liebe.
    »Ihre Schuldgefühle sind zu groß«, hatte Keir damals zu Jessamy gesagt. Seine Augen wirkten dabei jung und alt zugleich, und seine Stimme war von starken Emotionen erfüllt gewesen. »Sie will es nicht hören, wenn ich ihr sage, dass es dafür keinen Grund gibt. Nichts, was sie getan oder unterlassen hat, ist dafür verantwortlich, dass sich dein Flügel auf diese Weise geformt hat.«
    Auch ihrer Tochter hatte sie eine ganze Zeit lang nicht zuhören wollen. Selbst jetzt noch lag ein quälender Schmerz auf Rhoswens zierlichem Gesicht, wenn sie den missgestalteten Flügel ihres Kindes betrachtete. Das war nur selten der Fall … und wurde immer seltener, denn die herzzerreißende Stille zwischen ihnen, entstanden aus all den unausgesprochenen Dingen, war zu einer undurchdringlichen schwarzen Mauer angewachsen.
    In diesem Moment tauchten die schweren Holztüren der Bibliothek aus dem Nebel auf, eine ebenso undurchdringliche Masse. Die Türen waren mit erlesenen Schnitzereien versehen, in denen Einlegearbeiten aus Gold nur darauf warteten, unter dem Kuss des Sonnenlichts zu erstrahlen. Galen streckte die Hand aus und zog eine der Türen auf. Die Art, wie sich die Muskelstränge in seinem Arm spannten und wölbten, ließ ihren Mund trocken werden und ihr Herz heftig gegen ihre Rippen trommeln.
    Davon erschüttert, wie heftig und prompt ihre Reaktion ausfiel – unmissverständlich körperlich und sinnlich –, wandte sie den Blick ab und streckte die Hand nach dem Buch aus.
    Er ließ es in ihre Hände gleiten. »Isst du nicht?«, fragte er, während er den Blick mit einem verwunderten Ausdruck darin über ihren Körper schweifen ließ.
    Der dunkle Impuls der Anziehung verwandelte sich in heftigen Zorn. Als junge Frau hatte sie alles in ihrer Macht Stehende versucht, um mehr Fleisch auf die Rippen zu bekommen, ohne Erfolg. Offenbar sollte sie einfach so sein. »Nein«, sagte sie mit eisiger Stimme. »Ich ziehe

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