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Dunkle Wasser

Dunkle Wasser

Titel: Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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lieber Toast oder Semmeln? Ich persönlich esse am liebsten Semmeln, besonders mit Johannisbeer- oder Orangenmarmelade.«
    Erst als wir uns alle drei an den hübschen, runden Tisch gesetzt hatten, sah er mich richtig an. Seine Augen weiteten sich vor Mitleid. Er bemerkte nicht einmal meine schöne Frisur. »Mein Gott im Himmel, Kitty, wie kann man nur ein so hübsches Gesicht zu einer Clownsmaske verunstalten. Was, zum Teufel, ist das für eine weiße Schmiere in ihrem Gesicht?«
    »Schätzchen, etwas, was du auch benutzt hättest.«
    Übelgelaunt und angewidert nahm er jetzt die Morgenzeitung in die Hand. »Kitty, laß das bitte sein, und wasche ihr nicht mehr das Gesicht. Sie kann das alleine«, tönte es hinter der Zeitung hervor, als könnte er Kitty vor lauter Ärger nicht in die Augen sehen.
    »Sie wird bald wieder in Ordnung sein, laß ihr nur Zeit«, antwortete Kitty betont sachlich, setzte sich hin und nahm sich den Zeitungsteil, den er neben sich gelegt hatte. »Okay, Heaven. Nun iß schon auf. Wir haben heut alle viel vor. Du wirst dich gut unterhalten, nicht wahr, Schätzchen?«
    »Ja«, brummte er, »aber Heaven würde sich noch besser unterhalten, wenn man sie nicht in diesem Zustand sähe.«
    Nachdem ich die Salbe abgewischt hatte, amüsierte ich mich tatsächlich bei der Besichtigung von Atlanta. Ich lernte auch das Hotel kennen, in dem Kitty ihren Salon besaß. Er war ganz in Rosa, Schwarz und Gold eingerichtet und wurde von vielen reichen Damen frequentiert, die unter rosa Trockenhauben saßen und von acht gutaussehenden Blondinen bedient wurden.
    »Sind sie nicht hübsch?« sagte Kitty stolz. »Ich mag einfach so glänzend blondes Haar, sieht so sonnig und fröhlich aus –
    nicht so trüb und farblos wie aschblond.«
    Ich zuckte zusammen, denn ich wußte, daß sie auf die Haare meiner Mutter anspielte.
    Sie stellte mich allen vor, während Cal draußen in der Hotelhalle wartete, da Kitty es nicht gerne sah, wenn er mit den Mädchen plauderte.
    Dann gingen wir einkaufen. Ich hatte den schönen, blauen Mantel an, den Cal ausgesucht hatte und der genau paßte.
    Leider war alles, was Kitty gekauft hatte – Röcke, Blusen, Pullover und Unterwäsche –, eine Nummer zu groß, und die klobigen, weißen Halbschuhe, von denen sie meinte, daß ich sie unbedingt tragen müßte, gefielen mir überhaupt nicht.
    Sogar die Mädchen in Winnerrow trugen hübschere Schuhe als diese. Ich versuchte, es Kitty zu sagen, aber Kitty bestand darauf, denn ihr fiel ein, daß sie selbst früher ähnliche getragen hatte. »Schluß jetzt! Kinder tragen keine modischen Schuhe in der Schule!«
    Als wir zurück zum Wagen gingen, war ich trotzdem glücklich über all die vielen Kleider. So viele hatte ich noch nie in meinem Leben besessen. Drei Paar Schuhe! Darunter ein Paar ausgesprochen hübsche Sonntagsschuhe für den morgigen Kirchgang.
    Wieder aßen wir in einem Schnellimbiß, was Cal keineswegs zu behagen schien. »Kitty, du weißt doch, daß ich diese fettige Pampe nicht leiden kann.«
    »Du wirfst gutes Geld aus dem Fenster, nur um damit anzugeben. Mir ist es vollkommen egal, was ich ess!
    Hauptsache, ‘s ist billig.«
    Daraufhin wurde Cal sehr einsilbig und machte eine finstere Miene und überließ es nun Kitty, mir alle Sehenswürdigkeiten zu erklären, während er uns chauffierte. »Das ist die Schule, wo du Montag hingehst«, sagte sie, als wir an einem großen Gebäude aus roten Ziegeln vorbeifuhren. »Wenn’s regnet, kannst du mit dem gelben Bus fahren und an sonnigen Tagen zu Fuß gehen. Cal, Darling, haben wir ihr alles für die Schule besorgt?«
    »Ja.«
    »Warum bist du eingeschnappt?«
    »Ich bin nicht taub. Brüll mich nicht an.«
    Sie kuschelte sich an Cal, worauf ich mich zurücklehnte, um nicht zu sehen, wie sie sich während der Fahrt küßten.
    Er räusperte sich. »Wo schläft denn Heaven heute?«
    »Bei uns, Schätzchen – hab’ ich dir’s nicht erklärt, wie wild die Hillbilly-Mädchen ‘s treiben?«
    »Yeah, hast’s mir schon erklärt«, antwortete er sarkastisch, und danach sprach er kein Wort mehr, auch dann nicht, als wir uns vor den Fernseher setzten und ich meine erste Fernsehshow in Farbe sah. Ich war atemlos vor Aufregung.
    Wie schön doch die Tänzerinnen in ihren knappen Kostümen aussahen. Als nächstes folgte ein Horrorfilm, und Cal verschwand aus dem Zimmer.
    Ich hatte gar nicht bemerkt, daß er hinausgegangen war.
    »Macht er immer, wenn er wütend ist«, bemerkte Kitty und

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