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Dunkle Wasser

Dunkle Wasser

Titel: Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Leute, die in einem Bergwerk als Aufseher oder Verwalter arbeiteten. Winnerrow war auch mit Baumwollspinnereien gesegnet – oder verflucht, die den Stoff für Bettwäsche, Tischtücher, Decken und Teppiche herstellten.
    Baumwollspinnereien, in denen die Luft mit winzigen, unsichtbaren Fädchen geschwängert war, die die Arbeiter einatmeten, so daß sie früher oder später genauso ein Lungenleiden bekamen wie die Bergarbeiter in den Kohlenminen. Nie wurden die Spinnereibesitzer dafür gerichtlich belangt – ebensowenig wie die Bergwerkbesitzer.
    Da war nichts zu machen. Man mußte seinen Lebensunterhalt verdienen. So lagen die Dinge eben. Man mußte sich eben auf das Risiko einlassen.
    Dies alles ging mir durch den Kopf, als ich die schönen Häuser anstarrte, denen einst meine ganze kindliche Bewunderung gehört hatte. Und sie hatten auch jetzt nichts von ihrer Faszination für mich verloren. Schau dir die Veranda an, hörte ich Sarah sagen. Die Stockwerke kannst du an den Fenstern zählen, den ersten, zweiten, dritten Stock. Sieh dir die Kuppeln an, einige Häuser haben zwei, drei und vier davon.
    Häuser, die so hübsch wie auf Ansichtskarten waren.
    Wieder sah ich mich nach Kitty um. Diesmal hatte sie die Augen geöffnet. »Kitty, wie geht es dir? Brauchst du irgend etwas?«
    Ihre wasserhellen Augen richteten sich auf mich. »Will nach Haus.«
    »Du bist fast zu Hause, Kitty, fast…«
    »Will nach Hause«, wiederholte sie wie ein Papagei, dem man nur diesen einen Satz beigebracht hatte. Beklommen drehte ich mich um. Warum hatte ich noch immer Angst vor ihr?
    Cal fuhr langsamer, dann bog er in die Einfahrt eines hübschen Hauses, das hellgelb und weiß angemalt war. Drei Stockwerke im reinsten Zuckerbäckerstil, wahrscheinlich um die Jahrhundertwende erbaut, mit kleinen Veranden im Erdgeschoß und im ersten Stock und einem kleinen Balkon im letzten Stockwerk, in dem sich höchstwahrscheinlich der Speicher befand. Solche Veranden gibt es auf allen vier Seiten des Hauses, erklärte Cal, während er den Wagen abbremste, ausstieg und die hintere Wagentür öffnete, damit er Kitty herausheben und auf die hohe Veranda tragen konnte, auf der Kittys Familie schon wartete.
    Warum kamen sie Kitty nicht entgegen, um sie zu Hause willkommen zu heißen? Warum standen sie nur zusammengedrängt da oben auf der Veranda und sahen Cal zu, wie er Kitty auf seinen Armen hochtrug? Kitty hatte mir erzählt, daß ihre Familie gejubelt hatte, wie sie mit dreizehn Jahren mit ihrem ersten Ehemann davongelaufen war. »Haben mich nie geliebt, keiner von ihnen«, hatte mir Kitty öfter gesagt. Die kühle, distanzierte Haltung, mit der sie Kitty erwarteten, zeigte mir, daß sie sich keineswegs sonderlich freuten, sie wiederzusehen, insbesondere als hilflose Kranke –
    aber konnte ich ihnen daraus einen Vorwurf machen? Wenn Kitty zu dem fähig gewesen war, was sie mir angetan hatte…
    wie war sie dann wohl zu ihnen gewesen? Eigentlich waren sie doch sehr großzügig, sie aufzunehmen, wirklich sehr großzügig.
    Zögernd saß ich im Wagen und wollte den kühlen, sicheren Schutzraum nicht verlassen.
    Cal trug Kitty die breiten Stufen hinauf; dabei hielt er immer wieder zwischen den weißen Balustraden inne. Die Familienmitglieder starrten Kitty lediglich an, und da niemand sonst Cal half, wollte ich es tun.
    Die Haltung erinnerte mich an die Geschichte, die Großmutter immer erzählte, wie Großvater und sie Lukes Braut erwartet und beide sie abgelehnt hatten – am Anfang zumindest. O Mutter, wie schlimm es für dich gewesen sein muß! Wie schlimm mußte es jetzt für Kitty sein.
    Ich lief die Treppe hinauf, um Cal und Kitty einzuholen und sah, wie die Familie mich anschaute. Es waren keine freundlichen Blicke, aber auch nicht gerade feindliche. Alle vier starrten Cal an, als trüge er eine unerwünschte Fremde in seinen Armen. Offensichtlich wollten sie Kitty nicht, aber trotzdem fühlten sie sich verantwortlich. Sie wollten Kitty zu sich nehmen und sich so gut wie möglich um sie kümmern…
    »bis es vorbei ist, so oder so…«
    Die große, stattliche Frau, die Kitty ähnlich sah, mußte ihre Mutter, Reva Setterton, sein. Sie trug ein hauchdünnes, glänzendes, grünes Seidenkleid mit einer Reihe von Goldknöpfen, die von oben bis zum Saum reichten. Ihre Schuhe hatten die gleiche grüne Farbe wie ihr Kleid, und natürlich war ich dummes Mädchen davon beeindruckt.
    »Wohin kann ich sie tragen?« fragte Cal und versuchte, Kittys Gewicht

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