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Dunkle Wasser

Dunkle Wasser

Titel: Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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meine deine Mutter.«
    »Wir haben kein Klo im Haus«, sagte ich patzig. »Sie ist draußen.«
    »Ach…« Seine Stimme klang schwach. Meine Unverblümtheit hatte ihn verlegen gemacht. »Wo ist dein Vater?«
    »Arbeitet irgendwo.«
    »Ich hätte wirklich gern deine Großmutter noch kennengelernt. Es tut mir leid.«
    Mir tat es auch leid – und auch Großvater, der jetzt das Schnitzmesser weglegte und aufsah; Trauer verdüsterte sein Gesicht und verdrängte die Heiterkeit, die er eben noch in Erinnerung an vergangene Bilder gefunden hatte.
    »Tom, ich hab’ alle Hände voll zu tun. Könntest du bitte heißes Wasser aufsetzen, um etwas Tee oder Kakao für Logan zu machen?«
    Tom sah mich verdutzt an; er wußte, daß wir weder Tee noch Kakao besaßen.
    Trotzdem wühlte er im Küchenschrank herum, bis er etwas Sassafras gefunden hatte, der noch von Großmutter stammte.
    Er sah Logan lange besorgt an, ehe er den Kessel aufsetzte.
    »Nein danke. Ich kann nur kurz bleiben, und der Weg zurück nach Winnerrow ist lang. Ich möchte nämlich vor Anbruch der Dunkelheit zu Hause sein, da ich mich in der Umgebung immer noch nicht so gut auskenne.« Logan lächelte mir zu und lehnte sich vor. »Heaven, sag mir doch, wie es dir geht.
    Sicherlich kann deine Mutter auf Unsere-Jane aufpassen, auch wenn sie krank ist. Und Fanny geht auch nicht mehr in die Schule. Warum?«
    »Oh«, sagte Fanny deutlich munterer, »habe ich dir gefehlt?
    Ist ja wirklich süß von dir. Wer vermißt mich noch? Erkundigt man sich, wo ich geblieben bin?«
    »Klar«, sagte Logan beiläufig und starrte mich immer noch an, »alle fragen sich, wo die zwei hübschesten Mädchen der Schule geblieben sind.«
    Mit welchen Worten konnte ich ein Leben in Hunger und Not beschönigen? Er brauchte sich ja nur umzusehen, um festzustellen, wie arm wir waren. Warum sah er eigentlich nur in meine Richtung und weigerte sich ein Zimmer anzusehen, das jegliche Bequemlichkeit vermissen ließ? »Warum trägst du eine dunkle Brille, Logan?«
    Er erstarrte. »Ich hab’ dir wohl nie erzählt, daß ich Kontaktlinsen trage. Bei der letzten Rauferei bekam ich einen Schlag auf das Auge, und dabei verletzte eine Linse meine Iris.
    Mein Augenarzt meint nun, sie soll eine Zeitlang kein starkes Licht bekommen. Wenn man aber ein Auge abdunkelt, muß man es auch mit dem anderen tun oder eine Augenbinde tragen. Aber ich ziehe eine Brille vor.«
    »Du kannst also kaum etwas sehen, nicht wahr?«
    Das Blut schoß ihm ins Gesicht. »Ehrlich gesagt, nicht sehr viel. Ich sehe dich undeutlich… ich glaube, du hast Unsere-Jane und Keith auf dem Schoß.«
    »Logan, sie ist nicht Unsere-Jane für dich… nur für uns«, protestierte Fanny. »Du nennst sie ganz einfach Jane.«
    »Ich will sie so nennen, weil Heaven sie so ruft.«
    »Kannst du mich sehen?« fragte Fanny und stand auf. Sie trug nur Unterhosen, um ihren nackten Oberkörper hatte sie verschiedene Schals von Großmutter gewickelt. Ihre winzigen Brüste hatten immerhin die Größe kleiner, grüner Äpfel erreicht. Fanny ließ die Schals achtlos zu Boden gleiten und hüpfte barfuß im Zimmer umher.
    »Zieh dich an«, befahl Tom mit rotem Gesicht. »Hast eh nicht genug, daß es was zu sehen gäbe.«
    »Krieg’ ich aber«, schrie Fanny, »größer und schöner als Heaven!«
    Logan erhob sich, um zu gehen. Er wartete auf Tom, als brauche er Hilfe, um die Tür zu finden – obwohl sie sich genau vor ihm befand. »Ich bin nur deinetwegen hierhergekommen, und wenn du keine Zeit hast, um mit mir zu sprechen, Heaven, dann komme ich nicht mehr. Ich dachte, du wüßtest, daß ich dein Freund bin. Ich bin gekommen, um dir zu zeigen, daß du mir wichtig bist, und ich habe mir Sorgen gemacht, weil ich dich so lange nicht gesehen habe. Auch Miß Deale macht sich Sorgen. Sag mir nur noch eins, bevor ich gehe… Ist wirklich alles in Ordnung? Brauchst du irgend etwas?«
    Er hielt inne und wartete auf eine Antwort. Als ich schwieg, fragte er wieder: »Habt ihr genug zu essen? Holz? Kohle?«
    »Wir haben von nichts genug!« schrie Fanny vorlaut.
    Logan sah nur mich an und nicht Fanny, die sich wieder bedeckt hatte und zusammengerollt in der Schlafdecke lag, als schliefe sie halb.
    »Wie kommst du darauf, daß wir nicht genug zu essen haben?« wollte ich wissen. Meine Stimme klang stolz und hochmütig.
    »Ich wollte mich nur erkundigen.«
    »Es geht uns prima, Logan, wirklich. Natürlich haben wir Holz und Kohle…«
    »Keine Spur!« kreischte Fanny. »Wir

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