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Dunkle Wasser

Dunkle Wasser

Titel: Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Fleisch, Kartoffeln und den Nachtisch.«
    »Das ist aber keine ausgewogene Mahlzeit«, meinte Miß Deale, ohne von ihrer Speisekarte aufzuschauen, während der Kellner mit einer anmutigen Bewegung unsere Karten vom Tisch nahm. »Für alle einen gemischten Salat und grüne Bohnen. Das dürfte gut schmecken, was meinen Sie, Mr.
    Casteel?«
    Großvater nickte nur dumpf vor sich hin und machte einen so verschüchterten Eindruck, daß ich Zweifel bekam, ob er überhaupt einen Bissen hinunterbringen würde. Soweit ich wußte, war Großvater nie »ausgegangen«.
    Es war keine gewöhnliche Mahlzeit… Es war ein Festessen!
    Riesige Salatteller wurden uns serviert. Wie gebannt starrten wir sie einige Minuten an. Ich beobachtete aus den Augenwinkeln, welche Gabel Miß Deale nahm, um es ihr nachzumachen. Tom machte es ebenso, nur Fanny pickte sich die Leckerbissen mit dem Finger heraus, bis ich sie wieder unter dem Tisch anstieß. Unsere-Jane stocherte in ihrem Salat herum, während Keith ziemlich verstört versuchte, das ungewohnte Essen ohne Tränen herunterzubringen. Miß Deale schmierte etwas Butter auf die heißen Brötchen und reichte jedem von uns eins. »Probiert das zusammen mit dem Salat; dann geht’s besser.«
    Bis an mein Lebensende werde ich mich an den Salat erinnern, voller grüner Blätter, die uns unbekannt waren, und Tomaten, sogar um diese Jahreszeit, und Maiskörner und grüner Paprika, rohe Pilze und viele andere Dinge mehr, deren Namen ich nicht kannte. Tom, Fanny und ich hatten unseren Salat bald verschlungen, wobei wir uns immer wieder heiße Brötchen aus dem Korb fischten, der dreimal nachgefüllt werden mußte. »Richtige Butter«, flüsterte ich Tom zu. »Ganz bestimmt.«
    Ehe noch Unsere-Jane, Keith und Großvater mit dem Salat fertig waren, kam das Hauptgericht.
    »Essen Sie jeden Tag so?« wollte Fanny wissen, und ihre dunklen Augen glänzten vor Begeisterung. »Ist ja direkt ‘n Wunder, daß Sie nicht fett wie ‘ne Tonne sind.«
    »Nein, Fanny, ich esse nicht jeden Tag so. Nur sonntags gönne ich mir etwas Besonderes. Jedesmal, wenn ich in der Stadt bin, werden wir ab heute zusammen essen gehen.«
    Es war zu schön, um wahr zu sein. Wir hätten glatt eine Woche von dem leben können, was uns heute aufgetischt worden war. Ich war fest entschlossen, alles aufzuessen, auch wenn es mir wie eine Riesenportion vorkam. Ich glaube, Fanny, Tom und sogar Unsere-Jane und Keith hatten den gleichen Vorsatz. Nur Großvater plagte sich mit dem Roastbeef, weil er sowenig Zähne hatte.
    Mir kamen fast die Tränen, als ich sah, mit welchem Appetit Unsere-Jane aß. Keith hatte seinen Teller in Windeseile leer gegessen, auch wenn er es etwas übertrieb, als er sich über den Teller beugte und anfing, die letzten Reste der Soße aufzulecken.
    Miß Deale legte die Hand auf meinen Arm und hielt mich davon ab, zu schimpfen. »Laß ihn doch die Soße mit einem Brot heraustunken, Heaven. Es tut mir gut, zu sehen, wie es euch schmeckt«, sagte sie freudestrahlend.
    Nachdem wir unsere Teller leer gegessen hatten, so daß sie richtiggehend glänzten, sagte sie: »Natürlich wollt ihr einen Nachtisch haben.«
    »Wir lieben Nachtisch«, tönte Fanny, worauf die anderen Gäste sich wieder nach uns umdrehten. »Ich will diesen tollen Schokoladenkuchen dort«, sagte sie und zeigte mit dem Finger auf den Nachtischwagen.
    »Und Sie, Mr. Casteel?« erkundigte sich Miß Deale mit sanfter Stimme und warf ihm einen gütigen Blick zu. »Was hätten Sie gerne zum Nachtisch?«
    Ich sah es Großvater an, daß er sich unwohl fühlte.
    Zweifellos litt er an Winden von dem ungewohnten, reichhaltigen Essen. Zudem brauchte er eine Ewigkeit, um es durchzukauen.
    »Irgendwas…«, murmelte er.
    »Ich glaube, ich esse eine Schokoladentorte«, beschloß Miß Deale. »Aber ich bin sicher, Unserer-Jane und Keith wird der Schokoladenpudding schmecken, den sie hier machen. Mr.
    Casteel, Heaven, Tom, bitte sucht euch etwas aus, sonst werden sich Fanny und ich nicht wohl fühlen, wenn wir als einzige etwas Süßes essen.«
    Torte, Kuchen, Pudding? Was sollte ich essen? Ich wählte die Torte, denn Miß Deale hatte sicher das Beste ausgesucht. Der Anblick von Fannys riesigem Stück Kuchen mit einer Portion Schlagsahne darauf, in der eine Kirsche steckte, faszinierte mich, während ich meine Torte verschlang. Aber als ich sah, wie Großvater, Unsere-Jane und Keith ihren Schokoladenpudding in bauchigen Schalen serviert bekamen, da wünschte ich mir, ich

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