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Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Dunkle Wasser in Florenz

Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Dunkle Wasser in Florenz

Titel: Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Dunkle Wasser in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Vichi
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Reifen und heulender Sirene losfuhr, doch es interessierte ihn nicht, was vorgefallen war. Er konzentrierte sich auf die Telefonrechnung, untersuchte sie aufmerksam, als stünde irgendwo als Geheimcode der Name des Mörders darauf.
    Schließlich schaute er auf und betrachtete durch das Fenster den Himmel. In Ermangelung echter Beweise hatte er nun mindestens drei Möglichkeiten: den Frontalangriff, das Spinnennetz und das Schlüsselloch. Aber was war die beste Strategie? Der Frontalangriff hatte einen großen Vorteil: den Überraschungseffekt. Man nagelte den mutmaßlichen Täter mit präzisen Beschuldigungen fest und hoffte, dass er zusammenbrach. Also ein Bluff nach allen Regeln der Kunst, aber wenn er schiefging, war es wie beim Pokern: Man verlor alles. Das Spinnennetz war eine Fleißarbeit, bei der man versuchte, den Verdächtigen mit ständigen vagen Unterstellungen weichzukochen. Natürlich funktionierte das nicht immer und hing allein vom Nervenkostüm des Verdächtigen ab. Man durfte es dabei nicht eilig haben und musste vor allem ein guter Schauspieler sein. Das Schlüsselloch war ebenfalls eine langwierige Operation, die Geduld und Geschicklichkeit erforderte. Überwachung, Beschattung, ständige Kontrollen. Und wenn man die richtige Person im Visier hatte, kam früher oder später etwas ans Licht. Das war die aufwendigste Methode, aber auch die sicherste. Man lauerte im Verborgenen, bis der Betreffende einen falschen Schritt machte …
    Als es an der Tür klopfte, schreckte Casini zusammen. Es war der Sarde, seine Augen waren von Müdigkeit umschattet. Er humpelte zu einem Stuhl und rümpfte die Nase über den stinkenden Qualm, der sich im Raum staute. Casini bemerkte es, ging aber nicht darauf ein. Er zeigte Piras die Telefonrechnung. Dann erzählte er ihm von seinem Spaziergang im Wald, dem Kätzchen und alles Übrige. Schließlich legte er Piras die drei Möglichkeiten dar, die ihnen jetzt blieben.
    »Was würdest du tun?«, fragte er, obwohl er schon eine klare Vorstellung im Kopf hatte. Der Sarde biss sich auf die Lippe, bevor er etwas sagte.
    »Die Wahrscheinlichkeit, dass der Mörder diese Telefonrechnung verloren hat, ist sehr gering, nein, sogar verschwindend gering. Aber es ist nicht unmöglich, außerdem ist es das Einzige, was wir haben. Das Beste ist, wir wählen die Methode Schlüsselloch und hoffen auf Glück.«
    »Ich bin deiner Meinung«, sagte Casini und qualmte aus dem Mund wie Godzilla. Der Sarde wedelte mit einer Hand in der Luft, um den Rauch zu vertreiben, dann ging er, ohne um Erlaubnis gefragt zu haben, zum Fenster und öffnete es.
    »Wollten Sie nicht mit dem Rauchen aufhören, Commissario?«
    »Das will ich schon, seitdem ich damit angefangen habe, Piras.«
    »Aber jetzt zwingen Sie mich mitzurauchen.«
    »Ich möchte sehen, was er für ein Typ ist.« Casini stand auf.
    »Wer?«
    »Der Metzger.«
    »Ich begleite Sie, wenn Sie gestatten«, sagte der Sarde und humpelte in Richtung Tür. Wer weiß, wie lange er noch so laufen musste. Aber im Grunde hatte er Glück gehabt, denn die Räuber hatten auf ihn geschossen, um ihn zu töten.
    Sie stiegen in Casinis Käfer und fuhren los. Es war gerade mal elf Uhr, und auf der Straße sah man fast ausschließlich Frauen, die zum Einkaufen unterwegs waren. Hinter der Cavalcavia delle Cure bogen sie in den Viale delle Mille ein. Der Kommissar hatte sich eine nicht angezündete Zigarette zwischen die Lippen geklemmt und zog daran, als würde sie brennen. Ganz in der Nähe, im Viale Volta, stand das Haus, in dem er aufgewachsen war. Die Metzgerei Panerai kannte er nicht. Vielleicht hatte es sie zu seiner Zeit dort noch nicht gegeben, oder sie war ihm einfach nie aufgefallen. Seine Mutter hatte das Fleisch immer in der Via Passavanti gekauft.
    Sie fuhren beinahe den ganzen Viale entlang und behielten die Hausnummern im Auge. Als sie fast schon das Fußballstadion erreicht hatten, entdeckten sie endlich Nummer 11/r. Metzgerei Panerai – Geflügel, Kaninchen, Wild. Sie fuhren daran vorbei und parkten vor Scheggi, dem bekanntesten Feinkostladen im Viertel.
    »Wollen wir uns danach ein belegtes Brötchen kaufen?«, fragte Casini.
    »Warum nicht«, antwortete der Sarde.
    »Warte hier auf mich.« Der Kommissar stieg aus dem Wagen und lief auf die Metzgerei zu. Auf dem Bürgersteig begegnete er einer hübschen jungen Frau mit kastanienbraunen Haaren und einem wirklich kurzen Rock, ihr Gesichtsausdruck schwankte zwischen Sanftheit und Arroganz. Er

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