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Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Dunkle Wasser in Florenz

Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Dunkle Wasser in Florenz

Titel: Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Dunkle Wasser in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Vichi
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was sie im Arnotal mitgenommen hat: tote Tiere, Bäume, zertrümmerte Möbel, Heizöltanks … Der Lungarno degli Accaioli bricht ein und an einigen Stellen sogar der Lungarno Corsini. Um acht Uhr steht in der Via dei Neri, wo Rosa wohnt, das Wasser drei Meter hoch, und es steigt weiter …
    Und wenn wir nicht so sind wie ihr,
gibt’s wohl einen Grund dafür,
und wenn ihr den nicht kennt …
was können wir denn dafür?
    Er öffnete ein Auge in der Dunkelheit, und als er das dumpfe Rauschen des Regens hörte, schnaubte er entnervt. Doch er stellte erstaunt fest, dass feine Lichtstreifen durch die Ritzen der Fensterläden hereindrangen. Es konnte doch unmöglich schon Morgen sein. Wie lange hatte er geschlafen? Mindestens zwölf Stunden. So lange wie seit seiner Kindheit nicht mehr. Der Berg aus Decken lastete nun schwer auf ihm, und ein starker Geruch von Nachtschweiß stieg ihm in die Nase. Mühsam tastete er sich über den Rand der Matratze vor und bekam den Schalter der Nachttischlampe zu fassen. Er drückte darauf, doch es blieb dunkel. Wie immer hatte er keine Ersatzglühbirnen da und würde eine aus der Flurlampe herausdrehen müssen. Aber er hatte keine Lust, die Deckenlampe einzuschalten. So kurz nach dem Aufwachen ertrug er kein zu helles elektrisches Licht. Ohne den Kopf vom Kissen zu heben, öffnete er die Nachttischschublade und holte eine Taschenlampe heraus. Die hatte er immer zur Hand, ein Tick, den er aus dem Krieg mitgebracht hatte. Er schaltete sie an und leuchtete auf das Zifferblatt seiner Uhr. Zwanzig nach acht. Es kam ihm vor, als würden unten auf der Straße Leute laut reden. Seltsam, zu dieser Uhrzeit, an einem Feiertag.
    Er fühlte sich noch schwach, aber das Fieber musste gesunken sein. Er streckte eine Hand nach dem Thermometer aus. Dann steckte er es unter die Achsel und leuchtete mit der Taschenlampe an die Decke. Er kannte jeden Riss im Verputz und jeden Fleck ganz genau. Nach und nach stieg aus dem dunklen Brunnenschacht seines Gedächtnisses eine Erinnerung ans Licht, an eine lange Regennacht im Krieg, in einem Zelt mit drei Leuten aus seinem Bataillon. Sie hatten Schnaps getrunken und über Frauen geredet. In keiner anderen Nacht der Menschheitsgeschichte wurden je so viele Lügen erzählt, aber das war nur ein Mittel gewesen, um den Gedanken an den Tod von sich fernzuhalten.
    Sechsunddreißig sieben. Er hatte das Fieber besiegt. Eine einzige Nacht hatte genügt. Schließlich war er ein Mitglied der Legion San Marco, das musste doch etwas heißen. Casini schaltete die Taschenlampe aus, drehte sich auf die Seite und schloss die Augen. Vielleicht sollte er ja lieber warten, bis der Regen aufhörte, bevor er aus dem Haus ging. Natürlich konnte er nicht auf die Piazza della Signoria zur Gedenkfeier gehen, das hätte ihm jeder Arzt verboten. Er würde jetzt noch einige Stunden schlafen und dann einen gemütlichen Tag zu Hause verbringen, würde das Nichtstun genießen, wie schon seit einer Ewigkeit nicht mehr. Eine gute Tasse Kaffee, ein paar Anrufe, ein heißes Bad … Was es wohl heute Vormittag im Fernsehen gab? Casini malte sich diese kleinen, banalen Dinge genüsslich aus, wie damals als Kind, als er auf den Gutenachtkuss der Mutter wartete. Er blieb unter den Decken in der gemütlichen Wärme liegen, begleitet von verschwommenen Erinnerungen, die in seinem Kopf pausenlos durcheinanderwirbelten. Im Dämmerschlaf kam es ihm vor, als hörte er in der Ferne eine Explosion, und er hielt es für einen Traum.
    Schließlich wurde er es leid, im Bett zu liegen, und beschloss aufzustehen. Langsam setzte er die Füße auf den Boden und gähnte. Er fühlte sich wesentlich besser als am vergangenen Abend. Als sich seine Augen an das Halbdunkel gewöhnt hatten, stand er auf. Er nahm seine Hosen vom Stuhl und schlüpfte auf unsicheren Beinen hinein. Dann ging er zum Fenster, um die Läden zu öffnen. Doch als er einen Blick durch die Ritzen warf, blieb ihm der Mund offen stehen. Die Straße hatte sich in einen Schlammfluss verwandelt, der sich rasch zur Piazza Tasso vorwärtswälzte. Casini öffnete die Läden und die Fensterflügel und sah Dutzende Menschen, die eng in ihre Mäntel gewickelt am Fenster standen. Ungläubig beobachteten sie die überflutete Straße. Genau wie er. Der Regen fiel genauso heftig wie am vergangenen Abend. Das Wasser stand schon beinahe höher als die Haustüren und riss in seinem raschen Sog Autos, Bäume, Möbeltrümmer mit sich …
    Casini hielt nach seinem Käfer

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