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Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Roman

Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Roman

Titel: Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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monoton auf das Wagendach, und die Scheinwerfer der wenigen vorüberfahrenden Fahrzeuge spiegelten sich glitzernd auf dem Asphalt.
    Nach einigen unglaublich langen Minuten des Schweigens gab sich Casini geschlagen.
    »Du hast gewonnen, Piras. Gib mir die Zigaretten wieder, ich gehe raus und rauche eine im Regen«, sagte er übertrieben dramatisch.
    »Es regnet ja gar nicht so stark.« Der Sarde reichte ihm das Päckchen. In diesem Moment meldete sich das Polizeipräsidium mit Informationen über den Besitzer der Villa: Italo Signorini, geboren am 10. November 1939, Sohn von Beatrice Ciacci und Emanuele Signorini, dem Besitzer einer Textilfabrik, beide verstorben. Ohne Vorstrafen.
    »Heute ist sein Geburtstag«, bemerkte Casini.
    »Siebenundzwanzig. Er ist wesentlich jünger als die anderen beiden«, meinte Piras leise.
    »Verfluchter Regen«, sagte der Kommissar mit einer Zigarette zwischen den Lippen. Er hatte große Lust zu rauchen, aber nicht die geringste, nass zu werden.
    Um eins hörte der Regen endlich auf. Casini hatte gerade neben dem Multipla eine Zigarette zur Hälfte geraucht, als der Fiat Flavia des Metzgers aus der Einfahrt kam, gefolgt von zwei anderen Wagen, dem Jaguar des Anwalts und einer weißen Limousine. Alle drei fuhren Richtung Florenz.
    »Ich folge der Limousine«, sagte Casini. Er rannte zu seinem Fiat 1100 und fuhr los, die Zigarette noch zwischen den Lippen. Als er am Tor vorbeikam, war das schon wieder geschlossen. Die drei Wagen fuhren langsam bis zum Ponte Rosso, während ihnen die Zivilfahrzeuge mit Abstand folgten. Der Jaguar des Anwalts hielt an der Ecke Viale Malton an. Die Beifahrertür ging auf, eine schmale Gestalt glitt aus dem Wagen und lief tänzelnd wie eine Ballerina am Mugnone entlang. Der Jaguar fuhr weiter in Richtung Piazza della Libertà.
    »Piras, hörst du mich?«
    »Ja, Commissario.«
    »Ist das der Junge vom Park?«
    »Ich glaube schon.«
    »Dann verfolg ihn. Schaff ihn unter einem Vorwand ins Präsidium, und lass ihn in meinem Büro warten.«
    »Gut, Commissario.«
    »Ich schaue mal, wo die weiße Limousine hinfährt, dann komme ich. Ende.«
    Der Jaguar war in den Viale Lavignini eingebogen, der Flavia des Metzgers fuhr in Richtung Le Cure und die weiße Limousine in den Viale Matteotti. Das hohe Verkehrsaufkommen wegen der vielen Militärfahrzeuge erleichterte ihnen die Verfolgung. Casini beschleunigte und fuhr näher an die Limousine heran. Es war ein Peugeot 404. Sicherheitshalber las er sofort das Nummern schild: FI 451025. Da er keinen Stift zur Hand hatte, versuchte er, es sich zu merken: 45 Kriegsende, 10 sein Geburtsjahr, 25 der Tag, an dem Mussolini verhaftet wurde … Kriegsende, Geburtsjahr, Verhaftung Mussolinis … Kriegsende, Geburtsjahr, Verhaftung Mussolinis …
    Der Peugeot fuhr über den Ponte San Niccolò und bog dann in den Viale Michelangelo. Nach der Kreuzung an der Via dei Bastioni blinkte er nach rechts, bremste ab, bog zwischen zwei Platanen ein und hielt direkt vor dem Tor einer großen Villa, die im Dunkeln lag. Der Kommissar verlangsamte seine Fahrt und blickte zu dem Mann, der eben den Wagen verlassen hatte. Er sah eine große, elegante Gestalt, die den Schlüssel ins Schloss des Tores steckte. Da es hinter ihm hupte, musste Casini wieder beschleunigen, und als er sich umdrehte, versperrte ihm eine Hecke den Blick. Er parkte den Fiat 1100 am Anfang der Via Tacca und ging dann auf der anderen Straßenseite zurück. Als er auf Höhe des Tores ankam, war es bereits geschlossen. Einen Moment später ging das Licht hinter zwei Fenstern im ersten Stock der Villa an.
    Casini überquerte die Straße, um den Namen auf dem Klingelschild zu lesen. Auf dem Messingplättchen stand nur ein Nachname: Sercambi. Während er zum Auto zurücklief, wiederholte er seine Eselsbrücke: Kriegsende, Geburtsjahr, Verhaftung Mussolinis … Kriegsende, Geburtsjahr, Verhaftung Mussolinis …
    Im Präsidium traf er Tapinassi, der schon im Hof auf ihn gewartet hatte. Sie hatten den Jungen aufgegriffen, der aus dem Jaguar ausgestiegen war.
    »Wo ist er jetzt?«
    »In Ihrem Büro bei Piras, Commissario.« Gemeinsam gingen sie die Treppen hoch.
    »Was ist er für ein Kerl?«
    »Eine hysterische Schwuchtel, die auch noch nachts eine Sonnenbrille trägt. Sie müssen mal riechen, wie der duftet.« Tapinassi grinste.
    »Hat er Ärger gemacht?«
    »Eigentlich nicht, aber er hat auch nicht gerade gejubelt.« Sie waren vor Casinis Bürotür angekommen, hinter der man Stimmen

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