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Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Roman

Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Roman

Titel: Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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abgesehen hatte, und jetzt machte er fast den Eindruck, als würde es ihm gefallen, mit seinen Heldentaten zu prahlen. Er rutschte geschmeidig auf seinem Stuhl hin und her und begleitete seine Worte mit ausladenden Gesten.
    »Wir hatten die ganze Villa zur Verfügung, um uns zu verstecken. Dutzende von Zimmern, den Speicher und die Kellerräume. Nach einer Weile haben die anderen nach uns gesucht und dazu gebrüllt wie der Riese aus dem Märchen: Ich rieche, rieche Menschenfleisch! oder so etwas. Und als sie uns gefunden hatten … Na ja, dann haben sie uns einen herzlichen Empfang bereitet mit dem Schrei: Es lebe der Duce!«, meinte Rovaria mit einem zufriedenen Lächeln und sah zu Casini hinüber.
    »Im Frühling ist es genauso abgelaufen?«
    »Nein, damals haben wir ein anderes Spiel gespielt.«
    »Was für eines?«
    »Ich und der nette junge Mann waren die bösen Kinder, die bestraft werden mussten, aber sonst war es genauso.«
    »Hat sich der Siebzigjährige auch beteiligt?«
    »Der Alte hat aus einer Ecke alles beobachtet und sich selbst … Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
    »Ein schöner Abend«, meinte der Kommissar angewidert.
    »Was ist schon dabei? Jeder hat eben seine Vorlieben.«
    »Das ist auch wieder wahr.«
    »Wenn man etwas nicht kennt, weiß man auch nicht, ob es einem gefällt.«
    »Sie haben recht … Warum versuchen Sie es nicht mal mit einem weniger erbärmlichen Dasein, vielleicht würde Ihnen das ja gefallen.«
    »Mein Leben ist überhaupt nicht erbärmlich.«
    »Sind Sie sich da so sicher?«
    »Und Sie? Wie können Sie es nur in diesem finsteren und staubigen Büro aushalten? Ich würde mich umbringen.«
    »Jeder nach seiner Façon«, sagte Casini. Der Junge zuckte mit den Schultern und legte den Kopf schief.
    »Kann ich jetzt gehen?«
    »Nur noch eins. Haben Sie diese netten Herrschaften auch über Kinder reden hören?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Hat sich einer von denen schon mal damit gebrüstet, einem Kind ›einen herzlichen Empfang‹ bereitet zu haben?«
    »Nach dem Verkehr hat der Dicke genüsslich erzählt, dass er in Eritrea kleine Neger gebumst hätte.«
    »Oh ja, der wahre Geist des Faschismus …«, meinte Casini leise.
    »So etwas ist mir egal.«
    »Und das Kokain, wer besorgt das?«
    »Der traurige junge Mann, glaube ich.«
    »Gut. Ich habe keine weiteren Fragen an Sie. Ein Wagen wird Sie bringen, wohin Sie wollen«, sagte Casini und stand auf. Der junge Mann erhob sich ebenfalls und richtete seinen Schal.
    »Commissario …«
    »Bitte.« Eigentlich fand er den armen Jungen ganz sympathisch.
    »Ich wollte nur sagen … na ja, also … meiner Meinung nach sind Sie ein guter Mensch.«
    »Da wäre ich mir nicht so sicher.«
    »Sie tun nur so, als wären Sie böse, aber unter der harten Schale …«
    »Lassen Sie es gut sein, Rovario.«
    »Ich meine das ernst.«
    »Ich lasse Sie nach Hause bringen.«
    »Zu freundlich«, sagte der Junge. Casini trat hinter den Schreibtisch und griff zum Telefonhörer.
    »Such Piras und schick ihn zu mir«, sagte er und legte auf.
    »Der gefällt mir gut, dieser Piras …«
    »Halten Sie sich von dieser Villa fern, Rovario. Nur ein Rat unter Freunden.«
    »Das müssen Sie mir nicht sagen.«
    »Ich werde Sie im Auge behalten, und wenn Sie mit diesen Leuten sprechen, werde ich Sie in ernsthafte Schwierigkeiten bringen.«
    »Ich schwöre bei Gott, wenn dieser Jaguar auftaucht, werde ich mich nicht blicken lassen«, sagte der Junge und küsste abergläubisch die gekreuzten Finger. Schließlich kam Piras.
    »Jemand soll diesen jungen Mann nach Hause bringen. Kümmere dich darum, und dann komm wieder her«, sagte Casini und nahm sich eine Zigarette.
    »Ja, Dottore.«
    »Leben Sie wohl, Rovario. Ich wünsche Ihnen alles Gute.« Der Kommissar reichte ihm die Hand, und der Junge schüttelte sie flüchtig.
    »Byebye, Commissario«, sagte er und verließ mit einer leichten Verbeugung hinter dem Sarden den Raum. Casini zündete die Zigarette an und ließ sich auf den Stuhl fallen. Es war fast drei.
    Falls Rovario die Wahrheit gesagt hatte, konnte er nicht allein zur Villa in der Via Bolognese gelangen. Solange die vier Freunde ihn nicht im Park Le Cascine abholten, konnte er sie also auch nicht warnen. Und wenn er gelogen hatte und genau wusste, wie er sie finden konnte? Wenn er sie informierte? Na ja, dieses Risiko musste Casini eingehen. Er konnte diesen armen Jungen schließlich nicht bis zum Sankt Nimmerleinstag ins Gefängnis sperren. Aber

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