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Dunkle Wünsche

Dunkle Wünsche

Titel: Dunkle Wünsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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einen«, sagte er feierlich. »Mason.«
    »Und
wo ist er?«
    Er
blickte mich an, und seine schmutzigbraunen Augen bekamen plötzlich etwas
Müdes. »Sie wissen aber schon erstaunlich wenig, sogar für einen Polypen,
Nicht?«
    »Sie
sind hierhergekommen, um Mason anzuschwärzen«, sagte ich kalt. »Also los!«
    »Er
hat eine Bude in der Vierten Straße, hinter dem Krankenhaus, das dort steht.«
    »Dann
ist in der Zuhälterbranche im Augenblick offenbar nicht viel herauszuholen?«
    »Keine
Ahnung.« Die massigen Schultern hoben sich. »Vierte Straße
dreihunderteinundzwanzig. Im zweiten Stock, drei D.«
    »Trotzdem
muß ich mich mit Jesse unterhalten.«
    »Nichts
zu machen.« Er wischte mit einer Handbewegung die silberflittrige Kellnerin vom
Tisch weg. »Ich muß jetzt gehen.« Er grinste und zeigte die wenigen
abgebrochenen Zähne, die sich noch in seinem Mund befanden. »Sie werden mich
doch nicht etwa aufhalten wollen, Polyp?«
    »Nicht
nötig.«
    »Hm?«
Er spähte mir aufmerksam ins Gesicht.
    »Sie
sind meiner Ansicht nach ein ehemaliger Boxer«, erklärte ich. »So wie Sie
aussehen und gebaut sind, fallen Sie auf. Ich wette, Sie vergißt nie jemand.«
    »Wovon
reden Sie eigentlich?«
    »Ihnen
zu folgen ist einfacher, als in diesem Bums hier um das Wechselgeld betrogen zu
werden«, sagte ich geduldig. »Wenn ich Sie finde, dann finde ich auch Jesse.
Nicht wahr?«
    Seine
Finger ballten sich zur Faust, während er überlegte und dann schließlich den
Kopf schüttelte. »Nichts zu machen.« Aber diesmal klang seine Stimme nicht
sonderlich zuversichtlich. »Da war noch was, was Jesse Ihnen sagen wollte.«
Seine Stirn faltete sich über ihre ganze Breite von sieben Zentimetern. »Hm! Er
hat gesagt, der Zuhälter hat das Mädchen an einen anderen Burschen abgeben
müssen, und so etwas mögen Zuhälter nicht leiden.«
    »An
welchen anderen Burschen?«
    »Das
hat Jesse nicht gesagt. Eben an einen anderen Burschen, hat er gesagt.«
    Wahrscheinlich
wäre es einfacher gewesen, sich mit einem Marsmenschen zu verständigen. Ich
holte tief und langsam Luft und versuchte es erneut. »Woher wußte Jesse, daß
ich ihn sprechen will?«
    »Jesse
weiß alles, er ist ein smarter Bursche.« Er nickte beglückt. »Ich und Jesse,
wir sind alte Kumpels. Es macht nichts aus, daß er jetzt ein großes Tier ist,
er kümmert sich prima um mich.«
    »Und
Sie sind sein Laufbursche?« brummte ich.
    »Klar!«
Er nickte erneut. »Für Jesse würd’ ich mir ‘nen Arm abhacken lassen.«
    »Und
vielleicht auch ein Mädchen abmurksen?«
    »Ich?«
Er riß die Augen auf und brach dann in ein Gelächter aus, das die
Silberflittrige, die in fünf Meter Entfernung stand, an den Rand der Hysterie
brachte. »Sie haben vielleicht Humor, Polyp. Was?«
    »Jedenfalls
sollte ich Sie eigentlich als wichtigen Zeugen festnehmen«, knurrte ich.
    Er
nahm mein halbvolles Glas in die Hand und umschloß es mit den Fingern, so daß
es völlig in seiner massiven Faust verschwand. Die Knöchel traten einen
Augenblick lang weiß hervor, dann gab es einen schwachen klirrenden Laut, und
der Whisky sickerte zwischen seinen Fingern hindurch und tropfte auf die
Tischplatte. Er öffnete die Hand wieder und ließ einen kleinen Haufen
Glassplitter vor mich hinfallen. »Wollen Sie’s wirklich versuchen und mich
festnehmen, Polyp?« fragte er.
    Ich
blickte auf die schwielige Innenfläche seiner Hand, sah, daß er nirgendwo
blutete, daß er noch nicht einmal einen Kratzer abbekommen hatte, und
schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht.«
    »Gut
so. Mir ist es nie recht, wenn jemand zu Schaden kommt.« Seine gequetschte
Stimme klang völlig aufrichtig. »Aber Jesse hat gesagt, ich soll sofort
zurückkommen. Verstehen Sie?«
    »Nein,
aber das ist ja vermutlich egal. Können Sie Jesse etwas von mir ausrichten?«
    Seine
Neandertalerstirn runzelte sich erneut, und dann nickte er bedächtig. »Ich
denke, das ist okay.«
    »Richten
Sie ihm aus, er würde uns eine Menge Zeit und Scherereien sparen, wenn er sich
mit mir unterhielte — und zwar bald!«
    »Ich
werde es ihm sagen, aber wenn Jesse mit Ihnen hätte reden wollen, wäre er selber
gekommen«, sagte er. »Ich muß jetzt gehen.« Er stand auf, und die gesamte Bar
schien einzuschrumpfen. »Trinken Sie noch ‘nen Whisky, Polyp, Sie sehen aus,
als ob Sie’s nötig hätten.«
    Die
abgebrochenen Zähne waren noch einmal kurzfristig zu sehen, und dann polterte
er aus der Bar, so daß die Bikini-Kellnerinnen nach allen

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