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Dunkle Wünsche

Dunkle Wünsche

Titel: Dunkle Wünsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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einen leicht absurden Ausdruck an, was mich verblüffte, bis
ich begriff, daß er bemüht war, bescheiden dreinzusehen. »Sie ist nämlich
verrückt nach mir, Lieutenant. Sie erzählt mir alles, das hat sie immer getan.«
    »Hat
sie Ihnen auch erzählt, daß Elinor Brooks ihren Lebensunterhalt als
professionelles Call-Girl bestritt?«
    »Was?«
Sein Unterkiefer hing einen Augenblick lang herab. »Sie machen wohl Scherze,
Lieutenant?«
    »Ich
erzähle Ihnen die Wahrheit, und ich bin keineswegs verrückt nach Ihnen«,
brummte ich.
    »Elinor
eine Hure?« Was ihn offensichtlich wurmte, war der Gedanke, daß Angela ein
Call-Girl als beste Freundin gehabt haben sollte. »Das ist einfach eine
phantastische Behauptung, Lieutenant.«
    »Aber
wahr«, sagte ich müde. »Sie hat Buch geführt! Namen, Daten und die jeweilige
Bezahlung. Einige der Kalenderseiten waren herausgerissen, und so nehme ich an,
daß einer oder mehrere Namen fehlen. Mason war aufgezeichnet. Drury, der Mann,
dem der Neandertaler gehört, ebenfalls. Wenn Angela Ihnen nichts über den Beruf
ihrer besten Freundin erzählt hat, hat sie Ihnen vielleicht noch mehr nicht
erzählt — ebensowenig wie mir und hier könnte es sich
um gefährliche Geheimnisse handeln. Warum fragen Sie sie nicht?«
    »Das
werde ich tun«, sagte er mit belegter Stimme. »Verdammt noch mal! Wenn sie sich
wegen einer blöden Loyalität der toten Elinor gegenüber in Gefahr begibt...« Er
wurde so erregt, daß er vom Bett aufstand und im Zimmer auf und ab zu gehen
begann.
    »Fühlen
Sie sich jetzt wieder okay?« erkundigte ich mich.
    »Jaja,
ausgezeichnet.« Er machte zwei weitere Schritte und zuckte zusammen. »Na,
jedenfalls beinahe ausgezeichnet. Hören Sie, Lieutenant, ich fahre jetzt sofort
zu ihr! Wenn sie etwas verschwiegen hat — irgend etwas — , dann setze ich mich sofort mit Ihnen in Verbindung.«
    »Gut«,
sagte ich. »Versuchen Sie es unter meiner Privatnummer, sie steht im
Telefonbuch.«
    »Das werde ich tun. Wissen Sie,
Angela ist verrückt genug, um die ganze scheußliche Sache für eine Art private
Blutrache zu halten.«
    »Ein Mädchen, das so mit
Gedichten in freien Versen um sich wirft, wie sie das tut, ist zu allem fähig«,
pflichtete ich bei.
    Nachdem Slater gegangen war,
durchsuchte ich die Wohnung. Es war wie Mutter Hubbards Schrank: keine
Kleidungsstücke, keine Eßwaren, keine persönlichen Habseligkeiten irgendwelcher
Art. Wenn also Mason vor zwei Tagen eingezogen war, so hatte er nichts mitgebracht.
Er hatte demnach nicht eigentlich in diesem Zimmer gewohnt, aber das
unordentliche Bett besagte, daß er darin geschlafen hatte. Das ergab keinerlei
Sinn und paßte somit zu allem übrigen, was vorgefallen war, seitdem ich am
Morgen Elinor Brooks’ Leiche vorgefunden hatte. Das H auf ihrer Stirn, das mit
dem Blut von jemand anderem aufgemalt worden war, die fehlenden Schuhe, der
dicke kleine Mann, der ihr Unterwäsche geschenkt hatte und über kein Alibi
verfügte, die exotische Tänzerin, die als Literaturstudentin begonnen hatte,
und der große Neandertaler, der sich solche Mühe gegeben hatte, mir
mitzuteilen, wo ich Mason finden würde, und sich hinterher noch größere Mühe
gegeben hatte, zu verhindern, daß ich ihn finden würde. Je mehr ich darüber
nachdachte, desto mehr gelangte ich zu der Überzeugung, daß ich meine eigene
Wohnung aufgeben und in eine Uhr ziehen sollte, wo ich lediglich jede Stunde
hinaushüpfen und »Kuckuck« zu schreien brauchte.
    Die verwelkte Blonde lehnte am
Türpfosten auf der anderen Seite des Flurs, als ich aus drei D hinaustrat. Auf
ihrem Gesicht lag ein verständnisinniger Ausdruck, als sie mir zugrinste.
    »Sie sind kein Mietekassierer«,
sagte sie selbstzufrieden. »Und Ihr Freund ist ein Säufer. Sie sind einer von
diesen Wohltätern von den anonymen Alkoholikern, darauf gehe ich jede Wette
ein.«
    »Gibt es hier einen
Hausmeister?« fragte ich sie.
    »Ist das Ihr Ernst?« Sie lachte
heiser. »Wissen Sie, was in diesem Bums hier geschieht, wenn Sie den Müll hinausstellen?
Die machen hier die Tür auf und schmeißen ihn gleich wieder herein!«
    »Jemand muß doch die Miete
einziehen«, beharrte ich.
    »Sweney. Er wohnt im Keller, wo
er hingehört, diese Kanalratte! Aber wenn der Hausmeister ist, bin ich Miss
Universum!«
    Ich traf Sweney im
Kellergeschoß an, ganz wie sie gesagt hatte, und dort unten roch es noch
katastrophaler als im Treppenhaus. Sweney war ein schrumpeliger kleiner Bursche
in einem schmutzigen

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