Dunkle Wünsche
das
glänzende schwarze Haar über die Augen hing; selbst der Schnurrbart hatte an
Schmiß verloren und sah aus, als ob er nur infolge eines Irrtums auf seine
Oberlippe gelangt wäre.
»Alles
okay, das ist der Freund, den ich gesucht habe«, erklärte ich der Blonden, die
mit herausquellenden Augen dastand. »Manchmal, wenn er getrunken hat, stolpert
er über seine eigenen Füße.« Dann machte ich ihr höflich die Tür vor der Nase
zu.
»Lieutenant
Wheeler?« Nigel Slater warf mir einen entgeisterten Blick zu, stand vollends
auf, taumelte zum Bett hinüber, plumpste darauf und vergrub das Gesicht
zwischen den Händen. »Ich dachte, er würde mich umbringen.«
»Wer?«
»Er
sah aus wie ein überdimensionaler Gorilla. Ich habe nie gewußt, daß ein Mensch
so gewaltig sein kann!
Ich
klopfte an die Tür, und er öffnete, packte mich und zerrte mich herein. Ich
hatte überhaupt keine Möglichkeit, etwas zu sagen. Er hatte mich am Hals
gepackt, und dann schlug er mich nieder.«
»Wann
ist das passiert?«
»Ich
weiß es nicht.« Er hob langsam den Kopf und zog eine schmerzliche Grimasse.
»Nur der eine Schlag, und ich war bewußtlos.«
»Erinnern
Sie sich, wann Sie hierhergekommen sind?«
»Irgendwann
um drei Viertel sechs herum, vielleicht ein paar Minuten später.«
»Es
sieht also so aus, als ob Sie mindestens zehn Minuten bewußtlos gewesen seien.
Was wollten Sie hier?«
»Ich
habe nach einem Mann namens Mason gesucht.« Er betastete sachte seine
Kinnbacken mit zwei Fingern. »Was soll das alles, Lieutenant?«
»Das
möchte ich eben wissen«, brummte ich.
»Nun,
ich bekam einen merkwürdigen Anruf von diesem Mason. Er sagte, er wisse, daß
Elinor Brooks gestern nacht ermordet worden sei, und wenn ich nicht wolle, daß
Angela dasselbe zustieße, so würde ich gut daran tun, auf ihn zu hören. Ich
sagte also okay, ich wäre bereit zuzuhören, aber dann weigerte er sich, am
Telefon mit mir zu reden. Er gab mir diese Adresse an und sagte, ich solle
sofort zu ihm kommen. Ich war mir nicht sicher, ob es sich um einen Verrückten
handelte, der versuchte, mir Angst einzujagen, aber dann überlegte ich, daß es
besser sei, wenn ich das genau herausfinden würde, und zwar schnell. Also
setzte ich mich in meinen Wagen und fuhr geradewegs hierher. Dann, wie ich
schon gesagt habe, öffnete King Kong die Tür und stürzte sich in dem
Augenblick, als er mich sah, auf mich — das war alles.«
»Vermutlich
hat der Neandertaler gleich, nachdem er die Bar verlassen hatte, seine
Absichten geändert — oder Drury hat es für ihn
getan«, sagte ich.
»Bitte
wie, Lieutenant?«
Ich
blickte in sein verdutztes Gesicht und zuckte entschuldigend die Schultern.
»Dieser Drury hat den großen Neandertaler zu mir in die Bar geschickt, damit er
mir mitteilen sollte, wo ich Mason finden würde. Der Neandertaler verließ die
Bar kurz vor mir, und irgend etwas muß ihn veranlaßt haben, seine Absichten zu
ändern. Er kam hierher, um Mason aus dem Weg zu schaffen, bevor ich eintraf,
und während beide hier in der Wohnung waren, kreuzten Sie auf. Als der
Neandertaler Sie klopfen hörte, dachte er vermutlich, ich sei es; aber
wahrscheinlich wäre es ohnehin egal gewesen, wer es war — er hatte in jedem
Fall keine Zeit, sich auf eine Diskussion einzulassen. Das einfachste war, Sie
niederzuschlagen, so daß er Mason wegbringen konnte, bevor ich hierherkam.«
»Glauben
Sie, daß Mason freiwillig mit ihm gehen wollte?« fragte Slater neugierig.
»Glauben
Sie, es hätte irgendeine Rolle gespielt, was Mason wollte oder nicht — nachdem
der große Neandertaler bereits einen Entschluß gefaßt hatte?« gab ich zurück.
»Wahrscheinlich
haben Sie recht.« Er fuhr sich mit den Händen in dem vergeblichen Bemühen,
etwas Ordnung zu schaffen, durchs Haar. »Was ist mit Angela?« Seine Augen sahen
besorgt drein. »Halten Sie es für möglich, daß Mason mir am Telefon die
Wahrheit gesagt hat und daß sie sich wirklich in Gefahr befindet?«
»Nein,
es sei denn, sie weiß etwas, was sie mir noch nicht erzählt hat«, sagte ich.
»Wie zum Beispiel den Grund, weshalb Elinor ermordet wurde, oder wer der Mörder
ist.«
»Das
weiß sie ganz sicher nicht. Nachdem Sie uns heute morgen in ihrer Wohnung
allein gelassen hatten, unterhielten wir uns eine Weile. Sie war natürlich sehr
aufgeregt, weil Elinor ihre beste Freundin gewesen war, aber ich bin ganz
sicher, daß sie, wenn sie mehr darüber gewußt hätte, es mir erzählt hätte.«
Sein Gesicht nahm
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