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Dunkle Wünsche

Dunkle Wünsche

Titel: Dunkle Wünsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Overall; und er sah aus wie etwas, dessen Existenz die
Gesundheitsbehörden in ihrer hübschen sauberen Stadt nicht für möglich gehalten
hätten. Er wußte nichts von irgend jemandem, der Mason hieß, teilte er mir mit
überschnappender Stimme mit. Johnny Ferano hatte die Miete für einen Monat im
voraus entrichtet und ihm erklärt, er verreise für eine Weile und ob es recht
wäre, wenn solange ein Freund von ihm in seiner Wohnung hause. Sweney ließ
unverblümt durchblicken, daß es ihm von seinem Standpunkt aus egal war, wer in
den Wohnungen lebte oder starb, solange nur die Miete ordnungsgemäß bezahlt
wurde. Er hatte außerdem keine Ahnung, wohin Ferano gefahren war. Alles in
allem war er eine gewaltige Hilfe.
     
     
     

VIERTES KAPITEL
     
    D er Jazzy Chassis Club verfügte an seiner Vorderfront
über ein glitzerndes blaues Neonschild mit den flirrenden Umrissen einer etwa
zweieinhalb Meter großen Riesin mit den ungefähren Körpermaßen von
zweihundertzwanzig-einhundertfünfzig-zweihundertzwanzig. Darunter flimmerten in
Leuchtschrift — falls einem das Wesentliche bis jetzt entgangen war — die
Worte: Girls, Girls, Girls! Meine deprimierte Gemütslage veranlaßte mich zu der Überlegung, ob die
kostbarsten Errungenschaften des Westens für die Zivilisation nicht aus
Striptease und Erdnußbutter bestünden.
    Ich stieg eine kurze Treppe
hinab und betrat den Club. Das
Mädchen in der Hutablage sah gekränkt drein, weil ich keinen Hut trug, und
wandte sich erneut den Problemen zu, die sie mit ihrer Akne hatte. Der
Empfangschef warf mir einen gelangweilten Blick zu, betrachtete mich dann
schärfer, und sein Gesicht belebte sich plötzlich. Das heißt, er sah nicht mehr
nur wie ein zerplatzter Billardball, sondern wie ein zerplatzter Billardball,
der noch lächeln kann, aus. Seiner Figur und seinem Gang nach — plattfüßig mit
schlaff herabhängenden Armen — taxierte ich ihn auf einen Ex-Hinausschmeißer,
und der Smoking war vermutlich geliehen.
    »Mr. Wheeler?« fragte er mit
belegter Stimme.
    »Stimmt!«
    »Miss Palmer hat mir bereits
gesagt, daß Sie kommen würden. Ich habe Ihnen einen hübschen Tisch ganz vom
reserviert, Mr. Wheeler. Miss Palmer sagte, sie werde sich gleich nach ihrem
Auftritt zu Ihnen setzen.«
    »Das ist nett«, sagte ich.
    »Für einen Freund Miss Palmers
ist uns nichts zu gut. Hier entlang, Mr. Wheeler, bitte.«
    Ich folgte ihm. Die Beleuchtung
war minimal, die Einrichtung vulgär und protzig, ich war froh, daß ich bereits
gegessen hatte. Der Empfangschef schlängelte sich zwischen den Tischen hindurch
bis vor das Podium und rückte mir einen Stuhl zurecht. Ich setzte mich, und
damit lagen zwischen der Blonden oben auf dem Podium, die langsam den
Reißverschluß ihres Abendkleids aufzog, und mir nur noch knapp anderthalb
Meter. Das Kleid öffnete sich von ihren Knöcheln bis zur Achselhöhle und sank
dann in sich zusammen. Der G-String des Mädchens glitzerte von Straß, und das
Make-up vermochte nicht ganz, ihre Blinddarmnarbe zu verdecken. Es sah ganz so
aus, als ob es eine rauschende Nacht werden würde.
    »Etwas zu trinken?« erkundigte
sich der ehemalige Hinausschmeißer.
    »Scotch auf Eis, ein bißchen
Soda«, sagte ich. »Gleich dreimal.«
    »Erwarten Sie noch Bekannte?«
    »Ich habe nur einen nervösen
Magen«, sagte ich. »Wann tritt Miss Palmer auf?«
    »Gleich, nachdem der Komiker
fertig ist.«
    »Sie haben hier einen Komiker?«
Ich schauderte bei dem Gedanken. »Wann tritt er auf?«
    »Gleich, nachdem Lulu fertig
ist.«
    Ich lehnte mich verzweifelt in
meinem Stuhl zurück, als ein glitzerndes Straß-Hinterteil in kühnem Bogen
inmitten eines wesentlichen Hüftschwungs unmittelbar an meiner Nase vorüberschwenkte.
»Ist das Lulu?«
    »Ja, Sir«, sagte er stolz. »Sie
ist ganz große Klasse.«
    »Wo?« überlegte ich laut.
»Nein, schon gut. Bringen Sie mir nur was zu trinken. Ja?«
    »Selbstverständlich, Mr.
Wheeler.«
    Lulu beendete ihre Nummer, und
ich spülte die sehr alten, sehr müden und sehr dreckigen Witze des Komikers mit
meinem Whisky hinunter. Nach etwa zehn Minuten schlug jemand aus dem Publikum
eine ungewöhnliche Methode vor, mit der das Auftreten des Komikers verbessert
werden könnte, und dieser überlegte vielleicht, daß etwas daran sein könnte,
denn er verschwand gleich darauf. Ich hoffte inbrünstig, daß er nie wiederkäme,
und wandte mich meinem dritten Scotch zu. Dann fiel das Licht eines
Scheinwerfers auf die Mitte des Podiums, und eine

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