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Dunkle Wünsche

Dunkle Wünsche

Titel: Dunkle Wünsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Sache, und Liebe ist wieder eine andere. Liebe besteht aus
beiderseitigem Geben und muß auf Treue und absolutem Vertrauen basieren, sonst
– pschttt!« Sie schnippte mit den Fingern. »Sonst verschwindet sie — wie
nichts. Die Geschichte meines Lebens und das abrupte Ende meiner Liebe zu Nigel
Slater, alles ereignete sich zum gleichen Zeitpunkt heute morgen. Ende des
Geständnisses.« Sie trank ihr Glas leer und streckte es mir dann hin. »Noch
eins, bitte.«
    Ich goß uns beiden erneut ein
und trug die Gläser zur Couch zurück. Angelas Hände waren damit beschäftigt,
den Umrissen ihrer Schenkel von Hüfte bis Knie nachzufahren, bis der frische
Drink in Reichweite kam und sie danach griff.
    »Er kann doch die Geschichte,
daß Mason ihn angerufen hat, nicht einfach erfunden haben. Oder?« sagte sie ein
paar Sekunden später.
    »Das glaube ich nicht.« Ich
setzte mich wieder neben sie. »Warum?«
    »Ich weiß nicht recht. So, wie
er heute abend gegen sieben Uhr hier hereingefegt kam, wie der weiße Ritter,
der überall Reinigungsmittel versprüht, hatte ich das gespenstische Gefühl, daß
alles nichts weiter als Theater sei. Ich weiß, die Sache mit Elinor hat meine
Nerven durcheinandergebracht; aber sein Verhalten hatte irgendwie etwas
schrecklich Unechtes. Während ich ihm zuhörte, hatte ich den Eindruck, als habe
er alles zuvor geprobt, als habe er die Worte auswendig gelernt. Es war, als ob
ich ihm bei seiner Rolle in einem Theaterstück zuhörte.«
    »Ist er denn Schauspieler?«
fragte ich höflich.
    »Nigel?« Sie begann zu lachen
und hielt dann abrupt inne. »Wenn ich es mir recht überlege, weiß ich
eigentlich gar nicht, was er ist oder was er tut. Der Gedanke, ihn zu fragen,
ist mir nie gekommen. Er war immer nur der große wunderbare Mann, in den ich
mich beinahe im ersten Augenblick verliebt hatte, und wir waren füreinander
geschaffen.« Sie nahm sich die Zeit, den Inhalt ihres Glases zu dezimieren.
»All diese Liebe und dieses gegenseitige Verstehen — keine Geheimnisse zwischen
uns — , wir wollten uns völlig vom Rest der Welt unterscheiden! Er verstand
meine zwanghafte Neigung, meinen Körper zur Schau zu stellen, daher die
exotische Tänzerin anstatt des Literaturstudiums. Ich begriff seine
fetischistischen Neigungen für Schuhe, und es machte mir nicht das geringste
aus, nur mit einem Paar Schuhe bekleidet vor ihm auf und ab zu stolzieren, wenn
ihm das Spaß machte.«
    »Fetischistische Neigungen für
Schuhe?« wiederholte ich langsam.
    »Für Schuhe mit hohen spitzen
Absätzen.« Sie zuckte die Schultern. »Ich bin kein Krafft-Ebing, aber ich
liebte ihn so sehr, daß ich für diese alberne kleine Neurose Sympathie und
Verständnis aufbrachte — dachte ich wenigstens. Vielleicht war es der Masochist
in ihm oder sonst was, aber das ist ja jetzt egal. Mir ist es jedenfalls völlig
egal, für mich ist er von jetzt an strikte Vergangenheit.« Sie trank ihr Glas
leer, als lauere ein neues Alkoholverbot hinter der Tür, und schob es mir dann
in die Hand. »Stellen Sie es bitte auf den Tisch. Ja?«
    Ich trank meinen Whisky
wesentlich bedächtiger aus, stellte beide Gläser auf den Tisch und hielt dann
die Zeit für Wheeler gekommen, in die Nacht hinauszuschreiten.
    »Wissen Sie, was ich brauche,
Al?« fragte sie plötzlich mit einer Kleinmädchenstimme. »Trost — männlichen
Trost!«
    Sie schwang plötzlich ihre Füße
auf die Couch und legte sich zurück, so daß ihr Kopf auf meinen Knien ruhte.
Dann tastete sie mit ihrer Hand nach der meinen und zog sie, einen Laut wie ein
leises katzenhaftes Schnurren von sich gebend, auf ihre feste runde Brust.
    »He, Mann!« flüsterte sie, und
ihre dunklen Augen starrten mit einer Art begierigen Eifers zu mir empor.
»Tröste mich!«
     
     
     

FÜNFTES KAPITEL
     
    D as Büro von William Waller
& Companie lag im sechsten Stock eines schicken neuen Gebäudes in der
Innenstadt. Ein silberblondes Mädchen am Empfang blickte auf meine Dienstmarke,
als ob sie unecht sei, und gab dann mürrisch zu, daß Mr. Drury da, aber im
Augenblick in einer Konferenz sei. Es war halb elf Uhr vormittags und ein
heller sonniger Morgen, die Sessel sahen recht bequem aus, und so glaubte ich,
warten zu können — zumindest fünf Minuten. Ich teilte dies der Dame mit, und
sie war davon nicht beeindruckt. Fünf Minuten lang setzte ich mich auf einen
der bequemen Sessel und las in einer Zeitschrift einen äußerst faszinierenden
Artikel über Geschlechtsangleichung — daß alle

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